Ökonomenpanel von ifo und FAZ 27. November 2024

Trumps Wiederwahl: Volkswirte sehen überwiegend negative Folgen

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Ökonomenpanel November 2024: Grafik zu den Auswirkungen der Wahl von Donald Trump

Alle Bereiche der internationalen Zusammenarbeit negativ betroffen

Die erste Amtszeit Donald Trumps (2017-2021) zeigte deutlich sein disruptives Vorgehen in der internationalen Zusammenarbeit. Unter seiner Führung traten die Vereinigten Staaten aus dem Pariser Klimaschutzabkommen aus und er drohte mit einem Austritt aus der NATO. Vor diesem Hintergrund werden die Ökonominnen und Ökonomen nach den Auswirkungen der erneuten Wahl Trumps auf verschiedene Bereiche der internationalen Kooperation gefragt. Besonders kritisch bewerten die Ökonominnen und Ökonomen die Auswirkungen auf die Maßnahmen gegen den Klimawandel: Über 70% erwarten sehr negative und weitere 20% eher negative Folgen. Auch in der internationalen Handelspolitik sehen über 90% der Teilnehmenden überwiegend negative Effekte, was auf Trumps Ankündigungen neuer Zölle zurückzuführen sein könnte. Eine Ausnahme bildet die Konfliktlösungen in aktuellen Konflikten wie dem Ukraine Krieg, wo etwa 25% der Teilnehmenden auch positive Effekte erwarten – jedoch bleibt dies eine Minderheitenmeinung. Für die internationale Sicherheit und die Zusammenarbeit innerhalb der NATO fallen die Einschätzungen hingegen klar negativ aus: 80% erwarten überwiegend negative Folgen. Ganz allgemein gefragt nach der Zusammenarbeit in internationalen Organisationen erwarten 53% der Ökonominnen und Ökonomen sehr negative Auswirkungen durch den neuen US-Präsidenten und weitere 40% eher negative. Die Ergebnisse zeigen, dass die internationale Gemeinschaft mit einer Verschlechterung der Kooperation von Seiten der Vereinigten Staaten und schwierigen Zeiten rechnen muss.

Ökonomenpanel November 2024: Grafik zu den Folgen für internationale Zusammenarbeit
Ökonomenpanel November 2024: Grafik zu den Folgen für internationale Zusammenarbeit

Ökonomen erwarten Erhöhung von US-Importzöllen

Ein zentrales Thema in der Wahlkampagne von Donald Trump war die Einführung neuer Zölle, insbesondere auf Produkte aus China, aber auch aus anderen Regionen der Welt. Entsprechend erwartet eine deutliche Mehrheit der teilnehmenden Ökonominnen und Ökonomen von 74% starke Erhöhungen bzw. die Einführung neuer US-Importzölle auf chinesische Waren. Weitere 25 % rechnen mit moderaten Erhöhungen. Auch für Produkte aus der EU rechnet ein Großteil der Teilnehmenden mit steigenden US-Importzöllen, allerdings in geringerem Ausmaß. Nur etwa 23% erwarten hier eine starke Erhöhung der Zölle. Diese Zahlen verdeutlichen, dass die VWL-Professorinnen und VWL-Professoren davon ausgehen, dass Trump seine Ankündigungen aus dem Wahlkampf wahr macht und dem Welthandel ungemütliche Zeiten bevorstehen.

Ökonomenpanel November 2024: Grafik zur Entwicklung der US-Importzölle
Ökonomenpanel November 2024: Grafik zur Entwicklung der US-Importzölle

