Economic Experts Survey (EES)

Economic Experts Survey: Starker Anstieg der globalen Inflationserwartungen (3. Quartal 2022)

Welche Erwartungen haben Ökonom*innen weltweit an die zukünftige Preisentwicklung? Inwieweit schlagen sich geopolitische Herausforderungen und die Energiekrise in steigenden Inflationserwartungen von Expert*innen  nieder? Die aktuelle Welle des Economic Expert Survey (EES) des ifo Instituts und des Schweizer Instituts für Wirtschaftspolitik untersucht Inflationserwartungen von Ökonom*innen auf globaler Ebene. Das Ergebnis: Weltweit werden hohe Inflationsraten erwartet. Dabei stiegen die Inflationserwartungen gegenüber den Erwartungen im Vorquartal deutlich an.

Weltweite Inflationserwartungen deutlich gestiegen

Für 2022 liegt die erwartete Inflationsrate im weltweiten Mittel bei 9,5%. Dies ist der Median der durchschnittlich erwarteten Inflationsraten auf Länderebene. Der Median wird verwendet, weil sich die erwarteten Inflationsraten regional sehr stark unterscheiden und in individuellen Ländern und Regionen wie in Afrika drastisch höher sind als im Rest der Welt.

Economic Experts Survey: Starker Anstieg der globalen Inflationserwartungen (3. Quartal 2022)
Economic Experts Survey: Starker Anstieg der globalen Inflationserwartungen (3. Quartal 2022)

Notiz: Die Abbildung zeigt die erwarteten Inflationsraten im weltweiten Mittel für die Jahre 2022 (9,5%), 2023 (7,5%) und 2026 (5,0%). Dargestellt sind ist der Median der Durchschnitte auf Länderebene.  

Die im dritten Quartal erwartete durchschnittliche Rate von 9,5% stellt einen deutlichen Anstieg im Vergleich zur erwarteten Rate von 7,7% im zweiten Quartal dar. Sollten die Expert*innen Recht behalten, läge die Inflationsrate für 2022 um 6,7 Prozentpunkte höher als die von der Weltbank angegebene durchschnittliche Inflationsrate im vergangenen Jahrzehnt (2010 bis 2019). Auch für die kommenden Jahre rechnen die Expert*innen mit weltweit hohen Inflationsraten. So bleiben die Erwartungen an zukünftige Preissteigerungen hoch. Mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 7,5% im Jahr 2023 wird nur ein leichter Rückgang im Vergleich zu 2022 erwartet (Erwartung in Q2: 6,2%). Dass die Inflation längerfristig hoch bleiben könnte, zeigen die Inflationserwartungen für 2026. Dort rechnen die Teilnehmenden noch immer mit einer stark erhöhten Inflationsrate von 5,0% (Erwartung in Q2: 4,5%).

Economic Experts Survey: Starker Anstieg der globalen Inflationserwartungen (3. Quartal 2022)
Economic Experts Survey: Starker Anstieg der globalen Inflationserwartungen (3. Quartal 2022)

Notiz: Die Abbildung zeigt das arithmetische Mittel der erwarteten Inflationsraten in den Regionen für das Jahr 2022. 

Economic Experts Survey: Starker Anstieg der globalen Inflationserwartungen (3. Quartal 2022)
Economic Experts Survey: Starker Anstieg der globalen Inflationserwartungen (3. Quartal 2022)

Notiz: Die Abbildung zeigt das arithmetische Mittel der erwarteten Inflationsraten in den Regionen für das Jahr 2023. 

Economic Experts Survey: Starker Anstieg der globalen Inflationserwartungen (3. Quartal 2022)
Economic Experts Survey: Starker Anstieg der globalen Inflationserwartungen (3. Quartal 2022)

Notiz: Die Abbildung zeigt das arithmetische Mittel der erwarteten Inflationsraten in den Regionen für das Jahr 2026. 

