ifo Zentrum für Industrieökonomik und neue Technologien

Branchen, Institutionen und Regulierung

Während das Ziel der Wirtschaftsforschung in der Regel darin besteht, allgemeingültige Schlussfolgerungen zu ziehen, weisen viele Märkte branchenspezifische Merkmale auf, die berücksichtigt werden müssen. Die Bewertung der branchenspezifischen Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität bildet die Grundlage für weitere wirtschaftliche Analysen. Die Kenntnis der Einflussfaktoren und langfristigen Perspektiven der deutschen und europäischen Industrie hilft, Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit aufzuzeigen (und zu bewerten). Darüber hinaus ist die branchenspezifische Regulierung nicht zuletzt durch das Aufkommen neuer Technologien ständig strukturellen Veränderungen unterworfen. Innovation, die oft anhand von Patentdaten gemessen wird, spielt als Ergebnis der Regulierung auch hier eine wichtige Rolle. Gleichzeitig ist das Patentwesen selbst eine Form der Regulierung, deren Auswirkungen auf verschiedene Branchen untersucht werden. Die Forschungsschwerpunkte liegen in der Bewertung von regulatorischen Änderungen, um deren Auswirkungen auf bestimmte Branchen und entlang der Lieferkette abzuschätzen.

Innovation

Projekte in diesem Bereich untersuchen die Entwicklung bestehender Unternehmen sowie die Gründung neuer Unternehmen mit dem Schwerpunkt auf ihrer Innovationskraft. Die Forschung des Zentrums befasst sich mit einem breiten Spektrum von Determinanten von Innovation und Unternehmertum und betont die politikrelevanten Schlussfolgerungen, die gezogen werden können. Das Zentrum ist besonders gut positioniert, um diese Erkenntnisse schnell in neue Politikmaßnahmen zu übertragen. Das ist durch seine Politikberatung und sein Netzwerk zu relevanten Interessengruppen in Politik und Wirtschaft möglich. Diese anwendungsorientierte Arbeit wiederum inspiriert neue Forschung durch neue und relevante Fragen und institutionelles Wissen, mit dem empirisch Antworten gefunden werden können. Beispiele für Determinanten von Innovationen, die von den Ökonom*innen des Zentrums analysiert wurden, sind Wettbewerb, F&E-Subventionen, Regionalpolitik, Migration und Rechte an geistigem Eigentum. All diese Faktoren haben gemeinsam, dass sie von der Politik direkt beeinflusst werden können, aber besser verstanden werden müssen, um eine optimale Politik zu gestalten.

Digitale Transformation

Die Digitalisierung verändert die Welt in immer schnellerem Tempo. Durch den einfachen, reibungslosen und sofortigen Informationsaustausch ist die Digitalisierung die treibende Kraft für den Wandel der Weltwirtschaft. Die Digitalisierung hat das Verhalten von Menschen, die Organisation von Produktions- und Geschäftsprozessen und die Interaktion der Marktteilnehmer grundlegend verändert. Gleichzeitig stellen diese Prozesse und ihre damit einhergehende Komplexität Forscher*innen, Praktiker*innen und politische Entscheidungsträger*innen vor neue Herausforderungen. Dieser Forschungsbereich fragt daher, wer gewinnt, wer verliert und vor allem, welche Industrie-, Innovations- und digitale Infrastrukturpolitik und welche institutionellen Rahmenbedingungen Unternehmen und Einzelpersonen helfen können, das Potenzial der Digitalisierung zu nutzen. Die Anwendung modernster Methoden der Politikbeurteilung ist entscheidend für das Verständnis dessen, was funktioniert und was nicht. Die erheblichen öffentlichen Investitionen in die Verbreitung der Hochgeschwindigkeits-Breitbandinfrastruktur in Europa und die mit dem digitalen Wandel verbundenen allgemeinen Ängste und Hoffnungen unterstreichen die dringende Notwendigkeit zuverlässiger und fundierter empirischer Nachweise für die sozioökonomischen Auswirkungen des digitalen Wandels. Die vom Zentrum durchgeführten Bewertungen der Telekommunikationspolitik in Deutschland, Italien und Österreich wurden von Politik, Industrie und Regulierungsbehörden weithin anerkannt.

Branchenanalysen

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt dieses Forschungsbereichs ist die Branchenbeobachtung. Schon seit dem Jahr 1993 gehören dazu die Berichte, die im Auftrag des DG-Verlags zweimal im Jahr über die Entwicklung in 100 Branchen erstellt werden. Damit wurde im ifo Zentrum für Industrieökonomik und neue Technologien einmaliges Detailwissen über die Wettbewerbssituation und die institutionellen Rahmenbedingungen zahlreicher Branchen aufgebaut. Mit Hilfe dieses Detailwissens können die im Bereich durchgeführten quantitativen Studien mit qualitativer Evidenz ergänzt werden. Dazu trägt der enge Bezug der ifo Branchenexperten zur Praxis in besonderer Weise bei. Zur Vertiefung des Dialogs mit Unternehmen und Verbänden wird jährlich eine Konferenz (ifo Branchen-Dialog) veranstaltet.

Prof. Robert Fairlie, University of California, Los Angeles

Prof. Dr. Monika Schnitzer, Ph.D., Ludwig-Maximilians-Universität München 

Prof. Dr. Simon Wiederhold, Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle

Prof. Dr. Joachim Winter, Ludwig-Maximilians-Universität München 

CESifo Area on Applied Microeconomics

CESifo Area on Economics of Digitization