Pressemitteilung -

ifo Institut: Leichter Lockdown reicht nicht aus

Eine Verlängerung des bisherigen leichten Lockdowns würde die Zahl der Ansteckungen in den nächsten Wochen nur langsam verringern, bis auf 75 in 7 Tagen auf 100.000 Einwohner zu Weihnachten. Das geht hervor aus neuesten Berechnungen des ifo Instituts, zusammen mit Forscher*innen der Uni Bonn und des IZA. „Um die Ansteckungen weiter zu verringern, hat die Politik folgende Möglichkeiten: Verschärfungen bei Bildungseinrichtungen oder im Einzelhandel oder beides, bis hin zu weitgehenden Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen wie im harten Lockdown”, sagt Andreas Peichl, Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen.

„Um einen neuen, harten Lockdown im Januar zu verhindern, kann man nur an die Bürger appellieren, freiwillig ihre Kontakte zu verringern”, sagt Peichl weiter. “Außerdem müssen alle Möglichkeiten der Nachverfolgung von Infektionsketten genutzt werden, zum Beispiel. durch eine Erweiterung der Corona-Warn-App. Auch sollten Massentests in Hochrisikoregionen und Verbesserungen in der Datenerhebung durchgeführt werden. Dies wäre kosteneffizienter als ein flächendeckender Lockdown.”

Die Einführung von Wechselklassen und digitalem Fernunterricht könnte ausreichen, um bis Weihnachten immerhin einen Ansteckungswert von 50 zu erreichen, sagt Peichl weiter. Voraussetzung dafür wäre jedoch, dass die notwendige digitale Infrastruktur und Konzepte für Home Schooling vorhanden wären – ansonsten drohen große Kosten im Bildungssektor, die Deutschland langfristig schaden könnten.

Jedoch ist es auch bei regulärem Schulbetrieb möglich, die Ansteckungen bis Weihnachten unter 50 zu drücken: Die Schließung und Einschränkung weiterer Wirtschafts- und Geschäftstätigkeiten mit gleichzeitig offenen Schulen hätte die gleiche Wirkung wie ein leichter Lockdown, aber mit Schulschließungen. „Es braucht also eine Abwägung, welcher Schaden wirtschaftlich und gesellschaftlich höher einzustufen ist: Der langfristige Schaden durch die Einschränkung der Schulen oder der kurzfristige Schaden durch die Einschränkung weiterer Wirtschaftszweige”, sagt Peichl.

 

 

 

Publikation

Aufsatz in Zeitschrift
Florian Dorn, Janos Gabler, Hans-Martin von Gaudecker, Andreas Peichl, Tobias Raabe, Klara Röhrl
ifo Institut, München, 2020
ifo Schnelldienst digital, 2020, 1, Nr. 15, 01-07
Kontakt
Prof. Dr. Andreas Peichl

Prof. Dr. Andreas Peichl

Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen
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Harald Schultz

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