Projekt

Die Effekte kultureller Diversität auf Innovation und die Bereitstellung öffentlicher Bildung: Evidenz aus Preußen im 19. Jahrhundert

Gefördert von: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Projektlaufzeit: Februar 2015 - Januar 2017
Bearbeitender Bereich:
Projektteam: Dr. Francesco Cinnirella

Fragestellung und Ziele des Projektes

Eine zunehmende Anzahl an Forschungsarbeiten beschäftigt sich mit den Kosten und dem Nutzen kultureller Vielfalt. Auf der einen Seite kann kulturelle Vielfalt die Produktivität erhöhen, da die Spezialisierung in verschiedene ethnische, sprachliche und religiöse Gruppen Komplementaritäten begünstigen kann. Auf der anderen Seite kann die Vielfalt aufgrund unterschiedlicher Präferenzen zu geringerer Umverteilung und Unterversorgung mit öffentlichen Gütern führen. Dieses Projekt soll neue empirische Erkenntnisse über Kosten und Nutzen der kulturellen Vielfalt unter den spezifischen Umständen des 19. Jahrhunderts in Preußen liefern.

Methodische Vorgehensweise

Zunächst wird die Rolle der kulturellen Vielfalt für Innovationstätigkeiten untersucht und insbesondere der Effekt der religiösen Vielfalt auf Patentaktivitäten betrachtet. Die Analyse preußischer Daten erweist sich hierfür als ideale Forschungsgrundlage, denn Preußen ist aus historischen Gründen, wie die Reformation im 16. Jahrhundert oder die Teilungen Polens am Ende des 18. Jahrhunderts, durch das Zusammenleben von Protestanten, Katholiken und Juden von einer starken religiösen und ethnischen Heterogenität geprägt. Anhand von Volkszählungsdaten auf Kreisebene über die religiöse Zusammensetzung der Bevölkerung im Jahr 1816 soll exogene Variation in der religiösen Vielfalt im Jahr 1871 identifiziert und damit ihr kausaler Effekt auf die Innovationstätigkeit – gemessen durch die Anzahl wertvoller Patente – geschätzt werden.

Darüber hinaus werden Mechanismen hinter dem Effekt von Diversität auf die Innovationstätigkeit beleuchtet. Hierzu werden Daten über die religiöse Zugehörigkeit in verschiedenen Branchen, die im Rahmen einer Berufszählung in Preußen im Jahr 1882 erhoben wurden, herangezogen. So kann festgestellt werden, ob die Komplementarität zwischen den verschiedenen Kulturen nur in bestimmten Branchen einen Effekt auf die Innovationstätigkeit hatte. Zudem werden Spillover-Effekte untersucht: Im Rahmen des Projekts wird analysiert, ob die kulturelle Vielfalt als Kanal für Spillover von technologischem Wissen wirkte und inwieweit die Diversität die Verbreitung von Technologie über technologisch und geographisch verbundene Branchen förderte.

Ergebnisse

Es zeigt sich ein starker Zusammenhang zwischen religiöser Vielfalt und Innovationstätigkeit. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese Beziehung nicht-linear und durch abnehmende Grenzerträge gekennzeichnet ist. Schätzungen von unterschiedlichen Modellen deuten einen kausalen Zusammenhang an. Hinsichtlich des Wirkungsmechanismus zeigt unsere Untersuchung, dass industrielle Diversifizierung durch religiöse Vielfalt positiv beeinflusst wird. Darüber hinaus ist der positive Effekt religiöser Diversität hauptsächlich von Bedeutung für Innovationen innerhalb von großen Unternehmen sowie für jene Landkreise, die sich durch ein relativ hohes Maß an Humankapital auszeichnen. Insgesamt decken sich unsere Ergebnisse mit der Annahme, dass Diversität und Offenheit wichtige Innovationstreiber sind und Humankapital komplementieren.

Publikationen

Beitrag in referierter Zeitschrift
Oliver Falck, Constantin Mang, Ludger Wößmann
2018
Oxford Bulletin of Economics and Statistics 80 (1), 01-38

Working paper version available as: CESifo Working Paper 5266 (PDF) | Information

Working Paper
Francesco Cinnirella, Jochen Streb
2017
CEPR Discussion Paper 12466