Aufsatz in Zeitschrift

Ethik in der Wirtschaft: Sollten Unternehmen neben einer ökonomischen auch eine soziale Verantwortung haben?

Karl Homann, Christoph Lütge, Ingo Pies, Irina Kummert
ifo Institut, München, 2018

ifo Schnelldienst, 2018, 71, Nr. 24, 03-14

Wirtschaft zwischen Milliarden und Moral: Gibt es eine Unternehmensverantwortung, die neben einer ökonomischen auch eine soziale und moralische Verantwortung umfasst? Karl Homann, ehem. Ludwig-Maximilians-Universität München, kommt zu dem Ergebnis, dass die Marktwirtschaft nicht nur ökonomisch, sondern ebenso moralisch allen anderen bisher bekannten Wirtschaftsordnungen überlegen ist. Der Wohlstand, den marktwirtschaftliche Systeme schaffen, beruhe auf der Logik des Wettbewerbs. Gewinn- und Vorteilsstreben in einer Marktwirtschaft seien daher weder als Motiv noch als moralischer Defekt der Akteure einzustufen. Es handele sich vielmehr um einen Systemimperativ, der aus dem Wettbewerb folge und dem alle Akteure unterworfen seien. Die unternehmerische Gesellschaftsverantwortung, die Corporate Social Responsibility, CSR, wenn sie nachhaltig sein solle, müsse mit Vorteilen für die Akteure unterlegt sein. Christoph Lütge, Technische Universität München, sieht die Frage nach der sozialen Verantwortung von Unternehmen als längst beantwortet an. Faktisch hätten sehr viele Unternehmen in der globalisierten Wirtschaft erkannt, dass sie eine soziale Verantwortung haben, die darin bestehe, etwas mehr als das lediglich buchstäbliche Erfüllen von Rahmenbedingungen zu unternehmen, und dass diese soziale Verantwortung nicht grundsätzlich im Widerspruch zur ökonomischen stehe. Kein Großunternehmen, und zunehmend auch kein größerer Mittelständler, könne es sich mehr leisten, Themen wie Verantwortung, Ethik, Nachhaltigkeit zu ignorieren. Denn die Unternehmen hätten durchweg erkannt, dass es in ihrem eigenen Interesse liege, Verantwortung außerhalb gesetzlicher Rahmenbedingungen zu übernehmen. Ingo Pies, Universität Halle-Wittenberg, unterstreicht ebenfalls die Bedeutung des Wettbewerbs und damit der Gewinnorientierung. Aus Sicht der Gesellschaft sei der Gewinn, den Unternehmen erwirtschaften, kein genuines Ziel, vielmehr ein Mittel, um das Verhalten der Unternehmen durch Anreize zu kanalisieren und per Wettbewerb für das Gemeinwohl in Dienst zu nehmen. Es sei gerade die Gewinnorientierung der Unternehmen, durch die ihr Verhalten kalkulierbar werde und deshalb mittels Steuern und Subventionen, mittels Ge- und Verboten ordnungspolitisch in die gewünschte Richtung gelenkt werden könne. Nach Ansicht von Irina Kummert, Ethikverband der deutschen Wirtschaft, erhöhen mehr Regeln nicht das moralische Bewusstsein. Zusätzlich zu einer ökonomischen eine soziale Verantwortung von Unternehmen zu fordern, bedeute gleichzeitig stärker zu reglementieren. Grundsätzlich werde bereits von unternehmerischem Handeln erwartet, dass es im Einklang mit gesellschaftlich akzeptierten Werten und Normen stehe und die berechtigten Interessen mittelbar oder unmittelbar beteiligter Akteure berücksichtige. Ökonomische und soziale Verantwortung seien also zwei Seiten einer Medaille.

Schlagwörter: Unternehmensethik, Unternehmenskultur, Corporate Social Responsibility, Wirt-schaftsphilosophie
JEL Klassifikation: M140, L210, L260, D210

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ifo Institut, München, 2018