Projekt

Konsequenzen einer protektionistischen Handelspolitik der USA

Auftraggeber: Bertelsmann Stiftung
Projektlaufzeit: April 2017 – September 2017
Bearbeitender Bereich:
Projektteam: Professor Dr Erdal Yalcin, Prof. Dr. Gabriel J. Felbermayr, Marina Steininger

Fragestellung und Ziele

Die neue US-Administration hat mit der Amtsübernahme Präsident Trumps eine detaillierte Analyse der amerikanischen Handelsbeziehungen initiiert. Ziel ist die Identifizierung „unfairer Handelspraktiken“, die vermeintlich durch andere Nationen zunehmend eingesetzt werden und in der Folge “gut bezahlte“ amerikanische Arbeitsplätze zunehmend vernichten bzw. zu vernichten drohen. In dieser politischen Diskussion sind vor allem die regional wichtigsten US- Handelspartner Mexiko und Kanada ins Visier der kritischen US-Administration geraten. Ferner ist Kritik an den sehr hohen Handelsüberschüssen Chinas und Deutschlands im Handel mit den USA zu vernehmen. Im Falle Chinas unterstellt die US-Administration eine unfaire Handelspolitik in Form von Subventionen und zugleich eine Diskriminierung von US-Unternehmen in China. Im Falle Deutschlands wird der geringe Wille, US-Produkte zu konsumieren, als Problem kritisiert.

Im Rahmen dieser Studie werden mögliche protektionistische Handelspolitiken der USA unter Heranziehung historischer Daten simuliert. Auf Basis der vorliegenden Ergebnisse ist eine umfassende Bewertung der politischen Debatte und insbesondere ihrer Sinnhaftigkeit möglich.

Die Studie illustriert, dass die USA im Vergleich zu ihren Handelspartnern relativ niedrige Zölle erheben. Zugleich wird deutlich, dass die USA parallel zu dieser liberalen Zollpolitik in den letzten Jahren stets ein hohes Handelsdefizit, vor allem im Güterhandel, vorzuweisen haben. Dieses makroökonomische Ungleichgewicht ist bei acht der zehn wichtigsten US-Handelspartner zu beobachten.

Diese Studie kann klarstellen, dass eine Abschottung des US-amerikanischen Marktes in allen diskutierten Hauptszenarien langfristig insbesondere die US-Wirtschaft negativ treffen würde. Ferner wird dargestellt, dass eine protektionistische Handelspolitik mit großer Wahrscheinlichkeit eine weltweite Vergeltungspolitik gegen die USA nach sich ziehen würde. Der drohende ökonomische Schaden fällt in solch einem Szenario erneut für die USA besonders negativ aus.

Die Studie illustriert, dass die USA in der Tat mit ökonomischen Ungleichgewichten konfrontiert sind, insbesondere mit hohen Handelsdefiziten, die zunehmend zu Verstimmungen in einzelnen Industrien innerhalb der USA führen. Zugleich wird aber aus der Studie auch deutlich, dass die Lösung für solche wirtschaftlichen Herausforderungen nicht in einer protektionistischen Handelspolitik zu finden ist, im Gegenteil. Eine solche Politik würde die Probleme auf lange Sicht nur verschärfen.

Methodische Vorgehensweise

CGE Modell
Strukturelle Gravitationsgleichung.

Datenquellen

Handelsdaten (UN Comtrade)
Zolldaten (WITS Datenbank).

Ergebnisse

Aus der Studie geht eine klare Politikempfehlung hervor: dass die USA die angedrohte protektionistische Handelspolitik im eigenen Interesse nicht weiterverfolgen sollten. Zugleich ist eine neue Kooperation zwischen den USA und den wichtigsten Handelspartnern, wie China, Deutschland und den NAFTA-Partnern, eine sinnvollere Strategie. Erste Schritte in diese Richtung sind beispielsweise im „Global Forum“ zur weltweiten Reduktion von Stahlüberkapazitäten und Dumping zu finden. Solche neuen Koordinationsplattformen werden zunehmend notwendig und bieten auch den bestehenden internationalen Institutionen, wie der WTO , neue wichtige Aufgabenbereiche.

Die USA sind der Architekt des globalen, regelbasierten, multilateralen Handelssystems. Konsequent hat das Land die drei Säulen des internationalen Wirtschaftssystems – Weltbank, Währungsfonds und Welthandelsorganisation – vorangetrieben. Es ist an der Zeit, dass führende Industrienationen die USA in diesem Kurs unterstützen, um eine Umkehr im freien Welthandel zu vermeiden. Gerade Profiteuren der US-Politik in der Nachkriegszeit, wie Deutschland, Europa und Japan, fällt eine besondere Verantwortung zu.

Publikationen

Monographie (Autorenschaft)
Gabriel Felbermayr, Marina Steininger, Erdal Yalcin
ifo Institute, Munich, 2017
ifo Forschungsberichte / 89