Nachhaltiger Wohlstand

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Der Einfluss der Entwaldung auf die Biodiversität und die Klimaerwärmung

Eine wichtige Rolle sowohl bei der Klimaerwärmung als auch beim Verfall der Artenvielfalt spielt die Entwaldung. Besonders gravierend ist dabei die Zerstörung der tropischen Regenwälder, insbesondere im Amazonasbecken. Diese Wälder beherbergen einen großen Teil der weltweit lebenden Tier- und Pflanzenarten. Sie können zu einem entscheidenden Faktor bei der Eindämmung der Klimaerwärmung werden.

 

Der Vermögensansatz des Ökonomen Partha Dasgupta

Es gibt die Optimisten, die dank der Entwicklung neuer Technologien darauf vertrauen, dass die Wirtschaft nachhaltig, umwelt- und klimafreundlich wachsen kann und muss. Andere behaupten, es gebe kein unbegrenztes Wachstum, ohne die natürlichen Lebensgrundlagen zu zerstören. Mit Blick auf den Schutz der Erde fordern sie daher, das Wachstum zu begrenzen oder gar die Wirtschaftsleistung zurückzufahren. Wer hat Recht?

Ein Ansatz, der bei der Annäherung an diese Frage helfen könnte, ist der Vermögensansatz des britischen Ökonomen Partha Dasgupta. Dieser schlägt vor, eine intakte Umwelt als ein Kapital zu betrachten, das ähnlich wie menschlich geschaffenes Kapital – in Form von Maschinen oder Häusern – wertvolle Leistungen erbringt. Das am häufigsten zitierte Beispiel ist die Blütenbestäubung durch Bienen. Die Nahrungsproduktion durch Fischerei und Landwirtschaft, die Gewinnung von Grundwasser, die Absorption von CO2, die Bereitstellung von Erholungsgebieten für Menschen sowie nicht zuletzt der Schutz vor Epidemien und anderen Gesundheitsrisiken.

Eine nachhaltige Entwicklung erfordert aus dieser Perspektive, dass das Naturkapital nicht dauerhaft schrumpft, sondern zumindest erhalten bleibt. Um dies zu erreichen, darf der ökologische Fußabdruck, also der Verbrauch an Naturkapital, die natürliche Regenerationsfähigkeit dieses Kapitals nicht überschreiten. Nach Schätzungen des Global-Footprint-Netzwerks liegt der globale ökologische Fußabdruck derzeit bei 1,7, also bei 170 Prozent dessen, was mit einer Erhaltung des Naturkapitals vereinbar wäre. Diese Schätzungen sind methodisch schwierig und umstritten: Sie könnten das Problem überschätzen, aber auch unterschätzen.

 

Mögliche Lösungsvorschläge für eine nachhaltige Entwicklung

Angenommen, der Wert von 1,7 wäre zutreffend. Welche Veränderungen wären erforderlich, um zu einer nachhaltigen Entwicklung zu kommen? Bei gegebenem Bruttoinlandsprodukt müsste sich die Effizienz unseres Wirtschaftens im Sinne des Verbrauchs natürlicher Ressourcen pro Einheit Bruttoinlandsprodukt massiv verbessern: Wir dürften nur zwei Drittel dessen verbrauchen, was wir heute beanspruchen. Das gilt weltweit. Wächst die Wirtschaft zudem weiter, steigen auch die Anforderungen an Effizienzsteigerungen weiter, um den Verbrauch natürlicher Ressourcen zu reduzieren.

Wie ist eine solche Veränderung erreichbar? Durch…

  1. technische Innovationen, die den Verbrauch von Naturkapital durch die Produktion von Gütern und Dienstleistungen senken können. Dazu gehört die Umstellung der Energieversorgung auf klimaneutrale Techniken, die Herstellung voll recyclingfähiger Autos und anderer Maschinen und vieles mehr.
  2. Fortschritte und Innovationen in der Organisation wirtschaftlicher und sozialer Prozesse: bessere Überwachung und Durchsetzung von Umweltschutzregeln sowie intelligente Umweltschutzpolitik, die unnötige Kostenbelastungen vermeidet, beispielsweise handelbare Zertifikate für Treibhausgasemissionen.
  3. direkte Investitionen in Naturkapital; beispielsweise Aufforstung und der Ausweis von Naturschutzgebieten. Von überragender Bedeutung ist der Schutz der noch vorhandenen tropischen Regenwälder.

Eine wichtige Voraussetzung stellt zudem eine geeignete Messung und Monitoring des Naturkapitals dar, begleitet von einer entsprechenden Kommunikation.

 

Umweltschutz-Maßnahmen schwer umsetzbar: Eigener Nutzen wiegt höher

All dies zu erreichen ist unter anderem deshalb schwierig, weil Entscheidungen über Umweltschutz primär von nationalen Regierungen gefällt werden. Während dies für lokale Umweltprobleme einen sinnvollen Ansatz darstellt, haben nationale Regierungen nur begrenzte Anreize, Kosten für Umweltschutz auf sich zu nehmen, wenn der Nutzen daraus weltweit anfällt. Hochentwickelte Länder wie Deutschland können aber trotzdem einen Beitrag leisten, indem sie sich an internationalen Abkommen für Klima- und Umweltschutz beteiligen. Außerdem gilt es, umweltschonende technische Lösungen zu entwickeln, die auch unabhängig von der Umweltschutzwirkung attraktiv sind und deshalb auch in Ländern übernommen werden, in denen andere Probleme im Gegensatz zur ökologischen Nachhaltigkeit der Vorzug gewährt wird.

Ein anderer, weniger erfolgversprechender Ansatz zur Senkung des ökologischen Fußabdrucks wäre die Senkung des weltweiten Bruttoinlandsprodukts oder zumindest ein Verzicht auf weiteres Wachstum. Das ist der Weg, der von der so genannten Degrowth-Bewegung favorisiert wird. Diese Forderung wirft erhebliche Probleme auf. Gerade Einwohner*innen von Entwicklungs- und Schwellenländern werden nicht darauf verzichten, zu mehr Wohlstand zu kommen. Selbst in Hocheinkommensländern wie Deutschland wird eine Politik der Schrumpfung kaum politische Unterstützung finden. Hinzu kommt, dass die Bereitschaft, Ressourcen für Umweltschutz einzusetzen, tendenziell sinkt, wenn materieller Wohlstand zurückgeht. Wenn Menschen durch Bewusstseinswandel oder Erziehung freiwillig auf Konsum verzichten, der die Umwelt belastet, ist das etwas anderes. Derartige Verhaltensänderungen sind bislang aber die Ausnahme. Deshalb ist eine Ausrichtung des technischen und sozialen Fortschritts auf Umweltschutz, kombiniert mit Investitionen in Regeneration und Erhaltung des Naturkapitals der vielversprechendere Weg zu nachhaltigem Wohlstand.

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