Der lange Weg Italiens in die Krise

Die aktuelle Regierungskrise in Italien weckt die Sorge, dass die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone kollabieren könnte. Dass diese Entwicklung eine lange Vorgeschichte hat, zeigt der Aufsatz von Giuseppe Bertola, Universität Turin, in unserem aktuellen EEAG-Bericht.

Dunkle Wolken über dem Palazzo Montecitorio – Regierungskrise in Italien

„Um zu verstehen, wie ein Land daran scheitert, konstruktiv auf die Herausforderungen und Chancen in einer Welt zu reagieren, die sich rasant verändert, muss man sich die letzten 25 Jahre in Italien ansehen, die von Stagnation und Krisen geprägt sind“, schreibt Bertola.

 

Reales Einkommen je Einwohner, 1870‒2016

 

Italien liegt während des Ersten Weltkriegs und der Depression bei rund 60 Prozent des europäischen Durchschnitts beim Pro-Kopf-Realeinkommen und stürzte nach dem Zweiten Weltkrieg auf 40 Prozent ab. Nach dem Krieg wuchs Italien sehr schnell erst auf 70 dann auf 105 Prozent des europäischen Durchschnitts und übertraf damit Frankreich und Deutschland. Das schnelle Wachstum der Nachkriegszeit entstand dadurch, dass Italien Chancen effektiv genutzt hat: Die Einführung amerikanischer Technologie, Urbanisierung und interne Migration steigerte die Produktivität der Wirtschaft. Der markante relative Rückgang beginnt in den 90er Jahren, beschleunigt sich in den 2000er Jahren und setzt sich in den letzten zehn Jahren fort.

 

Veröffentlichung

Coping or not with change

Andersen, Torben M. / Bertola, Giuseppe / Driffill, John / Fuest, Clemens / James, Harold / Sturm, Jan-Egbert / Uroševic, Branko
CESifo Group Munich, Munich, 2019
in: EEAG Report on the European Economy 2019, 38-60