Economic Experts Survey (EES)

Economic Experts Survey: Höhepunkt der Inflationserwartungen erreicht, Niveau weiterhin hoch (4. Quartal 2022)

Die zukünftige Preisentwicklung: Wie entwickeln sich die Erwartungen von Ökonominnen und Ökonomen weltweit? Zeigen die großen Zinsschritte der Zentralbanken Wirkung und ist ein Rückgang der Inflationserwartungen zu beobachten? Die aktuelle Umfrage des Economic Expert Survey (EES) des ifo Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik untersucht Inflationserwartungen von Ökonominnen und Ökonomen auf globaler Ebene. Das Ergebnis: Weltweit werden weiterhin hohe Inflationsraten erwartet. Dabei fallen die Inflationserwartungen gegenüber den Erwartungen im Vorquartal jedoch etwas ab.

Weltweite Inflationserwartungen scheinen Höhepunkt erreicht zu haben

Infografik, Weltweite Inflationserwartungen, Economic Experts Survey in Q4 2022
Infografik, Weltweite Inflationserwartungen, Economic Experts Survey in Q4 2022

Die Abbildung zeigt die erwarteten Inflationsraten im weltweiten Mittel für die Jahre 2023 (7,1%), 2024 (5,8%) und 2026 (4,5%). Dargestellt ist der Median der Durchschnitte auf Länderebene. 

Für das Jahr 2023 liegt die erwartete Inflationsrate im weltweiten Mittel bei 7,1%. Dies ist der Median der durchschnittlich erwarteten Inflationsraten auf Länderebene. Der Median wird verwendet, weil sich die erwarteten Inflationsraten regional sehr stark unterscheiden und in individuellen Ländern und Regionen wie in Afrika drastisch höher sind als im Rest der Welt. 

Die im vierten Quartal erwartete durchschnittliche Rate von 7,1% stellt einen deutlichen Rückgang im Vergleich zur erwarteten Rate von 9,5% im dritten Quartal dar. Dennoch rechnen die Expertinnen und Experten auch in den kommenden Jahren weiterhin mit weltweit hohen Inflationsraten. Mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 5,8% im Jahr 2024 wird ein Rückgang im Vergleich zu 2023 erwartet. Auch in der längeren Frist, mit Blick auf das Jahr 2026, bleiben die Inflationserwartungen mit 4,5% weiter hoch. 

Infografik, Inflationserwartung 2023, EES in Q4 2022
Infografik, Inflationserwartung 2023, EES in Q4 2022

Die Abbildung zeigt das arithmetische Mittel der erwarteten Inflationsraten in den Regionen für das Jahr 2023.

Infografik, Inflationserwartung 2024, EES in Q4 2022
Infografik, Inflationserwartung 2024, EES in Q4 2022

Die Abbildung zeigt das arithmetische Mittel der erwarteten Inflationsraten in den Regionen für das Jahr 2024.

Infografik, Inflationserwartung 2026, EES in Q4 2022
Infografik, Inflationserwartung 2026, EES in Q4 2022

Die Abbildung zeigt das arithmetische Mittel der erwarteten Inflationsraten in den Regionen für das Jahr 2026.

Große Disparitäten in den Inflationserwartungen zeigen sich bei der Differenzierung nach einzelnen Regionen der Welt. Für 2023 erwarten Expertinnen und Experten in Ostafrika (knapp 35%), Nordafrika (32%), Südamerika (25%) und Südasien (23%) die höchsten Preissteigerungen. In Nordamerika (5,2%), Südostasien (5,3%), und Westeuropa (5,4%) liegen die Inflationserwartungen für das Jahr 2023 hingegen deutlich unter dem globalen Durchschnitt. 

Innerhalb der Kontinente sind ebenso große Unterschiede in den Erwartungen der Expertinnen und Experten zu beobachten. Osteuropa hat innerhalb Europas mit Abstand die höchsten Inflationserwartungen für das Jahr 2023 (15%), wohingegen Südafrika innerhalb Afrikas mit 6,5% einen Ausreißer nach unten darstellt. 

Mittelfristig weltweiter Rückgang der Inflationsraten erwartet 

Bezüglich der langfristigen Inflationserwartungen sind große Unterschiede in den Erwartungen der Expertinnen und Experten zu erkennen.  In Osteuropa sinkt für das Jahr 2026 die erwartete Inflationsrate auf 7,5%. Im Vergleich zu diesem nach wie vor hohen Wert liegen in West-, Nord- und Südeuropa die Erwartungen für das Jahr 2026 im Vergleich nur noch zwischen 2,5 und 3,8%.  Wie bereits in den Ergebnissen im dritten Quartal 2022 wird dabei in Westeuropa in der langen Frist die niedrigste Inflationsrate erwartet.

Ebenso rückläufige erwartete Inflationsraten liegen in Nordamerika mit einer Inflationserwartung von 2,8% im Jahr 2026 vor. In Mittelamerika zeigt sich ein ähnlicher Rückgang, dort beträgt die Inflationserwartung noch 7,5%. Für Südamerika bleiben die Inflationserwartungen langfristig mit rund 18% auf einem weiterhin sehr hohen Niveau.   

In der langen Frist zurückgehende Inflationserwartungen zeigen sich in Asien, wobei auch hier Unterschiede zwischen den Regionen auftreten. Sinken in Westasien und in Zentralasien die Erwartungen deutlich auf 11% bzw. 9%, verbleiben die Inflationserwartungen in Südasien trotz Rückgang auf einem beständig hohen Niveau von 17%. Die im Vergleich bereits für das Jahr 2023 niedrigen erwarteten Inflationsraten in Südost- und Ostasien sinken in der langen Frist auf ein Niveau von jeweils etwa 4,1%. 

In Afrika unterscheiden sich die verschiedenen Regionen in der Persistenz der Inflationserwartungen ebenfalls erheblich. Während in Nord- und Ostafrika nach hohen erwarteten Inflationsraten im Jahr 2023 ein deutlicher Rückgang auf 19% bzw. 16% zu beobachten ist, fallen die Rückgänge in den übrigen Regionen Süd-, West- und Westafrika im Vergleich moderater aus. Hier werden für das Jahr 2026 Inflationsraten von 5,5%, 9,4% und 10,4% von den Expertinnen und Experten erwartet.   
In Ozeanien fallen die Inflationserwartungen von 6,1% im Jahr 2023, auf 3,9% im Jahr 2026.

Das Economic Experts Survey (EES) ist eine vierteljährliche Umfrage des ifo Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik. An der Umfrage zur Inflation vom 7. Dezember 2022 bis zum 21. Dezember 2022 nahmen 1.537 Wirtschaftsexpertinnen und -experten aus 133 Ländern teil.

Kontakt
Prof. Dr. Niklas Potrafke

Prof. Dr. Niklas Potrafke

Leiter des ifo Zentrums für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie
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