Projekt

Studie zur Ansiedlung von (Bundes-)Behörden/-einrichtungen in Regionen mit besonderem Förderbedarf

Auftraggeber: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Auftrag des Bundesministerium des Innern und für Heimat
Projektlaufzeit: November 2020 – November 2021
Bearbeitender Bereich:
Projektteam: Niklas Potrafke, Joachim Ragnitz, Luisa Dörr, Xenia Frei, Anina Harter, Martin Mosler, Remo Nitschke, Marcel Schlepper

Fragestellung und Ziele des Projekts

Die Dezentralisierung von Behörden und öffentlichen Einrichtungen ist ein Element aktiver Strukturpolitik. Mithilfe der Ansiedlung von Behörden und öffentlichen Einrichtungen in Regionen mit besonderem Förderbedarf verfolgt die Politik das Ziel, einerseits Ballungszentren zu entlasten und andererseits strukturschwächere Regionen zu stärken und somit zu einer Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse beizutragen. Dies kann beispielweise durch neue Beschäftigungsmöglichkeiten in den Ansiedlungsregionen ausgelöst werden. Die Studie untersucht, inwiefern die Ansiedlung von Behörden ein geeignetes Instrument zur Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse und einer gleichwertigen nachhaltigen Raumentwicklung ist.

In der Studie wurden die einschlägige wissenschaftliche Literatur sowie verfügbare Daten zu deutschen Behördenstandorten näher untersucht.  Des weiteren wurden vier Fallstudien zu Ansiedlungen von Behörden in strukturschwachen Regionen erstellt. Hierzu wurden 34 teilstrukturierte Interviews mit Beschäftigten der ausgewählten Behörden sowie mit Stakeholdern aus der regionalen Wirtschaft und Politik geführt. Ergänzend wurden Onlineumfragen in zwei Behörden durchgeführt.

Methodische Vorgehensweise

Zur Grundlagenbeschaffung und -analyse von Behördenverlagerungen wird zunächst ein Überblick über den gegenwärtigen Stand der Literatur angefertigt. Die Literaturzusammenfassung wird um eine Darstellung wichtiger öffentlicher Institutionen im ländlichen Raum sowie Interviews mit regionalen Akteuren ergänzt. Der Schwerpunkt der inhaltlichen Arbeit liegt in der Analyse der mittel- bis langfristigen regionalökonomischen Effekte von Behördenverlagerungen.

Datenquellen

Geodaten des Bundesamts für Kartographie und Geodäsie, Indikatoren und Karten zur Raum- und Stadtentwicklung (INKAR, BBSR), Regionaldatenbank (Statist. Bundesamt).

Ergebnisse

Die in der vorliegenden Studie diskutierte wissenschaftliche Literatur bietet erste Anhaltspunkte für die Beurteilung der Effekte von Behördenansiedlungen in Deutschland. Die empirische Evidenz, insbesondere für den deutschen Raum, ist aufgrund von Herausforderungen im Forschungsdesign begrenzt, jedoch weisen einige Forschungsarbeiten positive Multiplikatoreffekte für die regionale Beschäftigung nach.

Für Deutschland besteht derzeit keine detaillierte Datenbank zur Gesamtzahl der in Bundes- und Landeseinrichtungen Beschäftigten mit Aufschlüsselung der Standorte auf Gemeindeebene. Mit den verfügbaren Daten kann die geografische Verteilung von Bundeseinrichtungen zumindest approximiert werden. Die kartographische Darstellung zeigt, dass Bundeseinrichtungen bislang selten in ländlichen Regionen angesiedelt sind. Von der Gesamtheit der Bundesbeschäftigten hatten im Jahr 2020 nur 6 % ihren Dienstsitz in peripherer oder sehr peripherer Lage, obwohl 25 % der Bevölkerung dort lebt.

Die Erkenntnisse aus den halbstrukturierten Interviews und den Umfragen zeigen Chancen und Herausforderungen auf.  Ein zentrales Ergebnis ist, dass Neuansiedlungen von Behörden der Verlagerung bereits bestehender öffentlicher Einrichtungen vorzuziehen sind.  Für zukünftige Ansiedlungen gilt es verschiedene Parameter zu berücksichtigen, wie die Möglichkeiten zur Personalgewinnung am neuen Standort, die Kooperation mit anderen öffentlichen Einrichtungen, z.B. Hochschulen, und den Mit-Zug der Beschäftigten in die Zielregion.

Publikation zum Projekt

Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Ansiedlung von Behörden in strukturschwachen Regionen. BBSR-Online-Publikation 12/2022, Bonn 2022 (PDF Download)

Kontakt
Prof. Dr. Niklas Potrafke

Prof. Dr. Niklas Potrafke

Leiter des ifo Zentrums für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie
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