Randstad-ifo-Personalleiterbefragung

Ausbilden während der Covid-19-Pandemie − Hürden für Betriebe und Auszubildende (3. Quartal 2021)

Das duale Ausbildungssystem in Deutschland dient als Schlüssel in die Berufswelt und erlangt weltweit hohes Ansehen. Durch die Coronakrise kam es jedoch zu großen Einschnitten in der schulischen wie auch beruflichen Komponente des Ausbildungssystems. Homeoffice und Homeschooling zierten nun das Alltagsgeschehen. Wie Unternehmen und Auszubildende damit umgingen, beleuchten die Sonderfragen des dritten Quartals.

Von den teilnehmenden Personalleiter*innen geben 76% an, dass es sich in ihrem Fall um einen Ausbildungsbetrieb handelt. In den befragten Industrie- und Handelsunternehmen wurde am häufigsten ausgebildet (86% bzw. 84%). Außerdem nimmt mit steigender Mitarbeiterzahl die Anzahl der ausbildenden Firmen zu. Im Ausbildungsjahr 2020/2021 wurden in 85% der befragten Ausbildungsbetriebe Ausbildungen mit einem Abschluss beendet. Der noch übrige Anteil umfasst einen Ausbildungsabbruch durch den oder die Auszubildende*n (10%) oder eine Kündigung durch den oder die Arbeitgeber*in (6%). 

Häufige Übernahme von Azubis nach erfolgreichem Abschluss

Rund dreiviertel der befragten Firmen, in welchen Ausbildungen im laufenden Jahr abgeschlossen wurden, übernahmen ihre Auszubildenden anschließend auch. Hiervon erhielt der Großteil einen unbefristeten Arbeitsvertrag (59%), die restlichen 41% wurden befristet angestellt. Dass Auszubildende mit Abschluss nicht übernommen wurden, meldeten lediglich 15%. Weitere 10% der Firmen übernahmen nur einen Teil ihrer Auszubildenden. Als überwiegenden Grund für eine Nicht-Übernahme nennen die Ausbildungsbetriebe eine ungenügende Arbeitsleistung (46%).

Wohlbefinden der Auszubildenden pandemiebedingt verschlechtert

Der Anteil an Auszubildenden gemessen an der Gesamtbelegschaft liegt durchschnittlich bei rund 5%. Dieser Beschäftigtenkreis war nicht nur betrieblichen Herausforderungen durch pandemiebedingte Einschränkungen ausgesetzt, sondern auch schulischen Hürden. Homeschooling, Distance-Learning, verminderter Austausch mit anderen Auszubildenden und die verzögerte Möglichkeit einer Impfung für Jugendliche und junge Erwachsene stellten deutliche Einschnitte in das Alltagsleben dar. Umso wichtiger ist es, sich mit dem Wohlbefinden der Auszubildenden zu beschäftigen. Ein Fünftel der Unternehmen konnte darüber keine Aussage treffen, wobei dies häufiger auf kleinere (<250 Angestellte) als auf größere (>250 Angestellte) Unternehmen zutraf. Die restlichen Unternehmen gaben an, dass sich das Wohlbefinden der Auszubildenden ihrem Empfinden nach durch die Pandemie etwas verschlechterte (auf einer Skala von 1 „schlechter“ bis 5 „besser“ lag der Mittelwert bei 2,6).
 

Infografik, Randstad-ifo-Personalleiterbefragung, Veränderung des Wohlbefindens der Auszubildenden
Infografik, Randstad-ifo-Personalleiterbefragung, Veränderung des Wohlbefindens der Auszubildenden

Ausbildungsbetriebe erwarten etwas schlechtere Leistung

Um ihre Auszubildenden bestmöglich zu unterstützen, wurden in knapp der Hälfte der Unternehmen zusätzliche Hilfeleistungen, die es ohne die Coronakrise nicht gegeben hätte, angeboten. Im Dienstleistungssektor war dies am zahlreichsten der Fall (58%), auch stiegen die Unterstützungsmaßnahmen mit der Unternehmensgröße (>500 Mitarbeitenden: 71%). Bedingt durch Homeoffice und -schooling rüsteten die Unternehmen in erster Linie das technische Equipment für ihre Auszubildenden auf (57%). Mit Blick auf die theoretische und praktische Leistung ihrer Auszubildenden gehen die Betriebe davon aus, dass diese im Vergleich zu einer „Normalsituation ohne Corona“ geringfügig schlechter ausfällt. Ein Anteil von gut 15% konnte dazu keine Aussage treffen. Ungeachtet dieser Unternehmen betrug der Durchschnittswert auf einer Skala von 1 (= schlechter) bis 5 (= besser) 2,8. Bei größeren Unternehmen ab einer Beschäftigtenzahl von 250 oder mehr fiel dieser Wert etwas geringer aus als bei kleineren Unternehmen. Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch auch, dass kaum jemand davon ausgeht, dass die durch die Corona-Pandemie beeinflusste Performance besser sein wird.
 

Infografik, Randstad-ifo-Personalleiterbefragung, Veränderung der Leistung durch Corona
Infografik, Randstad-ifo-Personalleiterbefragung, Veränderung der Leistung durch Corona

Situation im Ausbildungsjahr 2021/2022

Von den ausbildenden Unternehmen können etwa 36% ebenso viele Ausbildungsstellen im neuen Jahr besetzen wie im Jahr zuvor – 16% werden die Zahl der besetzten Ausbildungsplätze erhöhen und 19% senken. In 15% der ausbildenden Firmen werden im Ausbildungsjahr 2021/22 keine Ausbildungsstellen angeboten und 14% der Betriebe konnten keine der angebotenen Stellen besetzen. Bei Betrachtung der Wirtschaftszweige und Größenklasse wird deutlich, dass insbesondere bei den Dienstleistungsunternehmen und Firmen mit weniger als 50 Beschäftigten Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben (19% bzw. 23%) oder gar nicht angeboten werden (20% bzw. 21%).

Infografik, Randstad-ifo-Personalleiterbefragung, Ausbildungsumfang für das Ausbildungsjahr 2021/2022
Infografik, Randstad-ifo-Personalleiterbefragung, Ausbildungsumfang für das Ausbildungsjahr 2021/2022

2021 vs. 2020: Schwierigkeiten bei der Besetzung neuer Ausbildungsplätze

Gesamtheitlich betrachtet geben die befragten Ausbildungsbetriebe 2021 etwas seltener an, die gleiche Anzahl an Auszubildenden wie im Vorjahr einzustellen bzw. eingestellt zu haben als noch in 2020. Besonders deutlich zeigt sich dies bei den befragten Industrieunternehmen. Rund ein Viertel berichtete, in diesem Jahr weniger Auszubildende eingestellt zu haben als im Jahr zuvor (Q3 2020: 13%). Entsprechend höher war auch in diesem Jahr der Anteil an Ausbildungsbetrieben, die über Schwierigkeiten bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen berichteten. Umfasste dieser in der Vorjahresumfrage lediglich 45%, so lag der Anteil in diesem Jahr über alle Bereiche bei 63%. Nahezu alle Unternehmen, die keinen ihrer Ausbildungsplätze besetzen konnten, gaben auch an, Probleme bei der Auszubildendensuche gehabt zu haben (95%). Diejenigen Unternehmen, die die Auszubildendenanzahl reduzierten, meldeten in 84% der Fälle Schwierigkeiten bei der Suche. 

Infografik, Randstad-ifo-Personalleiterbefragung, Auszubildungssituation 2021 vs. 2020
Infografik, Randstad-ifo-Personalleiterbefragung, Auszubildungssituation 2021 vs. 2020
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