Aufsatz in Zeitschrift

Zur Diskussion gestellt: Ungleichgewichte im Außenhandel: Wie können Handelsbilanzsalden abgebaut werden?

Rolf J. Langhammer, Felix Mihram, Nikolaus Wolf, Volker Nitsch
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2010

ifo Schnelldienst, 2010, 63, Nr. 24, 03-13

Im Rahmen der Diskussion, wie die wirtschaftlichen Schwierigkeiten Europas, insbesondere der Eurozone, zu bewältigen sind, wurde die Forderung nach einem Abbau von Leistungsbilanzüberschüssen laut. Nach Ansicht von Rolf J. Langhammer, Institut für Weltwirtschaft, Kiel, spricht vieles dafür, dass sich Ungleichgewichte in den nächsten Jahren trendmäßig zurückbilden werden. Es bedürfe also keiner interventionistischen Maßnahme im Handel oder Kapitalverkehr gegen Ungleichgewichte. Strafzölle gegen chinesische Exporte, wie sie Krugman für die USA fordert, wären absolut fehl am Platz. Es sei aber wichtig, die Bilanzen richtig zu stellen, indem der Handel auf Wertschöpfungsbasis erfasst und die Bedeutung der grenzüberschreitenden Wertschöpfungsketten für Produktivitätsfortschritte in den Partnerländern sichtbar werde. Felix Mihram und Nikolaus Wolf, Humboldt- Universität zu Berlin, gehen davon aus, dass sich die extremen Leistungsbilanzungleichgewichte durch Preissteigerungen in Deutschland und deflationäre Tendenzen in den Defizitstaaten auch ohne weitere politische Intervention etwas abschwächen werden. Allerdings könnte im Hinblick auf die aktuelle Schuldenkrise in einigen Eurostaaten eine befristete Intervention der Überschussländer, etwa Deutschland gemeinsam mit den Niederlanden, zur Stabilisierung des Euro sinnvoll sein, die zugleich auch zum Abbau von Leistungsbilanzüberschüssen beitragen würde. Volker Nitsch, Technische Universität Darmstadt, verweist darauf, dass die unwiderrufliche Fixierung der nominalen Wechselkurse im Euroraum mit größeren und länger andauernden Handelsbilanzungleichgewichten verbunden ist. Gleichzeitig tragen in einer Währungsunion strukturelle Reformen, die Märkte flexibler gestalten, die Volatilität der wirtschaftlichen Entwicklung dämpfen oder das Haushaltdefizit reduzieren, zu einer Vermeidung von Ungleichgewichten im Außenhandel bei.

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ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2010