Aufsatz in Zeitschrift

ifo Konjunkturprognose 2012/2013: Erhöhte Unsicherheit dämpft deutsche Konjunktur erneut

Kai Carstensen, Wolfgang Nierhaus, Tim Oliver Berg, Benjamin Born, Christian Breuer, Teresa Buchen, Steffen Elstner, Christian Grimme, Steffen Henzel, Nikolay Hristov, Michael Kleemann, Wolfgang Meister, Johanna Garnitz, Anna Wolf, Timo Wollmershäuser, Peter Zorn
ifo Institut, München, 2012

ifo Schnelldienst, 2012, 65, Nr. 13, 15-68

Im Sommerhalbjahr wird die deutsche Konjunktur voraussichtlich eine Schwächephase durchlaufen. Darauf deutet das ifo Geschäftsklima hin, das sich im Mai und Juni merklich eingetrübt hat. Maßgeblich dafür ist die anhaltende Unsicherheit über den Fortgang der europäischen Schuldenkrise. Im Jahresdurchschnitt 2012 dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt – bei einem 67%-Unsicherheitsintervall von 0,1% bis 1,3% – daher nur um 0,7% steigen. Getragen von der Binnennachfrage dürfte die Konjunktur im kommenden Jahr wieder an Fahrt gewinnen, sofern die europäische Schuldenkrise nicht massiv eskaliert. Insgesamt dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2013 um 1,3% expandieren. Bei alledem wird die Erwerbstätigkeit wohl weiter zunehmen; im Jahr 2013 dürfte die Beschäftigung um 610 000 Personen über dem Stand des Jahres 2011 liegen. Aufgrund des steigenden Arbeitsangebots durch Zuwanderungen aus der EU und aus der Stillen Reserve wird die Zahl der Arbeitslosen aber nicht im gleichen Ausmaß sinken. Für das laufende Jahr wird der Rückgang um 110 000 Personen und im nächsten Jahr um 50 000 veranschlagt. Die Arbeitslosenquote dürfte dann 6,6% betragen. Die Teuerung wird voraussichtlich kräftig bleiben. Zwar geht von den Rohölnotierungen annahmegemäß kein neuer gravierender Preisdruck mehr aus. Dafür verstärkt sich aber der hausgemachte Preisauftrieb. Insgesamt dürften die Verbraucherpreise im diesem und im nächsten Jahr um jeweils 2% steigen. Das gesamtstaatliche Budgetdefizit dürfte im laufenden Jahr auf 0,3% des nominalen Bruttoinlandsprodukts zurückgeführt werden, im kommenden Jahr dürfte der Staatshaushalt sogar ausgeglichen sein. Die Prognoseunsicherheit ist derzeit extrem hoch. Die Konjunktur hängt insbesondere erheblich stärker als üblich von politischen Entscheidungen ab, die nur schwer vorhersagbar sind.

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Zeitschrift (Einzelheft)
ifo Institut, München, 2012