Aufsatz in Zeitschrift

Der Euro und der Geldschöpfungsgewinn: Gewinner und Verlierer durch die Währungsunion

Hans-Werner Sinn, Holger Feist
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2000

ifo Schnelldienst, 2000, 53, Nr. 31, 14-22

Die Europäische Währungsunion hat zu erheblichen Vermögenstransfers zwischen den teilnehmenden Ländern geführt. Sie vergemeinschaftet nicht nur das Ansehen, das sich die nationalen Währungen erworben haben, sondern auch den Geldschöpfungsgewinn, den die Notenbanken dadurch erwirtschaften, dass sie ihre Währung dem privaten Sektor zum Marktzins zur Verfügung stellen. Im Laufe der Zeit haben die Notenbanken durch eine Ausweitung des Geldumlaufs umfangreiche Bestände an zinstragenden Wertpapieren angehäuft. Diese Bestände werfen einen jährlichen Strom an Erträgen ab, der zur Finanzierung der Staatshaushalte beiträgt. Bis zum 1. Januar 2002 wird das Geldschöpfungsvermögen der Teilnehmerstaaten in die Währungsunion eingebracht und vergemeinschaftet. Dies bedeutet eine effektive Verrnögensumverteilung zwischen den teilnehmenden Ländern, da sich die Zinseinnahmen, die die einzelnen Länder erhalten, in manchen Fällen sehr stark von den Zinsbeiträgen unterscheiden, die sie an die EZB leisten: Die Einführung des Euro wird Deutschland knapp 60 Mrd. DM kosten und Frankreich einen etwa gleich großen Gewinn bescheren. Portugal wird knapp 9 Mrd. DM gewinnen und Spanien über 20 Mrd. DM verlieren.

Schlagwörter: Geldschöpfung, Münzgewinn, Vermögensverteilung, Europäische Wirtschafts- und Währungsunion, Euro
JEL Klassifikation: E520,F300