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Der Einfluss der Covid-19-Pandemie auf häusliche Gewalt – neue Ansätze zur Quantifizierung mittels Google-Suchdaten

Dan Anderberg, Helmut Rainer, Fabian Siuda
ifo Institute, Munich, 2022

ifo Schnelldienst, 2022, 75, Nr. 01, 32-34

Mit den flächendeckenden Lockdowns zu Beginn der Covid-19-Pandemie verbreitete sich die Sorge über einen rapiden Anstieg der Fälle häuslicher Gewalt durch die permanente räumliche Nähe von Opfern zu Tätern. Studien, basierend auf Polizeistatistiken, zeigen dagegen oft nur einen kleinen oder sogar vernachlässigbaren Einfluss von Lockdowns auf häusliche Gewalt. Dies könnte jedoch vor allem die geringe Neigung von Opfern, Gewalttaten anzuzeigen, widerspiegeln und die tatsächlich gestiegene Rate häuslicher Gewalt verschleiern. Um den wahren Effekt zu bestimmen, verbinden wir Daten zur täglichen Frequenz von 35 Google-Suchbegriffen zu häuslicher Gewalt über einen Zeitraum von fünf Jahren mit täglichen Daten der London Metropolitan Police zu angezeigten Fällen von häuslicher Gewalt. Basierend auf diesem kombinierten Datensatz, schlagen wir einen algorithmischen Ansatz für die Erstellung eines suchbasierten Index für Fälle von häuslicher Gewalt vor. Mit Hilfe dieses neuen Index schätzen wir, dass der Londoner Covid-19-Lockdown im März 2020 zu einem Anstieg der Rate von häuslicher Gewalt um 40% Prozent führte. Dieser Effekt ist sieben- bis achtmal stärker als der durch Polizeidaten gemessene Anstieg.

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ifo Institut, München, 2022