Projekt

Modellrechnungen für den Fünften Tragfähigkeitsbericht des Bundesministeriums der Finanzen

Auftraggeber: Bundesministerium der Finanzen, Deutschland
Projektlaufzeit: März 2019 – Juni 2021
Bearbeitender Bereich:
Projektteam: Prof. Dr. Niklas Potrafke, Dr. Klaus Gründler, Benjamin Läpple, Dr. Robert Lehmann
Forschungsprofessor: Prof. Dr. Martin Werding

Fragestellung und Ziele des Projekts

Das Projekt simuliert die langfristige Entwicklung der deutschen Sozialfinanzen und des gesamtstaatlichen Haushalts, um potentielle finanzielle Tragfähigkeitslücken im System der öffentlichen Finanzen zu identifizieren. Die Langfrist-Simulationen reichen bis ins Jahre 2070 und umfassen die Bereiche Demographie, Arbeitsmarkt, gesamtwirtschaftliches Wachstum, Finanzierung demographie-reagibler öffentlicher Ausgaben. Sie dienen dazu, Effekte auf die öffentlichen Finanzen zu identifizieren. Dabei beziehen sie Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung, der erwarteten Erwerbstä-tigkeit und Szenarien zum potenziellen Wirtschaftswachstum mit ein.

Methodische Vorgehensweise

Es werden verschiedene Tragfähigkeits-Szenarien mit dem Social Insurance Model („SIM.xx“) kombiniert mit gesamtwirtschaftlichen ifo-Konjunkturberechnungen unter Verwendung einer neoklassischen Growth Accounting-Produktionsfunktion erstellt.

Datenquellen

14. Koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung
Amtlicher Mikrozensus

Ergebnisse

Ziel der vorliegenden Studie ist es, aus heutiger Sicht absehbare Effekte des demographischen Wandels mit Hilfe illustrativer Modellrechnungen abzuschätzen und daraus resultierende Risiken für die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen in Deutschland aufzuzeigen. Die Modellrechnungen beziehen sich auf öffentliche Ausgaben, deren zukünftige Entwicklung stark vom demographischen Wandel beeinflusst wird. Um zahlreichen Unsicherheiten Rechnung zu tragen, werden für die Modellrechnungen zunächst zwei divergierende Basisvarianten entwickelt, die einerseits auf insgesamt eher optimistischen Annahmen („Variante T+“), andererseits auf eher pessimistischen Annahmen („Variante T–“) beruhen, aber in keinem Fall als extrem erscheinen, sondern einen plausiblen Korridor abbilden. Darüber hinaus werden zahlreiche Alternativvarianten betrachtet, um die Sensitivität der Resultate zu testen und möglichen extremeren Entwicklungen nachzugehen. Die gesamtstaatlichen Primärausgaben (ohne Zinszahlungen) belaufen sich zuletzt (2017) auf 42,9% des BIP. Der demographische Wandel wird zu einem kontinuierlichen Anstieg der Primärausgabenquote führen, der sich zwischen 2025 und 2040 beschleunigt. Bis 2060 steigt diese Quote in den Basisvarianten auf 46,5% (Variante T+) bis 50,1% (Variante T–) des BIP. Die errechneten Tragfähigkeitsindikatoren zeigen, dass sich die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen gegenüber dem 4. Tragfähigkeitsbericht verschlechtert hat.“

Kurzstudie zum Projekt

Alterung und Produktivität: Kausale Evidenz und Transmissionsmechanismen

Das Gutachten untersucht, wie die Alterung der Bevölkerung die Faktorproduktivität beeinflusst. Der modellierte theoretische Rahmen impliziert eine neue Instrumental-variable, um den kausalen Einfluss des Altenquotienten auf die Produktivität abzuschätzen: das gesetzliche Renteneintrittsalter relativ zum Durchschnittsalter der Bevölkerung. Die Ergebnisse zeigen, dass ein Anstieg des Altersquotienten um eine Standardabweichung die Faktorproduktivität um 5,5% senkt. Die Studie untersucht drei Mechanismen für diesen zentralen Effekt: (i) Innovationen, (ii) Firmeneintritte und Entrepreneurship, und (iii) die Zusammensetzung der öffentlichen Ausgaben. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Alterung die Produktivität beeinflusst, indem sie Innovationen, Entrepreneurship und produktive öffentliche Ausgaben reduziert. Das Gutachten untersucht zudem die Mikrofundierung der Ergebnisse unter Zuhilfenahme von Survey-Daten. Die Ergebnisse legen eine mikroökonomische Grundlage für die Ergebnisse auf der Makroebene nahe.

Publikationen

Monographie (Autorenschaft)
Martin Werding, Klaus Gründler, Benjamin Läpple, Robert Lehmann, Martin Mosler, Niklas Potrafke
ifo Institut, München, 2020
ifo Forschungsberichte / 112
Monographie (Autorenschaft)
Martin Werding, Klaus Gründler, Benjamin Läpple, Robert Lehmann, Martin Mosler, Niklas Potrafke
ifo Institut, München, 2020
ifo Forschungsberichte / 111
Kontakt
Prof. Dr. Niklas Potrafke

Prof. Dr. Niklas Potrafke

Leiter des ifo Zentrums für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie
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