Projekt

Ökonomische Wirksamkeit der konjunkturstützenden finanzpolitischen Maßnahmen der Jahre 2008 und 2009

Auftraggeber: Fritz Thyssen Stiftung
Projektlaufzeit: Juli 2013 - Juli 2016
Bearbeitender Bereich:
Projektteam: Niklas Potrafke, Tim Oliver Berg, Atanas Hristov, Björn Kauder, Markus Reischmann, Marina Riem, Christoph Schinke

Fragestellung und Ziel des Projekts

Im Rahmen des Forschungsprojekts werden die konjunkturellen Effekte der fiskalpolitischen Maßnahmen in Deutschland in den Jahren 2008 und 2009 untersucht. In diesem Zeitraum wurden zwei große Konjunkturprogramme aufgelegt, um den negativen Auswirkungen der größten Rezession seit 1950 auf die deutsche Wirtschaft entgegenzuwirken. Ziel des Forschungsprojektes ist es, die Auswirkungen der finanzpolitischen Maßnahmen auf die deutsche Konjunktur zu verstehen.

Das Forschungsprojekt ist in zwei Säulen untergliedert. Im Rahmen der ersten Säule sollen die Effekte fiskalischer Maßnahmen auf die Konjunktur in Deutschland herausgearbeitet und quantifiziert werden. Zudem wird die Bedeutung von Unternehmenszuversicht als Transmissionskanal für fiskalpolitische Maßnahmen untersucht. Im Rahmen der zweiten Säule soll unter Einbezug der institutionellen Rahmenbedingungen in Deutschland die Wirksamkeit der Finanzhilfen für zusätzliche Zukunftsinvestitionen der Kommunen und Länder analysiert werden. Außerdem sollen die Wachstumseffekte der Ausgabenpolitik der Länder untersucht werden.

Methodische Vorgehensweise

Die Auswirkungen fiskalpolitischer Maßnahmen auf die Konjunktur in Deutschland werden mit Hilfe vektorautoregressiver Modelle herausgearbeitet. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Quantifizierung von Fiskalmultiplikatoren. Zudem wird analysiert, inwieweit konjunkturstützende Maßnahmen der Regierung über den Transmissionskanal von Unternehmenserwartungen zur Stabilisierung der Wirtschaft beitragen können.

Die Auswirkungen der Konjunkturpakete der Jahre 2008/09 auf die Beschäftigung in den Ländern und Kommunen werden anhand von Querschnitts- und Paneldaten untersucht. Die Wachstumseffekte der Ausgabenpolitik der Länder werden im Rahmen einer Paneldatenanalyse analysiert.

Datenquellen

Statistische Landesämter, Statistisches Bundesamt.

Ergebnisse

Das erste Kapitel liefert Erkenntnisse über die zeitvariablen Effekte von Staatsausgabenschocks auf die realwirtschaftliche Aktivität in Deutschland. Zunächst wird unter Zuhilfenahme eines vektorautoregressiven Modells mit zeitvariablen Parametern gezeigt, dass die Fiskalmultiplikatoren im Zeitablauf schwanken. Danach wird diskutiert, welche Einflussfaktoren die Höhe von Fiskalmultiplikatoren bestimmen und die beobachtete Variation erklären. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Politikempfehlungen nicht auf Basis von durchschnittlichen Fiskalmultiplikatoren getroffen werden sollten, sondern vielmehr die Abhängigkeit von Einflussfaktoren, wie z.B. die realwirtschaftliche Unsicherheit, ins Kalkül zu ziehen ist. Das zweite Kapitel beschäftigt sich eingehender mit der Rolle von realwirtschaftlicher Unsicherheit. Auf Basis der dem ifo Konjunkturtest zugrunde liegenden Mikrodaten werden Maße für realwirtschaftliche Unsicherheit abgeleitet. Danach werden die Parameter eines vektorautoregressiven Modells mit den Unsicherheitsmaßen verknüpft, um die Fiskalmultiplikatoren für jede Höhe an Unsicherheit zu bestimmen. Es zeigt sich, dass eine expansive Fiskalpolitik – im Gegensatz zu einer expansiven Geldpolitik – in Zeiten hoher Unsicherheit besonders effektiv ist und somit das bevorzugte Instrument sein sollte, um in unruhigen wirtschaftlichen Phasen die gesamtwirtschaftliche Produktion zu stützen.

Im dritten Kapitel wurden Prognosen fiskalischer Kennziffern auf Ebene der deutschen Bundesländer untersucht. Die Forschungsfrage lautete, inwieweit Wahlzyklen die Prognosen über die Entwicklung von staatlichen Ausgaben, Steuereinnahmen und dem Finanzierungssaldo beeinflussen. Die Ergebnisse zeigen, dass ostdeutsche Landesregierungen in Vorwahljahren die Staatstätigkeit systematisch unterschätzten. Das vierte Kapitel befasst sich mit der Verteilung der Mittel des Konjunkturpakets II. Es wurde untersucht, ob Politiker Finanzmittel für Investitionsprojekte in ihre Heimatgemeinden vergeben haben. Die Ergebnisse zeigen, dass Heimatgemeinden von Landtagsabgeordneten mehr Mittel erhalten haben.

Kontakt
Prof. Dr. Niklas Potrafke

Prof. Dr. Niklas Potrafke

Leiter des ifo Zentrums für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie
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+49(0)89/9224-1319
Fax
+49(0)89/907795-1319
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