ifo Konjunkturprognose

ifo Konjunkturprognose Frühjahr 2020 Update: Wirtschaftsleistung bricht während der Corona-Schließungen um 16% ein

Während der Corona-Schließungen ist die Wirtschaftsleistung in Deutschland um 16% eingebrochen. Das ergibt eine Auswertung der ifo Umfragen im April unter etwa 8800 Unternehmen aus nahezu allen Branchen. In die Schätzung flossen die Angaben der Unternehmen zur Kapazitätsauslastung im Januar und April sowie die tatsächliche und erwartete Veränderung der Umsätze im ersten und zweiten Vierteljahr ein.

„Damit dürfte das Bruttoinlandsprodukt bereits im ersten Vierteljahr um 1,9% gesunken sein und dann im zweiten um 12,2% einbrechen“, sagt Timo Wollmershäuser, Leiter der ifo Konjunkturprognosen. „Insgesamt dürfte die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um kalenderbereinigt 6,6% schrumpfen; berücksichtigt man die vergleichsweise vielen Arbeitstage, verringert sich der Rückgang auf 6,2%.“ Wollmershäuser ergänzt: „Zurück zum Zustand vor Corona sind wir erst Ende 2021. Dann werden wieder so viele Waren und Dienstleistungen produziert wie in einer Situation ohne Coronakrise. Das Bruttoinlandsprodukt muss dafür im Jahre 2021 um 8,5% zunehmen.“

„Wir erleben gerade das Gegenteil von Konjunktur. Es gibt kein Auf und Ab und keinen sich fortpflanzenden Trend, sondern einen Absturz in Rekordgeschwindigkeit und mit ungewissem Ausgang.“

Prof. Dr. Timo Wollmershäuser, Leiter der Konjunkturforschung und -prognosen

Den größten Einbruch der Geschäfte im April meldeten Reisebüros und  Veranstalter (minus 84%), die Luftfahrtbranche (minus 76%), das Gastgewerbe (minus 68%), das Gesundheitswesen (minus 45%), Kunst, Unterhaltung und Erholung (minus 43%) sowie der Fahrzeugbau (minus 41%). Einziger Gewinner der Coronakrise war die Pharmaindustrie mit einem Anstieg der Auslastung um 7%.

Nach Ende der Schließungen dürften sich die einzelnen Branchen in sehr unterschiedlichem Tempo erholen, unter der Annahme, dass die seit März geltenden Beschränkungen nur langsam ab Ende April aufgehoben werden. „Vor allem dort, wo Dienstleistungen für  Freizeit, Unterhaltung, Kultur, Beherbergung und Gaststätten erbracht werden, werden die Folgen der Coronakrise bis weit ins nächste Jahr hinein zu spüren sein“, sagt Wollmershäuser weiter.

„Im Verarbeitenden Gewerbe dürfte die Wertschöpfung ihr Vorkrisenniveau in einem Jahr wieder erreichen. Entsprechend werden ab dem dritten Vierteljahr alle Wirtschaftszweige zwar wieder Zuwächse verbuchen können. Diese werden aber deutlich geringer ausfallen als der Rückgang in der ersten Jahreshälfte.“

Bei alledem ist unterstellt, dass das Coronavirus in den kommenden Monaten zwar nicht besiegt, seine Ausbreitung aber eingedämmt und eine zweite Infektionswelle vermieden werden kann. Auch wird angenommen, dass es zu keiner Insolvenzwelle kommt, weder in Deutschland noch in seinen Absatz- und Beschaffungsmärkten, die zu Verwerfungen im Finanzsystem führt und die eine Neuausrichtung globaler Wertschöpfungsketten erfordert.

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ifo Grafik, ifo Konjunkturumfragen; Schätzungen des ifo Instituts, Veränderung der Wirtschaftsleistung während des Shutdowns (III)
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Prof. Dr. Timo Wollmershäuser

Prof. Dr. Timo Wollmershäuser

Stellvertretender Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen und Leiter Konjunkturprognosen
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