ifo Bildungsbarometer

ifo Bildungsbarometer 2022: Deutsche befürworten Weiterbildung, um mit dem Strukturwandel Schritt zu halten

Sehen sich die Deutschen eher auf der Gewinner- oder der Verliererseite des Strukturwandels? Wie schätzen sie den Bedarf an Weiterbildung in ihrem Beruf ein? Was halten die Deutschen von einem Rechtsanspruch auf Weiterbildung? Und sind sie für verpflichtende Weiterbildungsmaßnahmen? Diese und weitere Fragen untersucht das ifo Bildungsbarometer 2022.

Einige Befunde des ifo Bildungsbarometers 2022

Über die Hälfte der Deutschen (54%) meinen, dass es durch den Strukturwandel mehr Verlierer*innen als Gewinner*innen gibt. Allerdings sehen sich lediglich 27% selbst auf der Verliererseite des Strukturwandels. Entsprechend sehen 62% der Deutschen einen steigenden Bedarf an beruflicher Weiterbildung für alle Arbeitnehmer*innen, jedoch nur 48% für Personen im eigenen Beruf. In Bezug auf die eigene Weiterbildungsperspektive sind die Einschätzungen der Deutschen sowohl bei den von den Arbeitgeber*innen gebotenen Möglichkeiten als auch bei den empfundenen Notwendigkeiten sehr gespalten.

Knapp drei Viertel der Deutschen (72%) halten berufliche Weiterbildungen für gute Maßnahmen, um mit dem Strukturwandel Schritt zu halten. Die Entscheidung darüber, welche Weiterbildungen absolviert werden, sollte nach Ansicht der Befragten vor allem durch die Arbeitnehmer*innen selbst getroffen werden, während die Kosten sowohl bei spezifischen als auch bei allgemeinen Weiterbildungen vor allem durch die Arbeitgeber*innen übernommen werden sollten. Deutliche Zustimmung zeigt sich für die staatliche Förderung von Betrieben, die Weiterbildungen ermöglichen, sowie für Ausbildungsprämien und Weiterbildungsstipendien. Verschiedene Reformvorschläge bezüglich des Weiterbildungssystems treffen auf klaren Zuspruch: Gut drei Viertel der Deutschen (77%) sind für einen Rechtsanspruch auf Weiterbildung aus einem Katalog von Angeboten, den die Unternehmen vorlegen. Ebenfalls etwa drei Viertel (76%) sind dafür, ein Weiterbildungssystem mit einheitlichen Zertifikaten und vergleichbaren Abschlussprüfungen ähnlich wie im Ausbildungssystem einzuführen. 63% sprechen sich für verpflichtende jährliche Weiterbildungen in Berufen aus, die vom Strukturwandel besonders betroffen sind. Auch eine Ausweitung von staatlichen Informationskampagnen wie dem Versand von Informationsbroschüren zum Thema Weiterbildung ist sehr erwünscht (64%).

Digitale Kompetenzen werden von einer relativen Mehrheit für die wichtigste Fähigkeit gehalten, um mit dem Strukturwandel Schritt zu halten. Im Einklang damit wird auch im Schulbereich die Vermittlung von digitalen Grundfähigkeiten an Grund- und weiterführenden Schulen mehrheitlich befürwortet. Insgesamt unterstützen die Deutschen zahlreiche Maßnahmen, die darauf abzielen, dem Strukturwandel und dem Fachkräftemangel durch umfangreichere Weiterbildung zu begegnen.

Infografik, Bildungsbarometer 2022, wie sehen die Deutschen den Strukturwandel
Infografik, Bildungsbarometer 2022, wie sehen die Deutschen den Strukturwandel
Infografik, bildungsbarometer 2022, Wie sollte das Weiterbildungssystem gestaltet werden
Infografik, bildungsbarometer 2022, Wie sollte das Weiterbildungssystem gestaltet werden

Projekt

Das ifo Bildungsbarometer wurde vom ifo Zentrum für Bildungsökonomik im Rahmen des von der Leibniz-Gemeinschaft geförderten SAW-Projekts „Die politische Ökonomie der Bildungspolitik: Erkenntnisse aus einer Meinungsumfrage“ entwickelt und wurde in diesem Jahr durch den Sonderforschungsbereich Transregio 190 der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt. Basis des ifo Bildungsbarometers ist eine jährliche Meinungsumfrage. Im Jahr 2022 wurden hierfür mehr als 4.000 Personen befragt, die eine repräsentative Stichprobe der erwachsenen Bevölkerung zwischen 18 und 69 Jahren in Deutschland darstellen.

Projekt
Leibniz Gemeinschaft
Januar 2014 - Dezember 2017
Aufsatz in Zeitschrift
Katharina Werner, Vera Freundl, Franziska Kugler, Philipp Lergetporer, Katharina Wedel, Ludger Wößmann
ifo Institut, München, 2022
ifo Schnelldienst, 2022, 75, Nr. 09, 56-69

Schlagworte

Weiterbildung, Strukturwandel, Digitalisierung, Bildungspolitik.

Kontakt
Prof. Dr. Ludger Wößmann

Prof. Dr. Ludger Wößmann

Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomik
Tel
+49(0)89/9224-1699
Fax
+49(0)89/907795-1699
Mail
Das könnte Sie auch interessieren