Randstad-ifo-Personalleiterbefragung

Personalpolitische Herausforderungen im Krisenjahr 2022 – welche Maßnahmen ergreifen deutsche HR-Abteilungen? (2. Quartal 2022)

Im zweiten Quartal befasste sich die Randstad-ifo-Personalleiterbefragung mit den personalpolitischen Auswirkungen durch die aktuellen Ereignisse rund um den Krieg in der Ukraine und dem Umgang der Unternehmen mit dieser Situation. Welche Maßnahmen treffen Unternehmen, um den steigenden (Energie-)Kosten sowie der Inflation entgegenzuwirken und dadurch Entlastung für das Unternehmen selbst, aber vor allem auch für die Beschäftigten zu schaffen. Ein weiterer Augenmerk lag auf lohnspezifischen Aspekten: Wurden Löhne bereits erhöht, und wie steht es um Bonuszahlungen? Ein weiterer Punkt ist die Integration geflüchteter Menschen aus der Ukraine in den Arbeitsmarkt.

Entlastung der Beschäftigten durch Homeoffice und Tankgutscheine

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass viele Unternehmen sich auch nach der akuten Phase der Corona-Pandemie auf flexiblere Arbeitsmodelle einstellen. Während der Corona-Pandemie 2020 arbeiteten den Konjunkturumfragen des ifo Instituts zufolge rund ein Drittel der Beschäftigten zumindest teilweise aus dem Homeoffice. Dieser Anteil reduzierte sich laut den Daten vom Mai 2022 auf etwa ein Viertel. In der Personalleiterbefragung gaben 62% der befragten Unternehmen an, Remote-Arbeit bei Büroarbeiten oder vergleichbaren Tätigkeiten für durchschnittlich 6,7 Tage im Monat anzubieten. Die meisten Homeoffice-Tage mit 7,9 im Monatsdurchschnitt bekommen Angestellte in Dienstleistungsunternehmen. Die Möglichkeit von Remote-Arbeit in Unternehmen steigt proportional zur Unternehmensgröße an. Die durchschnittlich bewilligten Tage pro Monat hingegen sinken mit aufsteigender Größenklasse. Während die Möglichkeit für das Arbeiten über Remote bei Bürotätigkeiten in größeren Firmen fast immer vorhanden ist, zeigen sich kleinere Betriebe in der Regel großzügiger bei den durchschnittlich pro Monat bewilligten Tagen – dies allerdings bei einer gleichzeitig weniger verbreiteten Möglichkeit der Nutzung. Eine vorübergehende Ausweitung von Homeoffice-Regelungen befürworten jedoch lediglich 19% der befragten Unternehmen, durchschnittlich beträgt die Aufstockung in diesen Unternehmen 8,5 Tage pro Monat. Weitere Unterstützungsmaßnahmen finden am ehesten in Form von Tankgutscheinen statt – nicht nur die Bundesregierung versucht, Autofahrer*innen so zu unter die Arme zu greifen, sondern auch zum Teil die befragten Unternehmen. Ein Drittel setzt bei der Unterstützung von Mitarbeitenden auf die monetäre Entlastung an der Zapfsäule in Form von Tankgutscheinen. Überwiegend werden auf Seiten der Unternehmen jedoch keine besonderen Maßnahmen ergriffen, um Angestellte zu unterstützen bzw. Betriebskosten einzusparen.

Infografik, Maßnahmen zur Unterstützung der Angestellen, Randstad-ifo-Personalleiterbefragung, 2. Quartal 2022
Infografik, Maßnahmen zur Unterstützung der Angestellen, Randstad-ifo-Personalleiterbefragung, 2. Quartal 2022
Infografik, Anteil an Unternehmen, die Remote-Arbeit für durchschnittlich x Tage pro Monat anbieten, randstad-ifo-Personalleiterbefragung
Infografik, Anteil an Unternehmen, die Remote-Arbeit für durchschnittlich x Tage pro Monat anbieten, randstad-ifo-Personalleiterbefragung

Eines von fünf Unternehmen zahlt Inflationsausgleich

Ende 2021 berichteten drei von vier der befragten Unternehmen von geplanten Lohnsteigerungen im Jahr 2022: 78% der Befragten berichteten, dass in ihrer Belegschaft insgesamt die Löhne um durchschnittlich 4,7% steigen werden (vgl. Randstad-ifo-Personalleiterbefragung im 4. Quartal 2021). Mittlerweile haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aufgrund der steigenden Energie- und Produktionskosten und einer Verschärfung der Inflation seit Jahresbeginn deutlich verändert. Nichtsdestotrotz erfolgte im Großteil der Firmen die Lohnanpassung bereits im Lauf der ersten Jahreshälfte 2022 (37%) bzw. soll diese wie geplant durchgeführt werden (47%). Mehrheitlich wurden Boni bereits an die Angestellten weitergegeben bzw. wird dies im Laufe des Jahres erfolgen. Einen Inflationsausgleich hingegen fassen nur knapp ein Fünftel der Unternehmen ins Auge. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass jedes vierte Unternehmen dies als nicht relevant sieht oder dies nicht umsetzen wird.

Infografik, Entwicklung lohnspezifischer Aspekte für das laufende Jahr, Randstad-ifo-Personalleiterbefragung, 2. Quartal 2022
Infografik, Entwicklung lohnspezifischer Aspekte für das laufende Jahr, Randstad-ifo-Personalleiterbefragung, 2. Quartal 2022

Integration von geflüchteten Menschen aus der Ukraine in den Arbeitsmarkt

Die größten Chancen am Arbeitsmarkt dürften den Angaben der Umfrageteilnehmenden zufolge qualifizierte Fachkräfte haben, insbesondere in Firmen mit einer Größe von 250–499 Beschäftigten. Nach Wirtschaftsbereichen aufgeschlüsselt zeigen sich die Industrieunternehmen am zuversichtlichsten. Lediglich 9% sehen kein Potenzial, im Handel und im Dienstleistungssektor hingegen sind es jeweils sogar 14%. Allerdings erwarten über die Hälfe der befragten HR-Verantwortlichen Hemmnisse bei der Einstellung geflüchteter Personen aus der Ukraine. Mit deutlichem Vorsprung wird dabei die fehlende Sprachkenntnis als größtes Hindernis gesehen, gefolgt von bürokratischen Hürden und mangelnden Qualifikationen. Bei letzteren spielen wohl auch die schwierige Anerkennung von ukrainischer Abschlüsse/Zertifikate eine zentrale Rolle. Unter die Kategorie „Sonstiges“ fallen Themen wie fehlender Bedarf an Arbeitskräften, Ausbleiben entsprechender Bewerbungen oder sonstige soziale Aspekte. Als weitere Begründung nennen die Unternehmen auch Bedenken hinsichtlich der Aufenthaltsdauer. Die befragten Firmen gehen eher davon aus, dass diese Menschen früher oder später wieder zurück in ihre Heimat gehen möchten.

Infografik, Hemmnisse bei der Einstellung Geflüchteter aus der Ukraine, Randstad-ifo-Personalleiterbefragung, 2. Quartal 2022
Infografik, Hemmnisse bei der Einstellung Geflüchteter aus der Ukraine, Randstad-ifo-Personalleiterbefragung, 2. Quartal 2022
Personalleiterbefragung Juli 2022, ifo Institut
Personalleiterbefragung Juli 2022, ifo Institut

Publikation

Aufsatz in Zeitschrift
Julia Freuding, Johanna Garnitz
ifo Institut, München, 2022
ifo Schnelldienst, 2022, 75, Nr. 07, 36-39
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