Projekt

Gemeinschaftsdiagnose 2016 - 2018

Auftraggeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Projektlaufzeit: Juli 2016 - Juni 2018
Bearbeitender Bereich:
Projektteam: Tim Oliver Berg, Prof. Dr. Carla Krolage, Johanna Garnitz, Silvia Delrio, Dr. Robert Lehmann, Wolfgang Meister, Radek Šauer Ph.D., Felix Schröter, Dr. Andreas Steiner, Marc Stöckli, Dr. Klaus Wohlrabe, Prof. Dr. Timo Wollmershäuser, Dr. Anna Wolf

Die Gemeinschaftsdiagnose (GD) wird bis zum 30. Juni 2018 von den nachfolgend aufgeführten Auftragnehmern gemeinsam erarbeitet:

  • ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V. in Kooperation mit: KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich
  • Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin, in Kooperation mit: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO), Wien
  • RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Essen, in Kooperation mit: Institut für Höhere Studien Wien
  • Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle
  • Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel

 

Umfang und Inhalt der Gemeinschaftsdiagnose

Die Gemeinschaftsdiagnose analysiert und prognostiziert die wirtschaftliche Lage in Deutschland. Die Diagnosen werden zweimal jährlich, jeweils im Frühjahr und im Herbst, erstellt. Die Prognosen der Gemeinschaftsdiagnose (GD) liefern eine Orientierung für die Projektionen der Bundesregierung. Die GD ist ein gemeinsames Forschungsprojekt mehrerer Wirtschaftsforschungsinstitute. Durch ihre Zusammenarbeit werden die Analyse und die Prognose im Dialog und im Wettstreit mit verschiedenen theoretischen und methodischen Ansätzen bestmöglich fundiert.

Alle Gemeinschaftsdiagnosen beinhalten einen weltwirtschaftlichen und einen binnenwirtschaftlichen Teil. Im ersteren Teil wird die internationale Konjunkturentwicklung herausgearbeitet, die für ein exportabhängiges Land wie Deutschland besonders wichtig ist. Dazu kommt eine Darstellung der internationalen Finanzpolitik sowie der monetären Rahmenbedingungen, zu denen neben der Geldpolitik der US-amerikanischen und japanischen Notenbanken insbesondere die Zinsbeschlüsse der Europäischen Zentralbank, die Geldmengenexpansion im Euroraum und die Wechselkursentwicklung des Euro gegenüber dem US-Dollar gehören.

Der binnenwirtschaftliche Teil des Gutachtens enthält eine Analyse des aktuellen Wirtschaftsgeschehens, die wichtigsten Annahmen der Prognose und – darauf aufbauend – eine kommentierte Vorausschätzung der zentralen Kenngrößen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR), insbesondere das Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP), die Entwicklung des Staatsverbrauchs, der Ausrüstungs- und Bauinvestitionen, des Ex- und Imports sowie eine Vorausschätzung der Arbeitsmarktentwicklung, der Inflation und der Einnahmen und Ausgaben der öffentlichen Haushalte. Der Prognosehorizont der Gemeinschaftsdiagnose beträgt je nach Fertigstellungstermin bis zu zehn Quartale. Zusätzlich wird eine Mittelfristprognose zum Wachstumspfad der deutschen Wirtschaft in den nächsten fünf Jahren erstellt (Mittelfristprojektion). An die Prognosekapitel schließt sich eine Stellungnahme zur Wirtschaftspolitik an. Die wirtschaftspolitischen Überlegungen und Empfehlungen erstrecken sich auf die Kernbereiche Geld- und Finanzpolitik sowie auf strukturpolitische Maßnahmen, die für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung von Bedeutung sind.

Methodische Vorgehensweise

Das ifo Institut setzt auf eine Prognose, die in der umfragebasierten Konjunkturforschung verankert ist und aktuelle empirische Methoden und theoretische Modelle nutzt. Für die Prognose der sehr kurzen Frist, also die Schätzung des Bruttoinlandsprodukts für das laufende und das kommende Quartal, betont das ifo Institut die Bedeutung umfragegestützter Indikatoren, berücksichtigt aber auch andere Frühindikatoren, z.B. aus der amtlichen Statistik. Für die Prognose der Weltwirtschaft und der wichtigsten Regionen wird insbesondere der Ifo World Economic Survey (WES) herangezogen. Für die Deutschlandprognose spielen die umfangreichen Ergebnisse des ifo Konjunkturtests sowie weiterer ifo-Unternehmensbefragungen eine zentrale Rolle.

