Projekt

Ökonomische Bewertung verschiedener Vermögensteuerkonzepte

Auftraggeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Projektlaufzeit: März 2017 - Juni 2017
Bearbeitender Bereich:
Projektteam: Prof. Dr. Dr. h.c. Clemens Fuest, Dr. Florian Neumeier, Daniel Stöhlker, in Zusammenarbeit mit der Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Dr. Michael Stimmelmayr (ETH Zürich und CESifo)

Fragestellung und Ziele des Projektes

Vor dem Hintergrund der Debatte über die Ungleichheit von Einkommen und Vermögen sowie dem im internationalen Vergleich unterdurchschnittlichen Beitrag vermögensbezogener Steuern, einschließlich der Grundsteuern, zum gesamten Steueraufkommen in Deutschland wird derzeit in Öffentlichkeit und Politik wieder verstärkt über die Vermögensbesteuerung diskutiert. Vermögensteuern liegen dabei im Spannungsfeld wachstums- und verteilungspolitischer Zielsetzungen, verfassungsrechtlicher Vorgaben, föderaler Steuerkompetenzen, möglicher negativer Anreizeffekte und administrativer Bewertungs- und Erhebungsprobleme.

Ziel des Projekts ist es, verschiedene Konzepte einer Vermögensbesteuerung in Deutschland darzustellen, deren rechtliche Implikationen zu beschreiben, die Auswirkungen auf die wichtigsten volkswirtschaftlichen Aggregatgrößen (u.a. Bruttoinlandsprodukt und Wachstum, Investitionen, Beschäftigung, Ersparnis und Konsum) zu analysieren sowie die Folgen für das Steueraufkommen abzuschätzen.

Methodische Vorgehensweise

Die Quantifizierung der ökonomischen und fiskalischen Effekte einer Vermögensbesteuerung erfolgt auf Basis eines computergestützten allgemeinen Gleichgewichtmodells (CGE-Modell), bei dessen Kalibrierung die aktuell gültigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zugrunde gelegt werden. Die Grundlage des CGE-Modells ist ein theoretisch fundiertes, dynamisches Wachstumsmodell, das die inländische Volkswirtschaft, bestehend aus einem Unternehmens-, Haushalts- und Staatssektor, im Detail abbildet. Zudem werden inländisches Immobilienvermögen sowie die Interaktionen zwischen dem In- und Ausland in Form von ausländischen Direktinvesti-tionen im Inland, Auslandsvermögen der Inländer und grenzüberschreitendem Kapital- und Güterverkehr (Außenhandel) im Modell berücksichtigt. Aufgrund seiner Komplexität erlaubt es das CGE-Modell, den direkten Einfluss der Einführung einer Vermögensteuer auf eine Vielzahl volkswirtschaftlicher Aggregatgrößen zu analysieren, darunter insbesondere die gesamtwirtschaftliche Produktion sowie Investitionstätigkeit und Beschäftigung.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der Untersuchung verdeutlichen, dass die Einführung einer Vermögensteuer in Deutschland zu substantiellen Rückgängen bei Beschäftigung, Investitionen, Ersparnissen und Wirtschaftswachstum führen würde – selbst bei hohen Freibeträgen und einer Privilegierung von Unternehmensvermögen. Grund ist, dass die Vermögensteuer die Investitionsanreize sowie die Anreize zur Kapitalbildung spürbar mindern würde. Dies würde sich negativ auf die Produktionskapazitäten auswirken. Insbesondere bei ausländischen Investoren ist nach Einführung einer Vermögensteuer mit einer Kapitalflucht aus Deutschland zu rechnen. Die Modellrechnungen legen nahe, dass dadurch mit einer Dämpfung der jährlichen Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,3 bis 0,35 Prozentpunkten in den ersten acht Jahren zu rechnen ist – abhängig von der konkreten Ausgestaltung des Vermögensteuertarifs.

Deutlich wird außerdem, dass sich eine Vermögensteuer auch in fiskalischer Hinsicht nicht rentieren würde: Langfristigen Erträgen aus der Vermögensteuer i.H.v. rund 14 Mrd. Euro pro Jahr stehen ungleich höhere Rückgänge in den Aufkommen aus anderen Steuerquellen von mehr als 40 Mrd. Euro gegenüber, wie die Ergebnisse der Simulationen zeigen.

Studie

Fuest, Clemens, Hermann O. Gauß, Andreas S. Bolik, Cornelia Kindler, Florian Neumeier, Ferdinand Pavel, Stefan Przybilka, Nico Schönberg, Michael Stimmelmayr und Daniel Stöhlker,Ökonomische Bewertung verschiedener Vermögensteuerkonzepte, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), Berlin, 2017, 93, Information (BMWi) | Projektseite zur StudiePDF Download

Kontakt
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Dr. Florian Neumeier

Leiter der Forschungsgruppe Steuer- und Finanzpolitik
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