Aufsatz in Zeitschrift

Das zukünftige Produktionspotential der DDR : ein Versuch zur Reduzierung der Unsicherheiten

Wolfgang Gerstenberger
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1990

in: ifo Schnelldienst, 1990, 43, Nr. 07, 13-22

Der Aufsatz gibt eine Antwort auf die Frage nach der Höhe des Bruttoinlandproduktes in der DDR nach der Währungsunion unter marktwirtschaftlichen Produktionsbedingungen und auf die Frage nach dem DDR-Lohnniveau (in DM), das einen raschen Aufholprozess ohne allzu große Beschäftigungsprobleme zulässt. Der Schätzansatz geht bewußt von Faktorproduktivitäten der Bundesrepublik aus, da sich diese unter Wettbewerbsbedingungen als lebensfähig erwiesen haben. Die Bruttowertschöpfung der DDR wird aus Szenarien für die Zahl der voraussichtlich Erwerbstätigen und deren sektoraler Verteilung, dem westdeutschen Niveau der Arbeitsproduktivität sowie alternativen Annahmen zum voraussichtlichen Produktivitätsrückstand der DDR-Anbieter abgeleitet. Hieraus lassen sich wiederum Größenordnungen für die Bruttoeinkommen der Arbeitnehmer bestimmen, die die DDR als Standort attraktiv machen. Da in der DDR heute noch sehr viele Erwerbstätige in der Warenproduktion beschäftigt sind, kann nach dem Übergang tendenzmäßig für die Wirtschaftsstruktur eine Zunahme der Beschäftigten bei den marktbestimmenden Diensten erwartet werden.Die sektorale Beschäftigtenentwicklung hängt jedoch von der Gestaltung der gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und dem Anpassungsbedarf in der DDR ab. In zwei Szenarien (A = schnelles Abebben der Ausreisewelle, B = später eintretender Übersiedlungsstopp) zeigt der Verfasser mögliche Entwicklungen in Bruttowertschöpfung und Lohnbereich. Auch im günstigeren Fall wird die Arbeitslosigkeit ansteigen. Die Wertschöpfung der DDR würde bei ca. 18-24% des bundesrepublikanischen Niveaus liegen. Auch bei vorsichtigen Annahmen hinsichtlich des Produktivitätsrückstandes bliebe die DDR bei einem Umstellungsverhältnis von 1:1 für die Löhne zum Zeitpunkt des Übergangs zur Währungsunion von der

Schlagwörter: DDR, Wirtschaftsprognose, Währungsunion, Marktwirtschaft, Erwerbspersonenpotential, Wirtschaftsstruktur, Industrie, Dienstleistung, Szenario, Bevölkerung