Die neue Geoökonomik – Deutsche Wirtschaftspolitik in Zeiten von Krieg und Energiekrise

Der Jahresbericht 2022 gibt mit seinem Titelthema einen Überblick über die Forschungsschwerpunkte und wirtschaftspolitischen Empfehlungen des ifo Instituts.

Illustration des Covers ifo Jahresbericht 2022

Deutsche Wirtschaftspolitik in Zeiten von Krieg und Energiekrise

Der Angriff Russlands auf die Ukraine am Morgen des 24. Februar 2022 hat die Welt fundamental verändert. Plötzlich wurden Antworten auf Fragen benötigt, die sich zuvor niemand stellen musste: Wie verändert der Krieg die Welt als Ganzes – und in welchem Maß einzelne Volkswirtschaften wie Deutschland? Was kann die Politik ausrichten, um die Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft abzumildern: für die Menschen, die in diesen Ländern leben und arbeiten, und für jene, die aus der Ukraine fliehen und ein neues und sicheres Zuhause suchen? Wenigstens eines auf Zeit. Und welche Veränderungen bewirkt der Schock des Krieges auf den Energiemärkten und in der geoökonomischen Aufstellung von China, Russland, den USA sowie Europa mit Deutschland in dessen Mitte? Was sind die Folgen der steigenden Inflation, und wie kann sie eingedämmt werden?

Bereits im April thematisierte eine Sonderausgabe des ifo Schnelldiensts die wirtschaftlichen Folgen des Krieges in der Ukraine und die damit verbundene geoökonomische Zeitenwende:

  • Das ifo Institut lieferte regelmäßig Beiträge zu Herausforderungen des Krieges in der Ukraine und der Energiepolitik und bietet Lösungen zur akuten Krise und zur zukünftigen Gestaltung der Energiemärkte.
  • Für eine Neuausrichtung der Energiepolitik in Deutschland und Europa plädierte Clemens Fuest in einem gemeinsamen Beitrag von Roland Berger, Hans-Werner Sinn, Christoph Theis und Peter-Alexander Wacker.
  • In mehreren Stellungnahmen zu den verschiedenen Entlastungsmaßnahmen, die von der Politik ergriffen wurden, plädierte das ifo Institut für möglichst gezielte Entlastungen für diejenigen Bevölkerungsschichten, die besonders stark von der Krise betroffen sind, anstelle von Entlastungen nach dem Gießkannenprinzip. Besonders betont wurde die Notwendigkeit, Preissignale zu erhalten, damit Sparanreize nicht durch Subventionen untergraben werden.

Das ifo Institut hat die sich überlappenden Krisen analysiert, die Folgen der Corona-Pandemie und die des Krieges, und Maßnahmen der Politik bewertet, die die Folgen des Krieges für Wirtschaft und Gesellschaft abmildern sollen. Außerdem hat das ifo Institut in verschiedenen Bereichen eigene wirtschaftspolitische Maßnahmen vorgeschlagen und die Zukunft des Geschäftsmodells Deutschland beschrieben.

Zukunft des Geschäftsmodells Deutschland

Seit der Erfindung der Sozialen Marktwirtschaft floriert die deutsche Wirtschaft und ermöglicht den deutschen Bürger*innen Wohlstand bei gleichzeitiger Absicherung. Natürlich war die Soziale Marktwirtschaft immer wieder herausgefordert, allein in diesem Jahrtausend bereits mehrfach: durch das Platzen der Dotcom-Blase, die Weltwirtschaftskrise und die Corona-Pandemie. All diese Herausforderungen hat die deutsche Wirtschaft in, zum Teil, beeindruckender Art und Weise gemeistert. Übersteht das »Geschäftsmodell Deutschland« auch die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, der die Zeit billiger Energie für Privathaushalte und Industrie endgültig beendete? Bislang gehörten die Außenhandelsorientierung einschließlich des Handels mit China, die energiepolitische Kooperation mit Russland und die sicherheitspolitische Abhängigkeit von den USA und dadurch geringe heimische Rüstungsausgaben zum Geschäftsmodell Deutschland: Der Krieg in der Ukraine und seine geopolitischen Folgen stellen dieses Geschäftsmodell in Frage.

Angemessene wirtschaftspolitische Strategieänderungen und Reformen können einen Rahmen schaffen, in dem die Unternehmen und ihre Beschäftigten in Deutschland und Europa trotz der absehbaren Belastungen weiter erfolgreich sein können. Die Anpassung des »Geschäftsmodells Deutschland« wird die öffentlichen Finanzen belasten und Reformen des öffentlichen Sektors erfordern. Mit einem nationalen Alleingang sei das nicht zu schaffen. Um all diese Herausforderungen zu bewältigen, ist eine stärkere Zusammenarbeit auf europäischer Ebene erforderlich. Wir brauchen wesentlich mehr Bereitschaft zur Veränderung, als wir heute haben.

Den ganzen Artikel lesen Sie in unserem Jahresbericht 2022.

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