Aufsatz in Zeitschrift

Eliteuniversitäten: Stärkung des Forschungs- und Wirtschaftsstandorts Deutschland?

Gerd Grözinger, Oliver Fabel, Dominique Demougin, Matthias Kräkel
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2004

in: ifo Schnelldienst, 2004, 57, Nr. 16, 03-11

Dem Plan des Bundesministeriums für Bildung und Forschung bis zu zehn "Spitzenuniversitäten" zu fördern, um den Wissenschaftsstandort Deutschland nachhaltig zu stärken, steht Prof. Dr. Gerd Grözinger, Universität Flensburg, eher skeptisch gegenüber. Für ihn wäre es wichtiger, die Rückverlagerung der Forschung an die Universitäten", die "zu Lehranstalten degradiert wurden", durch eine Intensivierung der Kooperationen zwischen außeruniversitären Forschungseinrichtungen und dem Hochschulsystem anzuschieben: "Dafür wäre es am einfachsten, die vom Bund ausgelobte Viertelmilliarde jährlich der DFG mit kleinen Nutzungsauflagen zur Verfügung zu stellen. Ein Schwerpunkt könnte etwa sein, dass sich Hochschulangehörige auf Zeit aus der Lehre ›herauskaufen‹ können, um ein Projekt z.B. an einem Max-Planck-Institut zu realisieren … Und von dort sollten Spezialisten ebenfalls auf Zeit die Universitäten bereichern, um Studierende an Forschungsthemen heranzuführen." Für Prof. Dr. Oliver Fabel, Universität Konstanz und Prof. Dr. Dominique Demougin, Humboldt-Universität zu Berlin, ist das größte Problem "die ineffiziente Organisation des deutschen Wissenschaftssystems, in dem zu viel in allgemeines und zu wenig in spezifisches Humankapital investiert wird. Notwendig wäre stattdessen eine deutliche Anhebung der Professorenstellen, um bei gleichen Fähigkeiten der Einzelnen die Vorteile größerer Spezialisierung in Forschungserfolge umsetzen zu können. Dies erfordert eine Reorganisation von einer Lehrstuhl- zu einer Departmentstruktur." Prof. Dr. Matthias Kräkel, Universität Bonn, plädiert dafür, dass Spitzenfachbereiche je Fachrichtung in ein Forschungsnetzwerk zusammengeführt und gezielt gefördert werden sollten: "also für ein deutliches ›Ja‹ zur Förderung der Spitzenforschung an deutschen Universitäten - bitte aber in Form gezielt geförderter Elite-Forschungsnetzwerke, um der Gefahr zu entgehen, dass möglicherweise an ›Eliteuniversitäten‹ transferierte Steuergelder nach Anwendung des Gießkannenprinzips ineffizient versickern.«

Schlagwörter: Forschung, Hochschule, Bildungspolitik, Hochschulforschung, Elite, Standort, Deutschland
JEL Klassifikation: I200,O320

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Zeitschrift (Einzelheft)
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2004