Pressemitteilung -

Häusliche Gewalt in der Pandemie gestiegen

Die Anzahl der Fälle häuslicher Gewalt in London während des Corona-Lockdowns im März 2020 ist sehr stark gestiegen. Das legt ein neu berechneter Index des ifo Instituts nahe. Er beruht auf Suchen nach bestimmten Begriffen im Internet. „Dieser Index zeigt einen siebenfach höheren Anstieg von Fällen häuslicher Gewalt, als er in Polizeistatistiken erfasst wurde“, sagt Helmut Rainer, Leiter des ifo Zentrums für Arbeitsmarkt- und Bevölkerungsökonomik. „Ähnlich war es mit Daten aus Los Angeles. Die amtliche Kriminalstatistik kann daher vermutlich den Umfang des Problems nicht umfassend zeigen. Viele Krisen – wie die derzeitige Pandemie, schwere wirtschaftliche Abschwünge oder Naturkatastrophen - bergen das Risiko, dass häusliche Gewalt zunimmt. Herkömmliche Datenquellen sind jedoch oft nicht aussagekräftig genug.“

Selbsthilfegruppen für Frauen und Beratungsstellen für häusliche Gewalt berichteten weltweit von einem Anstieg zwischen 25 und 80 Prozent. Die ifo-Zahlen für London legen ein Plus von 40 Prozent nahe. Die Forscher vermuten, dass die Lockdowns und die Selbstisolierung in der Pandemie die Möglichkeit von Opfern häuslicher Gewalt, gegen Täter polizeilich vorzugehen, stark eingeschränkt haben.

Der neue Index beruht auf 35 Suchbegriffen zu häuslicher Gewalt. Vor Corona, vom 1. April 2015 bis 31. Dezember 2019, fanden die Wissenschaftler einen hohen Zusammenhang zur amtlichen Kriminalstatistik. Doch nach dem Corona-Lockdown stiegen die Suchzahlen zur häuslichen Gewalt in London deutlich stärker an als die Zahl der Anzeigen bei der dortigen Polizei.

Für Deutschland 2020 hat das Bundeskriminalamt kürzlich einen Anstieg der Zahlen für häusliche Gewalt veröffentlicht.

Publikation

Aufsatz in Zeitschrift
Dan Anderberg, Helmut Rainer, Fabian Siuda
ifo Institut, München, 2022
ifo Schnelldienst, 2022, 75, Nr. 01, 32-34
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Prof. Helmut Rainer Ph.D.

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Harald Schultz

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