ifo-N26-Wirtschaftsmonitor: Ein Blick auf Spanien

Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf die privaten Verbraucher*innen in Spanien aus? Wie beeinflussen Gesundheitsrisiko, Lockdown aber auch Einkommensrückgang und wirtschaftliche Unsicherheit das Ausgabeverhalten? Antworten gibt der ifo-N26-Wirtschaftsmonitor.

Map of Europe - Spain highlighted

Durch die Analyse des anonymisierten Einkommens- und Ausgabeverhaltens der Verbraucher*innen liefert der ifo-N26 Wirtschaftsmonitor einzigartige Einblicke in den Haushaltssektor und damit in das private Einkommen, den Konsum und die Ersparnisse in Spanien und ganz Europa. Dies ist besonders wichtig, da der private Konsum - die größte Komponente des Bruttoinlandsprodukts - ein Haupttreiber des wirtschaftlichen Abschwungs im Jahr 2020 war und den Pfad der wirtschaftlichen Erholung im Jahr 2021 maßgeblich bestimmen wird.

Aggregiertes Einkommen Spanien

Während des ersten Lockdowns Mitte April 2020 sanken die aggregierten Einkommen um etwa 25% im Vergleich zum Januar 2020. Sie erholten sich Mitte Juli auf ca. 85%, fielen im Oktober auf ca. 70% und stiegen im Januar 2021 wieder auf ca. 95%, bevor sie Mitte März 2021 wieder auf fast 80% sanken.

Aggregierte Ausgaben Spanien

Im März 2020 begannen die aggregierten Konsumausgaben stark zu sinken und fielen Mitte April auf etwa 50%. Ab da begannen sie sich langsam, aber stetig zu erholen, erreichten im August fast 80% und blieben für den Rest des Jahres 2020 und das erste Quartal 2021 zwischen 60-80%. Mögliche Erklärungen für die schleppende Erholung im Sommer 2020, trotz Aufhebung der meisten Geschäftsschließungen, sind die Vermeidung von wahrgenommenen Gesundheitsrisiken und unbequemen Schutzauflagen durch die Verbraucher*innen sowie die geringere Kaufkraft der Verbraucher*innen aufgrund des damaligen Einkommensrückgangs. Interessanterweise führte dere dritte Lockdown im November 2020 nur zu einem geringen und zeitlich verzögerten Rückgang der Konsumausgaben im Vergleich zum Ausgabenniveau im Sommer. So liegt das aktuelle Ausgabenniveau immer noch 15 Prozentpunkte über dem Tiefpunkt während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020, aber auch 35 Prozentpunkte unter dem Niveau vor der Pandemie.

Ausgaben nach Sektor Spanien

Die Verbraucher*innen verändern die Zusammensetzung ihrer Warenkörbe im Laufe der Jahre deutlich. So waren die Ausgaben für Dienstleistungen und Bargeldabhebungen während der Lockdowns besonders stark betroffen und fielen auf fast 30% im April 2020 und 50-70% im November 2020 bis März 2021. Darüber hinaus sehen wir keine sofortige, sondern nur eine langsame und unvollständige Erholung des Dienstleistungskonsums und der Bargeldabhebungen nach dem Lockdown im Frühjahr 2020, die erst im August 2020 wieder etwa 60-80% erreichen. Offensichtlich passen die Verbraucher*innen ihr Verhalten an und bleiben trotz Aufhebung der Ausgangssperren zurückhaltend, um das Risiko einer Ansteckung zu verringern. Die Ausgaben für langlebige Güter gingen während des Lockdowns im Frühjahr 2020 zurück und blieben über den Sommer unter dem Niveau vor der Pandemie, was darauf hindeutet, dass die wirtschaftliche Unsicherheit der Verbraucher*innen zum Ausgabenrückgang beitrug. In früheren Wirtschaftskrisen reduzierten die Verbraucher*innen in der Regel ihre Ausgaben für langlebige Güter, da sie höhere, nicht-lebensnotwendige Ausgaben zurückstellten, um sich gegen wirtschaftliche Unsicherheiten wie Arbeitsplatzverlust oder Einkommensrückgang abzusichern. Die wirtschaftliche Unsicherheit unter den Verbraucher*innen schien jedoch Ende des Jahres 2020 und Anfang 2021 zu sinken, da sich die Ausgaben für langlebige Güter sogar auf ein Niveau vor der Pandemie erholten. Darüber hinaus glich der Anstieg des Konsums langlebiger Güter in der Weihnachtszeit und im ersten Quartal 2021 den Rückgang bei Dienstleistungen und Bargeldabhebungen teilweise aus, so dass es insgesamt nur zu einem geringen und verzögerten Ausgabenrückgang während des zweiten Lockdowns kam. Die Ausgaben für Verbrauchsgüter blieben über die Jahre relativ stabil und schwankten zwischen 80-100% im Vergleich zum Niveau vor der Pandemie. Das aktuelle Ausgabenniveau liegt bei etwa 50% für Dienstleistungen und Bargeldabhebungen, 80% für Verbrauchsgüter und 100% für langlebige Güter im Vergleich zum Januar 2020. Zusammengenommen deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Gesundheitsrisiken und Lockdowns die Haupttreiber für den Rückgang der Ausgaben für Dienstleistungen und Bargeldabhebungen sind. Zusätzlich scheint die wirtschaftliche Unsicherheit der Verbraucher*innen, gemessen am Konsum langlebiger Güter, zum Ausgabenrückgang beigetragen zu haben, die jedoch Ende 2020 und Anfang 2021 abnahm.

Einlagen Spanien

Verbraucher*innen häufen über die Jahre hinweg Ersparnisse an, insbesondere während der Lockdowns im Frühjahr 2020 und Herbst/Winter 2020/2021. Ende 2020 haben die Verbraucher*innen rund 40% mehr Einlagen auf ihren Konten als zu Beginn des Jahres. Zieht man die Gesamtersparnis des Jahres 2019 von der Gesamtersparnis des Jahres 2020 ab, so errechnet sich ein Sparüberschuss von 1,4% im Jahr 2020 in Relation zum Gesamtjahreseinkommen des Jahres 2019. Der Trend des Sparüberschusses setzt sich im ersten Quartal 2021 fort. Wichtig ist, dass unsere Messung der Einlagen nur ein Näherungswert für die Ersparnisse der Verbraucher*innen ist, da wir weder verzinsliche Sparguthaben noch Wertpapierkonten bei anderen Banken beobachten. Daher unterschätzt unsere Messung der Einlagen wahrscheinlich die Ersparnisse der Verbraucher*innen.

Publikation

Monographie (Autorenschaft)
Oliver Falck, Benjamin Loos, Emanuel Renkl, Fabio Schmidt-Fischbach, Sebastian Wichert
2021

ifo-N26-Economic Monitor

Kontakt
Prof. Dr. Oliver Falck

Prof. Dr. Oliver Falck

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Dr. Sebastian Wichert

Dr. Sebastian Wichert

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