ifo Geschäftsklima Ostdeutschland: Historischer Einbruch – Kein Ende in Sicht (April 2020)
Im April 2020 beschleunigte sich die Talfahrt der ostdeutschen Wirtschaft weiter. Der ifo Geschäftsklimaindex für die gesamte regionale Wirtschaft stürzte von 89,6 auf 78,9 Punkte. Damit ist der Einbruch ähnlich stark wie in Deutschland insgesamt. Lageeinschätzungen und Geschäftserwartungen der ostdeutschen Befragungsteilnehmer fielen so drastisch wie nie zuvor. Die Corona-Krise ist in allen Teilen der ostdeutschen Wirtschaft angekommen und drückt stärker auf die Stimmung der Unternehmer als die Finanzkrise.
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Die Stimmung im ostdeutschen Verarbeitenden Gewerbe beginnt den Sturzflug. Geschäftslage und Geschäftserwartungen brachen gleichermaßen ein. Im März war der Rückgang noch zögerlich gewesen.
Im ostdeutschen Dienstleistungssektor setzte der Geschäftsklimaindex seine Talfahrt fort. Der Einbruch der Lageeinschätzungen war größer als der Einbruch der Geschäftserwartungen.
Im ostdeutschen Handel beschleunigte sich der Stimmungsverfall dramatisch. Ausschlaggebend war der im Vergleich zum Vormonat extreme Einbruch der Geschäftslage im Einzelhandel. Gleichzeitig trübte sich ihr Ausblick nochmals ein. Im Großhandel befanden sich beide Teilindizes weiterhin im Sturzflug.
Im ostdeutschen Bauhauptgewerbe brach das Geschäftsklima im Vergleich zum Vormonat dramatisch ein. Maßgeblich hierfür waren die Geschäftserwartungen. Auch die Lageeinschätzungen brachen ein.
Joachim Ragnitz und Marcel Thum
Geschäftsführer ifo Institut, Niederlassung Dresden
ifo Geschäftsklima Ostdeutschland
(Indexwerte, 2015 = 100, saisonbereinigt)
04/19 | 05/19 | 06/19 | 07/19 | 08/19 | 09/19 | 10/19 | 11/19 | 12/19 | 01/20 | 02/20 | 03/20 | 04/20 | |
Klima | |||||||||||||
Lage | |||||||||||||
Erwartungen |
Quelle: ifo Konjunkturumfragen.
© ifo Institut
ifo Geschäftsklima Ostdeutschland nach Wirtschaftsbereich
(Salden, saisonbereinigt)
04/19 | 05/19 | 06/19 | 07/19 | 08/19 | 09/19 | 10/19 | 11/19 | 12/19 | 01/20 | 02/20 | 03/20 | 04/20 | |
Ostdeutschland | |||||||||||||
Verarb. Gewerbe | |||||||||||||
Dienstleistungssektor | |||||||||||||
Handel | |||||||||||||
Bauhauptgewerbe |
Quelle: ifo Konjunkturumfragen.
© ifo Institut
Das ifo Geschäftsklima Ostdeutschland basiert auf ca. 1 700 Meldungen von Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, des Bauhauptgewerbes, des Groß- und Einzelhandels. Die Unternehmen werden gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate mitzuteilen. Sie können ihre Lage mit „gut“, „befriedigend“ oder „schlecht“ und ihre Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate als „günstiger“, „gleich bleibend“ oder „ungünstiger“ kennzeichnen. Der Saldowert der gegenwärtigen Geschäftssituation ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten „gut“ und „schlecht“, der Saldowert der Erwartungen ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten „günstiger“ und „ungünstiger“. Das Geschäftsklima ist ein transformierter Mittelwert aus den Salden der Geschäftslage und der Erwartungen. Zur Berechnung der Indexwerte werden die transformierten Salden jeweils auf den Durchschnitt des Jahres 2015 normiert.