Reaktion mit höheren Zöllen auf Trumps Handelspolitik

In Anbetracht der bestehenden Drohungen Donald Trumps, erhebliche Basiszölle auf US-Importe aus der EU und 60% auf Importe aus China zu erheben, werden die Ökonominnen und Ökonomen in Deutschland gefragt, welche Reaktion sie von der EU und China erwarten. Die Frage basiert auf dem Szenario, dass Donald Trump seine angekündigte protektionistische Handelspolitik umsetzt und z.B. 10% Importzölle auf alle Waren sowie 60% auf Waren aus China erhebt. Für die EU erwarten 47% der Teilnehmenden höhere Zölle als Antwort auf die erhobenen Zölle in den Vereinigten Staaten. Ungefähr 20% geben keine Veränderung oder geringere Zölle im Vergleich zu den Vereinigten Staaten an. Keine Reaktion erwarten 9% der VWL-Professorinnen und VWL-Professoren. Eine stärkere Reaktion auf mögliche Importzölle wird von den Teilnehmenden für China erwartet. Mehrheitlich (54%) sehen die Teilnehmenden höhere Zölle im Vergleich zu möglichen US-Zöllen als Antwort von China. Rund ein Drittel erwarten gleich hohe Zölle als Reaktion und nur knapp 10% der Teilnehmenden niedrigere Zölle. Keine Reaktion von China erwarten 2%. Mit „Weiß nicht“ antworten jeweils 3%.

Ökonomenpanel November 2024: Grafik zur Reaktion der EU und China auf US-Importzölle

Ökonomen erwarten eine Aufwertung des Dollar

Durch den Sieg Trumps und die damit erwarteten negativen Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft könnte die europäische Gemeinschaftswährung unter Druck geraten. Wir fragen deshalb Ökonominnen und Ökonomen nach ihrer Einschätzung, wie sich der Euro-Dollar Wechselkurs entwickeln wird. Fast die Hälfte der Teilnehmenden sieht eine schwache Aufwertung des Dollars als Folge von Trumps Wahlsieg. Eine starke Aufwertung erwarten nur 8%. Als Gründe für eine Aufwertung des Dollars werden vermehrte Investitionen in den Vereinigten Staaten sowie die steigende Attraktivität für Kapitalanleger angegeben. Das Gegenteil wird von 18% der Teilnehmenden erwartet, wobei ein geringer Anteil eine starke Abwertung des Dollars angibt. Keine Veränderung des Euro-Dollar Wechselkurses wird von 13% der VWL-Professorinnen und VWL-Professoren angegeben. Mit „Weiß nicht“ antworten 16%.

Ökonomenpanel November 2024: Grafik zum Euro-Dollar Wechselkurs

Deutschland schlecht vorbereitet auf zweite Amtszeit von Trump

Donald Trump als nächster Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika stellt Deutschland vor zahlreiche Herausforderungen. Sehen VWL-Professorinnen und VWL-Professoren Deutschland gut vorbereitet auf eine zweite Amtszeit Trumps? Eine überwältigende Mehrheit der Teilnehmenden (85%) sieht dies als nicht gegeben und antwortet mit Nein. Mehrheitlich wird angegeben, dass keine oder keine ausreichenden Vorbereitungen getroffen wurden. Dieses Versäumnis wird mehrheitlich der Ampel-Regierung zugeschrieben. Teilnehmende sehen Rückstände bei Militärinvestitionen und beim Stand des De-Riskings bei deutschen Unternehmen. Auch gäbe es keine tiefergehenden Maßnahmen zur Absicherung der deutschen Wirtschaft gegen handels- und außenpolitische Schocks. Laut Teilnehmenden wurde zu lange auf den Freihandel gesetzt und nötige Handelsabkommen nicht rechtzeitig vereinbart. Hinzu käme die aktuell schwächelnde deutsche Wirtschaft und politische Unsicherheit nach dem Aus der Ampel-Koalition. Es wird außerdem eine fehlende einheitliche europäische Antwort beklagt. Als weiteren Grund, warum Deutschland schlecht auf die zweite Amtszeit Donald Trumps vorbereitet sei, geben Ökonominnen und Ökonomen an, dass zu lange auf einen Sieg von Kamala Harris gehofft wurde. Nur rund 4% sehen Deutschland gut vorbereitet. Mit „Weiß nicht“ antworten 11%.

Ökonomenpanel November 2024: Grafik zu Deutschlands Vorbereitung auf eine zweite Trump-Amtszeit
Ökonomenpanel November 2024: Grafik zu Deutschlands Vorbereitung auf eine zweite Trump-Amtszeit

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Prof. Dr. Niklas Potrafke

ifo Zentrum für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie
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