Deutliche Unterschiede ergeben sich beim Blick auf die Erwartungen in den einzelnen Regionen der Welt. Für 2022 werden in Ostafrika (knapp 60%), Nordafrika (47%), Südamerika und Westasien (jeweils 30%) die höchsten Preissteigerungen erwartet. In Südostasien (5,6%), Ostasien (5,9%), und Ozeanien (6,8%), aber auch in Nordamerika (7,2%) und Westeuropa (7,3%) liegen die Inflationserwartungen für 2022 hingegen deutlich unter dem globalen Durchschnitt.

Es zeigen sich auch drastische regionale Unterschiede innerhalb der Kontinente. So liegen zum Beispiel die Inflationserwartungen in Osteuropa (19%) mehr als doppelt so hoch wie in Westeuropa. Auch Südafrika (7,6%) ist ein Ausreißer bei den sonst deutlich höheren Inflationsraten in anderen Regionen in Afrika. In Asien finden sich ähnlich heterogene Inflationserwartungen.

Langfristig rückläufige Inflationsraten erwartet – jedoch auf hohem Niveau

Auch die langfristigen Erwartungen unterscheiden sich stark zwischen den Regionen. In Osteuropa wird für das Jahr 2026 eine deutlich niedrigere Inflationsrate (7,5%) erwartet als noch für das Jahr 2022. Dennoch ist dieser Wert im europäischen Vergleich der höchste. In West- und Nordeuropa liegen die Erwartungen für 2026 im Vergleich nur noch bei knapp über 3%. Damit wird in Westeuropa für 2026 (wie schon in den Q2-Ergebnissen) die niedrigste Preissteigerungsrate weltweit erwartet.

Fast gleichauf liegt Nordamerika mit einer ähnlichen Inflationserwartung von 3% im Jahr 2026. Ein ähnlicher Rückgang von 4 Prozentpunkten zeigt sich in Mittelamerika, dort beträgt die Inflationserwartung noch 7,5%. Für Südamerika halbieren sich die Inflationserwartungen – bleiben mit 14% aber auf einem hohen Niveau.

Große Unterschiede in den Entwicklungen der Inflationserwartungen zeigen sich in Asien. Während z.B. die Inflationserwartungen in Westasien um 23 Prozentpunkte (auf 7,8%) oder in Südasien um 9 Prozentpunkte (auf 14,7%) deutlich sinken, bleiben die Inflationserwartungen in Ostasien (-1,2 Prozentpunkte, auf 4,9%) und Südostasien (-1,3 Prozentpunkte, auf 4,3%) relativ konstant.

Ein interessantes Muster ergibt sich auch in Afrika. Während die erwarteten Inflationsraten in Ostafrika in 2026 mit 37 % zwar immer noch auf einem sehr hohen Niveau verweilen, sinken sie für das Jahr 2026 dennoch um 23 Prozentpunkte im Vergleich zu den Erwartungen für das Jahr 2022.  Moderate Rückgänge von 3 Prozentpunkten lassen sich in West- und Mittelafrika beobachten. In Südafrika hingegen steigt die erwartete Inflationsrate dagegen um knapp 2 Prozentpunkte von 7,6 % auf 9,5% an. Damit ist Südafrika die einzige Region, in der in 2026 höhere Preissteigerungsraten als in 2022 erwartet werden.

In Ozeanien verringern sich die Inflationserwartungen von 6,8% in 2022 auf 4,2 in 2026.

Das Economic Experts Survey (EES) ist eine vierteljährliche Umfrage des ifo Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik. An der Umfrage zur Inflation vom 7. September 2022 bis zum 21. September 2022 nahmen 1687 Wirtschaftsexpert*innen aus 129 Ländern teil.

Kontakt
Prof. Dr. Niklas Potrafke

Prof. Dr. Niklas Potrafke

Leiter des ifo Zentrums für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie
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+49(0)89/9224-1319
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