ifo Bildungsbarometer

ifo Bildungsbarometer 2020: Deutsche sind für mehr Einheitlichkeit und Vergleichbarkeit im Bildungssystem

Wie steht die deutsche Bevölkerung zum Thema Bildungsföderalismus? Welche staatliche Ebene sollte für Bildungspolitik zuständig sein? Und welche Maßnahmen zur Vereinheitlichung und besseren Vergleichbarkeit im Bildungssystem werden unterstützt? Diese und weitere Fragen untersucht das ifo Bildungsbarometer 2020.

Bildungspolitische Entscheidungen sollten von der Bundesregierung getroffen werden

Das ifo Bildungsbarometer 2020 legt einen besonderen Schwerpunkt auf das Thema Bildungsföderalismus. Bildung ist in Deutschland Ländersache. Entgegen der aktuellen Regelung sprechen sich jedoch 60 Prozent der Deutschen dafür aus, dass bildungspolitische Entscheidungen stattdessen grundsätzlich von der Bundesregierung getroffen werden. Auch in der Bildungsfinanzierung wünscht sich die deutsche Bevölkerung - im Vergleich zu den derzeitigen Finanzierungsanteilen - mehr Engagement des Bundes: So sollten nach Meinung der Befragten 38 Prozent, 41 Prozent bzw. 49 Prozent der Finanzierung für Kindertagesbetreuung, Schulen bzw. Hochschulen vom Bund kommen. Geringere Finanzierung wünschen sich die Deutschen hingegen von den Ländern (34 Prozent, 38 Prozent bzw. 35 Prozent).

Zudem unterstützen die Deutschen mehrheitlich politische Initiativen zur stärkeren Vereinheitlichung des Bildungssystems. 70 Prozent sprechen sich (sehr oder eher) für die Einrichtung eines Nationalen Bildungsrats aus, der nicht-verbindliche Empfehlungen für die Bundesländer erarbeiten soll. Ebenfalls mehrheitsfähig ist der Abschluss eines Bildungsstaatsvertrages, der von allen Bundesländern gemeinsam beschlossen wird und für alle Länder verbindliche Vorgaben enthalten soll. 83 Prozent sind dafür, 42 Prozent sind sogar „sehr dafür“. Auch konkretere Maßnahmen zur Vereinheitlichung des Schulsystems werden mehrheitlich befürwortet, wie etwa die automatische Anerkennung (85 Prozent) oder Vereinheitlichung (90 Prozent) der Lehrer*innenausbildungen zwischen den Bundesländern, sowie die Aufhebung des Kooperationsverbots im Schulbereich (73 Prozent dafür).

Erhöhung der Vergleichbarkeit

Auch Vergleichbarkeit wird mehrheitlich verstärkt eingefordert: Eine überwältigende Mehrheit von 88 Prozent findet es wichtig, dass Schülerleistungen zwischen den Bundesländern vergleichbar sind. Dementsprechend befürworten große Teile der Bevölkerung Reformvorschläge zur Erhöhung der Vergleichbarkeit. Absolute Mehrheiten gibt es etwa für die Einführung von regelmäßigen Schülervergleichstests in allen Schulformen (76 Prozent), deutschlandweit einheitliche Abschlussprüfungen im Haupt- und Realschulabschluss sowie im Abitur (85 Prozent bis 89 Prozent), deutschlandweit einheitliche Lehrpläne in der gymnasialen Oberstufe (88 Prozent) oder das „Gemeinsame Kernabitur“ in Mathematik, Deutsch und Englisch (83 Prozent).

ifo Grafik, ifo Bildungsbarometer, Wie stehen die Deutsch zu Nationalem Bildungsrat und Bildungsstaatsvertag, 2020
ifo Grafik, ifo Bildungsbarometer, Wie wichtig sind den Deutschen vergleichbare Schülerleistungen zwischen Bundesländern? 2020

ifo Pressekonferenz

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Pressekonferenz ifo Bildungsbarometers 2020

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Diskussion Pressekonferenz ifo Bildungsbarometers 2020

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Begrüßung Pressekonferenz ifo Bildungsbarometers 2020

Pressekonferenz: 05.08.2020

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Pressekonferenz: ifo Bildungsbarometer - Sonderauswertung Corona

Projekt

Das ifo Bildungsbarometer wurde vom ifo Zentrum für Bildungsökonomik im Rahmen des von der Leibniz-Gemeinschaft geförderten SAW-Projekts „Die politische Ökonomie der Bildungspolitik: Erkenntnisse aus einer Meinungsumfrage“ entwickelt und wurde in diesem Jahr durch den Sonderforschungsbereich Transregio 190 der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt. Basis des ifo Bildungsbarometers ist eine jährliche Meinungsumfrage. Im Jahr 2020 wurden hierfür mehr als 10.000 Personen befragt, die eine repräsentative Stichprobe der erwachsenen Bevölkerung zwischen 18 und 69 Jahren in Deutschland darstellen.

Projekt
Leibniz Gemeinschaft
Januar 2014 - Dezember 2017

Publikation

Aufsatz in Zeitschrift
Ludger Wößmann, Vera Freundl, Elisabeth Grewenig, Philipp Lergetporer, Katharina Werner, Larissa Zierow
ifo Institut, München, 2020
ifo Schnelldienst, 2020, 73, Nr. 09, 25-39
Aufsatz in Zeitschrift
Ludger Wößmann, Vera Freundl, Elisabeth Grewenig, Philipp Lergetporer, Katharina Werner
ifo Institut, München, 2020
ifo Schnelldienst, 2020, 73, Nr. 09, 40-48

Schlagworte

Bildungsföderalismus, Vergleichbarkeit, Nationaler Bildungsrat, Bildungsstaatsvertrag, Kooperationsverbot, Gemeinsames Kernabitur, Zentralabitur, Bildungspolitik

Kontakt
Prof. Dr. Ludger Wößmann

Prof. Dr. Ludger Wößmann

Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomik
Tel
+49(0)89/9224-1699
Fax
+49(0)89/907795-1699
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