Aufsatz in Zeitschrift

Einwanderungsland Deutschland: Wie sollte die Zuwanderung beeinflusst werden?

Joachim Herrmann, Martin Werding, Reiner Klingholz, Christine Langenfeld, Herwig Birg
ifo Institut, München, 2015

ifo Schnelldienst, 2015, 68, Nr. 03, 05-22

Nach Angaben der OECD steht Deutschland mittlerweile bei der Zahl der dauerhaften Zuwanderer an zweiter Stelle hinter den USA. Welche ökonomischen Effekte sind zu erwarten, und wie sollte die Migration gesteuert werden? Joachim Herrmann, Bayerischer Staatsminister des Innern, für Bau und Verkehr, betrachtet den Begriff Einwanderungsland für Deutschland als nicht zutreffend. Deutschland sei einer der am dichtesten bevölkerten Staaten der Welt, nur bei Hochqualifizierten und Fachkräften herrsche ein gewisser Bedarf. Zudem werde die Zuwanderung nach Deutschland in weiten Teilen durch das Recht der Europäischen Union bestimmt. Einen Bedarf für ein Einwanderungsgesetz gebe es nicht. Martin Werding, Ruhr-Universität Bochum, sieht einen zentralen Grund dafür, dass Deutschland Zuwanderer begrüßen sollte, im demographischen Wandel. Deutschland habe bereits ein relativ offenes Zuwanderungsrecht, trotzdem könne die Politik noch etwas tun bei der Gestaltung vor allem des Rechts für die Zuwanderung von Nicht-EU-Bürgern. Denn die verschiedenen Programme werden bisher aufgrund der nach wie vor eher unübersichtlichen Rechtslage und Unklarheiten über den Zugang zu entsprechenden Verfahren wenig genutzt. Reiner Klingholz, Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, geht ebenfalls davon aus, dass Deutschland angesichts der demographischen Entwicklung hochqualifizierte Zuwanderer braucht. Zwar profitiere Deutschland von der Arbeitnehmerfreizügigkeit im europäischen Wirtschaftsraum. Die Einwanderung aus anderen EU-Ländern reiche aber nicht aus, vielmehr müsse die Politik weitere Anstrengungen unternehmen, um Fachkräfte aus sogenannten Drittstaaten nach Deutschland zu locken, eventuell nach einem Punktesystem, ähnlich wie Kanada. Auch sollte das Potenzial von Asylbewerbern besser genutzt werden. Christine Langenfeld, Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration, wünscht sich ein besseres Marketing für das Einwanderungsland Deutschland. Ihrer Ansicht nach wird eine umfassende Reform der deutschen Regelungen im Bereich der Arbeitsmigrationspolitik derzeit nicht benötigt. Der bisher eingeschlagene Weg weise in die richtige Richtung. Herwig Birg, Universität Bielefeld, plädiert für eine »Erneuerungsstrategie durch Geburten« statt kompensatorischer Zuwanderungen.

Schlagwörter: Einwanderung, Migration, Migrationspolitik, Bevölkerungsentwicklung, Demographie, Deutschland
JEL Klassifikation: F220, O150

Enthalten in Zeitschrift bzw. Sammelwerk

Zeitschrift (Einzelheft)
ifo Institut, München, 2015