Ermittlung wirtschaftlicher Kennzahlen und Indikatoren für ein Monitoring des Voranschreitens der Bioökonomie
Projektlaufzeit: April 2016 - März 2019
Bearbeitender Bereich:
Fragestellung und Ziele des Projektes
Ziel dieser Untersuchung war, zur Entwicklung der wissenschaftlichen Grundlagen für ein langfristiges Monitoring der Bioökonomie beizutragen. Unter Bioökonomie versteht man jenen Teil der Gesamtwirtschaft, der auf der Produktion, Verarbeitung oder sonstiger Nutzung biologischer Ressourcen basiert. Das Projekt soll eine Wissensbasis für politisches Handeln schaffen und damit die öffentliche Auseinandersetzung über die Bioökonomie erleichtern. Auf Basis wissenschaftlicher Forschung wurden Kriterien und Indikatoren entwickelt und Verfahren der Datenerhebung etabliert, die dazu beitragen, die Ziele der Nationalen Politikstrategie Bioökonomie zu erreichen. Fortschritte, aber auch mögliche Hemmnisse oder Zielkonflikte im Transformationsprozess hin zu einer Bioökonomie können so sichtbar gemacht werden.
Methodische Vorgehensweise
Das Projekt lief drei Jahre und bestand aus zehn Arbeitspaketen. Die Pakete wurden von den Kooperationspartnern arbeitsteilig bearbeitet.
AP 1: | Anforderungen an statistische Daten und Indikatoren und Bestandsaufnahme |
AP 2: | Biomasseströme und Nutzung von Nebenerzeugnissen |
AP 3: | Methodische Weiterentwicklung einer bio-basierten Indikatorik unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten mit starkem Bezug zur NACE-Klassifizierung |
AP 3a) | Methodischer Literaturüberblick |
AP 3b) | Abschätzung bioökonomierelevanter Teilbereiche unterhalb der NACE-Klassifizierungen |
AP 3c) | Entwicklung von Kennzahlen und Indikatoren |
AP 4: | Quantifizierung von Kaskaden- und Koppelnutzungen |
AP 5: | Innovationen, Patente, Bildung |
AP 6: | Kombination von ökonomischen Kennzahlen und ökologischen Bilanzierungen |
AP 7: | Pilotprojekt für die Chemische und Kunststoffindustrie |
AP 8: | Treiber und Beschränkungen im Übergang zur Bioökonomie |
AP 9: | Weiterentwicklung der NACE Klassifizierungen |
AP 10: | Projektmanagement und Workshop |
Datenquellen
Statistisches Bundesamt, Bioeconomy Information System Observatory der Europäischen Kommission, Nationale und internationale Patentstatistiken.
Ergebnisse:
Im Projekt wurden Branchen identifiziert, die „bioökonomierelevant“ sind. Für diese wurden entlang der etablierten Systematik der Wirtschaftszweige Methoden entwickelt, die eine Herleitung wirtschaftlicher Kennzahlen und Indikatoren ermöglichen. Es ergaben sich Berichtsblätter mit insgesamt 65 Indikatoren. Diese halten fest, welche Datenbanken als Basis genutzt werden können, welche relevanten Bereiche bzw. Bioökonomieanteile dort zu finden sind und wie eine Verknüpfung mit anderen Kennzahlen erreicht werden kann. Die vorgeschlagenen Indikatoren lassen sich folgenden drei Themenfeldern zuordnen:
• Themenfeld A: Allgemeine ökonomische Indikatoren
• Themenfeld B: Innovations- und Bildungsindikatoren
• Themenfeld C: Indikatoren für Biomasseaufkommen und -verwendung
Können Wirtschaftszweige vollständig der Bioökonomie zugerechnet werden, wie z.B. die Nahrungsmittelindustrie, lassen sich die entsprechenden Daten mit relativ geringem Aufwand der amtlichen Statistik entnehmen. Sind sie nur teilweise der Bioökonomie zuzurechnen, wie z.B. die Kunststoffindustrie, wurden Schätzmethoden entwickelt, die auf Expertenwissen über biobasierte Anteile beruhen. Diese Methoden wurden in einer Pilotstudie bezogen auf das Jahr 2015 mit Hilfe von Fallstudien auf ihre empirische Umsetzbarkeit hin überprüft. Betrachtet wurden vier Teilbereiche der Oleochemie (biobasierte Tenside und Seifen, biobasierte Schmierstoffe, pflanzenölbasierte Kunststoffe und Biodiesel).
Schon Fallstudien in der Oleochemie erwiesen sich als sehr zeitaufwendig. Eine Vollerhebung der ökonomischen Kennzahlen für alle nur teilweise bioökonomierelevanten Wirtschaftszweige wäre voraussichtlich nur mit einem erheblichen Arbeitsaufwand zu bewerkstelligen. Den größten Aufwand stellt dabei die Ermittlung der biobasierten Anteile dar, die allerdings nicht jedes Jahr neu vorgenommen werden müsste. Bei einer Fortschreibung der für ein Basisjahr erhobenen Anteile für die folgenden fünf oder zehn Jahre wäre für diesen Zeitraum wiederum eine standardisierte Auswertung der amtlichen Statistik mit einem relativ geringen Aufwand möglich. Allerdings ist zu erwarten, dass sich die biobasierten Anteile mit dem Voranschreiten der Bioökonomie in zunehmend kürzer werdenden Abständen ändern und diese daher in regelmäßigen Abständen überprüft werden müssten. Mit einer derartigen Vollerhebung könnte Deutschland eine Vorreiterrolle im Bereich Bioökonomie-Monitoring einnehmen. Ein umfangreiches deutsches Bioökonomie-Monitoring könnte europäische Initiativen unterstützen und vorantreiben sowie eine Vision für ein europäisches Bioökonomie-Monitoring entwickeln.
Publikationen zum Projekt
Ermittlung wirtschaftlicher Kennzahlen und Indikatoren für ein Monitoring des Voranschreitens der Bioökonomie
ifo Institut, München, 2019
ifo Forschungsberichte / 104