Gender Economics

Die Debatte um die Gleichbehandlung der Geschlechter hat viele Facetten. Aus ökonomischer Sicht ist die Teilhabe am Arbeitsmarkt ein wichtiger Faktor für das Wirtschaftswachstum. Die Beteiligung von Frauen liegt unter der von Männern – mit abnehmender Tendenz. Dafür gibt es viele Gründe: gesellschaftliche Normen sind einer davon, aber auch Anreize durch das Steuersystem oder unzureichende Kinderbetreuungsplätze.

Männer und Frauen in einer Einkaufsstraße
Männer und Frauen in einer Einkaufsstraße

Vom Gender Gap zum Gender Pay Gap

Der deutsche Gender Gap liegt bei 45%, d.h., Frauen verdienen im Schnitt 45% weniger als Männer, und ist im europäischen Vergleich einer der höchsten. Hier spielen die Entscheidung für Teilzeit, aber auch der primäre Gender Pay Gap eine große Rolle. Dieser beschreibt, wieviel weniger Frauen in Vollzeit als Männer verdienen und wird auch durch die Berufswahl beeinflusst, die wiederum durch geschlechtsspezifische Vorurteile getrieben wird.

Frauen in Führungspositionen: Deutschland Schlusslicht

Der Frauenanteil in Führungspositionen in deutschen Unternehmen ist im internationalen Vergleich gering. Auch in Politik, Wissenschaft und im öffentlichen Bereich dominieren Männer in Führungspositionen. Neben individuellen Entscheidungen spielen staatliche Institutionen eine Rolle bei dieser Entwicklung. Dazu zählen u.a. das Steuer- und Sozialsystem (Ehegattensplitting, beitragsfreie Mitversicherung), Betreuungsangebot, Arbeitnehmerrecht und Scheidungsrecht.

Lettlands Führungspositionen besetzen mehr Frauen als Männer – Deutschland ist abgeschlagen
Liniendiagramm 2004-2018 Entwicklung der Beschäftigung insgesamt und in der ersten und zweiten Führungsebene
Säulen- und Kreisdiagramm der Geschlechterverteilung im aktuellen deutschen Bundestag
Frauenanteil in Europas VWL-Hochschullandschaft
Viele Studentinnen, weniger Doktorinnen und noch weniger Professuren: Frauen an Deutschlands Unis
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Ehegattensplitting zementiert traditionelle Verteilung

Das deutsche Steuersystem ist im internationalen Vergleich eines der wenigen, in dem es ein Ehegattensplitting gibt. Durch den progressiven Steuertarif ist der Splittingvorteil bei einem Einverdienerhaushalt maximiert. Die Aufnahme einer Arbeit wird für den anderen Ehepartner, meist die Frau, durch dieses System nicht gefördert. So hemmen staatliche Institution eine gleichberechtigte Teilhabe von Männern und Frauen in Deutschland.

Mädchen tragen rosa – Jungen sind Piraten

Gesellschaftliche Normen tragen zur ungleichen Behandlung der Geschlechter bei uns setzen bereits im frühen Kindesalter durch das soziale Umfeld ein. Eine starke Betonung der Geschlechter bzw. der geschlechtsspezifischen Vorurteilehat weitreichende Folgen und beeinträchtigt Kinder sowie Jugendliche in ihrer kognitiven und sozio­emotionalen Entwicklung. Die darauf basierende Berufswahl, Karriere- und Familienplanung verstetigen ein mögliches Auseinanderfallen von Gehältern der verschiedenen Geschlechter.

Aktuelle Studien zeigen: Bei Jungen äußern sich negativen Effekte in verringerten Lese- und sozialen Fähigkeiten. Zudem werden ausschließlich Jungen bei nicht­geschlechtskonformem Verhalten aus dem sozialen Umfeld heraus bestraft. Bei Mädchen äußern sich die negativen Effekte der Ungleichbehandlung in einer verringerten Ausbildung der räumlichen und mathematisch­technischen Fähigkeiten. insbesondere Mädchen entwickeln weniger Interesse in den genannten Bereichen und Selbstvertrauen als Jungen.

Sensibilisierung notwendig

Geschlechtsneutrale Pädagogik bzw. Maßnahmen, die solchen Vorurteilen entgegenwirken, könnten diese negativen Einflüsse abschwächen. Dazu zählen bspw. eine angepasste bzw. sensibilisierte Aus­ und Weiterbildung von Krippen­ und Kindergartenerziehern, die Sensibilisierung der Eltern, das Umgestalten von (Schul­) Büchern und geschlechtsneutraleres Spielzeug.

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Gleiche Arbeit, gleicher Lohn? Nein. Laut Statistischem Bundesamt verdienen Frauen im Schnitt 18% weniger als Männer. Weshalb ist der „Gender Gap“ sogar noch deutlich größer?

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Staatliche Institutionen als Hemmnis für gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in Deutschland

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Das Arbeitsangebotsverhalten verheirateter Frauen

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Prof. Dr. Andreas Peichl

Prof. Dr. Andreas Peichl

Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen
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