ifo-Forscher Peichl für Reform der Familienbesteuerung
Wenige Tage vor dem Internationalen Frauentag hat sich der ifo-Forscher Andreas Peichl für eine Reform der Familienbesteuerung ausgesprochen. „Das Ehegattensplitting sollte ersetzt werden durch ein Familien-Realsplitting in Anlehnung an das französische Modell. Das heißt, nicht die Ehe an sich, sondern Kinder würden dann Steuervorteile bringen“, sagt Peichl.
„Das hätte zur Folge, dass die Zweitverdiener, also meistens die Frauen, geringer besteuert würden.“ Peichl zufolge lässt sich sein Vorstoß begründen mit der Theorie der optimalen Besteuerung. Ein solches System sei effizienter und gerechter als das heutige Ehegatten-Splitting, das in dieser Form weltweit sowieso nur noch in Deutschland und einigen wenigen osteuropäischen Ländern praktiziert werde. „Bei einem Familien-Splitting wäre es finanziell viel interessanter für den Zweitverdiener, also meist die Frauen, mehr zu arbeiten“, sagt Peichl. „So könnten zum Beispiel die Unterschiede in den Einkommen von Männern und Frauen verringert werden. Im Moment bestraft das deutsche Steuersystem die Arbeit der Ehefrau.“
Mehr Chancengerechtigkeit sei erreichbar, fügte Peichl hinzu. Dazu gehörten auch optimale Kinderbetreuung und Pflege, großzügige Mutterschutz- und Elternzeit-Regelungen, flexible Elternzeitmodelle, rechtliche Regelungen zur Unterbrechung der Erwerbstätigkeit sowie zur Telearbeit. „Doch solche Reformen muss man auch wollen. Hierfür ist der Gesetzgeber weiterhin gefordert“, sagt Peichl.
Publikationen
Peichl, Andreas, Julia Schricker, Henrike von Platen, Ulf Rinne, Hilmar Schneider, Ute Klammer, Christina Boll, Ingo Weller und Lena Göbel, "Entgelttransparenzgesetz gegen Lohndiskriminierung: Viel Aufwand, wenig Nutzen?", ifo Schnelldienst 72 (04), 2019, 03–26
Hermle, Johannes und Andreas Peichl, "Jointly Optimal Taxes for Different Types of Income", CESifo Working Paper No. 7248, September 2018
Presseartikel
Andreas Peichl, Frankreich als Vorbild | 15.01.2018