Im Bereich der Prognosemethodik wird dem Problem der Modellunsicherheit sowohl in der aktiven Forschung als auch in der Prognosepraxis besondere Beachtung geschenkt. Einen Schwerpunkt bilden Verfahren der Prognosekombination, die dem Aspekt der Modellunsicherheit Rechnung tragen und die es ermöglichen, die Fülle verfügbarer Indikatoren effizient zu nutzen. Dieser Ansatz wird insbesondere für die Schätzung des Bruttoinlandsprodukts und wichtiger Aggregate der Entstehungs- und Verwendungsseite im laufenden und im kommenden Quartal eingesetzt. Aber auch für darüber hinausgehende Prognosehorizonte wird eine Fülle alternativer Modelle verwendet, um mit Hilfe von Gegenkontrollen Modellunvollkommenheiten rechtzeitig erkennen zu können. Dabei wird auf unterschiedliche Modelltypen aus der Zeitreihenanalyse, der Ökonometrie und der angewandten Makroökonomik zurückgegriffen. So kommt seit einigen Jahren vermehrt ein eigens am ifo Institut entwickeltes und für die deutsche Volkswirtschaft geschätztes DSGE(Dynamic Stochastic General Equilibrium)-Modell zum Einsatz.

Die Vielfalt der Prognosemodelle und Analyseverfahren wird in einem iterativ-analytischen Verfahren mit dem vorhandenen Expertenwissen zusammengeführt und zu einer inhaltlich und rechnerisch konsistenten Prognose verdichtet. Dies geschieht im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, denen daher ein besonderer Stellenwert eingeräumt wird und deren Fortentwicklung vom ifo Institut auf nationaler wie auch regionaler Ebene wissenschaftlich begleitet wird.

Datenquellen

Statistisches Bundesamt, Deutsche Bundesbank, Bundesagentur für Arbeit, Europäische Zentralbank, Eurostat, IWF, OECD sowie eigene Berechnungen.

Ergebnisse

Regelmäßige Veröffentlichung im ifo Schnelldienst.

Zahlen zur Investitionstätigkeit ausgewählter Wirtschaftsbereiche in den ifo Konjunkturperspektiven.

Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2016

Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem moderaten Aufschwung. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesem Jahr um 1,9 Prozent und im kommenden Jahr um 1,4 Prozent zulegen. Im Jahr 2018 dürfte die Expansionsrate bei 1,6 Prozent liegen. Die gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten sind damit im Prognosezeitraum etwas stärker ausgelastet als im langjährigen Mittel. Dennoch sind es derzeit weniger die Unternehmensinvestitionen, die den Aufschwung tragen, vielmehr ist es weiterhin in erster Linie der Konsum, der vom anhaltenden Beschäftigungsaufbau profitiert. Angesichts der Herausforderungen durch die Flüchtlingsmigration, aber auch vor dem Hintergrund der langfristigen Belastungen für die deutsche Wirtschaft, wie sie insbesondere im Zusammenhang mit der demographischen Entwicklung absehbar sind, ist eine Neuausrichtung der Politik dringend angezeigt. Die Institute bekräftigen ihre Forderung nach einer Orientierung an langfristigen Zielen. Investive Ausgaben für Sach- und insbesondere für Humankapital sowie eine beschäftigungsfreundliche Entlastung bei den Steuern und Sozialbeiträgen würden das Produktionspotenzial erhöhen.

Publikationen

Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose, "Deutsche Wirtschaft gut ausgelastet – Wirtschaftspolitik neu ausrichten"ifo Schnelldienst 69 (19), 2016, 03–60 | PDF Download

Nierhaus, Wolfgang, "Preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt: Zur Veröffentlichungspraxis im Gemeinschaftsgutachten"ifo Schnelldienst 61 (09), 2008, 15–18 | PDF Download

Nierhaus, Wolfgang und Jan-Egbert Sturm, "Methoden der Konjunkturprognose"ifo Schnelldienst 56 (04), 2003, 7–23 | PDF Download

Nierhaus, Wolfgang, "Die Gemeinschaftsdiagnose der Wirtschaftsforschungsinstitute"ifo Schnelldienst 55 (08), 2002, 40–42 | PDF Download

Kontakt
Prof. Dr. Timo Wollmershäuser, Stellvertretender Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen

Prof. Dr. Timo Wollmershäuser

Stellvertretender Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen und Leiter Konjunkturprognosen
Tel
+49(0)89/9224-1406
Fax
+49(0)89/907795-1406
Mail