Working Paper

Gebietsreformen: Hoffnungen, Risiken und Alternativen

Sebastian Blesse, Felix Rösel
ifo Institut, München, 2017

Ifo Working Paper No. 234

Seit Jahrzehnten fusionieren westliche Industrienationen kommunale Gebietskörperschaften in der Hoffnung auf Kosteneinsparungen, eine höhere Leistungsfähigkeit der Verwaltung sowie lokale Wachstumsimpulse. Verlässliche wissenschaftliche Evidenz zu Gebietsreformen ist jedoch erst seit wenigen Jahren verfügbar. In diesem Beitrag geben wir einen Überblick über empirische Studien zu den kausalen Effekten von Gebietsreformen auf öffentliche Ausgaben, die Effizienz und Qualität der Verwaltung, lokales Wachstum sowie mögliche politische Kosten der Zusammenschlüsse. Unser Überblick zeigt, dass bisherige Studien nur selten fiskalische Effizienzrenditen bei früheren Gebietsreformen nachweisen können. Allerdings zeigen sich substanzielle politische Kosten wie ein Rückgang der Demokratiezufriedenheit, der Wahlbeteiligung, der Zahl der Kandidaten bei Kommunalwahlen sowie eine Stärkung populistischer Strömungen. Vor diesem Hintergrund sind Instrumente mit geringerer Eingriffsintensität – z.B. interkommunale Zusammenarbeit, Funktionalreformen sowie verschiedene Maßnahmen der Verwaltungsmodernisierung – Alternativen zu Gebietsreformen, die bisher aber nicht systematisch evaluiert wurden.

Schlagwörter: Gebietsreform, Kommunen, Öffentliche Ausgaben, Politische Ökonomie, Interkommunale Zusammenarbeit
JEL Klassifikation: D720, H110, H720, R510