Projekt

On the Economics of an EU-Japan Free Trade Agreement

Auftraggeber: Bertelsmann Stiftung
Projektlaufzeit: Januar 2017 - März 2017
Bearbeitender Bereich:
Projektteam: Prof. Dr. Gabriel J. Felbermayr, Professor Dr Erdal Yalcin, Marina Steininger, Prof. Fukunari Kimura, Prof. Toshihiro Okubo

Fragestellung und Ziele des Projektes

Die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen Japan und der EU finden zu einer Zeit statt, in der die globale wirtschaftliche Integration zunehmend infrage gestellt wird. Nachdem die US-Regierung TTIP und TPP nicht länger verfolgt, wäre der erfolgreiche Verhandlungsabschluss zwischen zwei führenden Wirtschaftsmächten mit einer starken politischen Botschaft verbunden: Ein Öffnen der Märkte zwischen Ländern ist nach wie vor möglich und auch wünschenswert, da es Wohlstandsgewinne für alle Beteiligten erzeugt. Die nachfolgende Studie untersucht ein Freihandelsabkommen der EU mit Japan und schätzt die zu erwartenden ökonomischen Effekte. Der gewählte Ansatz ist deshalb besonders innovativ, weil er das jüngst errichtete Freihandelsabkommen der EU mit der Republik Korea als Benchmark benutzt und auf die aktuellsten verfügbaren Daten zurückgreift.

Methodische Vorgehensweise

Deskriptive Darstellung der bilateralen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zw. Japan mit Deutschland bzw. zu anderen EU-Staaten.
Verwendung eines quantitativen Außenhandelsmodells zur Simulation des potentiellen Freihandelsabkommen zwischen Japan und der EU.
Verwendung ökonometrischer Ergebnisse zur Abschätzung langfristiger Effekte.

Datenquellen

Destatis, Eurostat, World Input Output Database, WITS-TRAINS, IDB und GTAP

Ergebnisse

Während ein weniger ambitioniertes Handelsabkommen, das lediglich Zollsenkungen beinhaltet, nur sehr geringe Wohlfahrtszuwächse verspräche, wären diese ungleich höher im Falle eines sehr umfangreichen Freihandelsabkommens, das auch nicht-tarifäre Handelsbarrieren sektorübergreifend reduziert. Eine konservative Schätzung auf Basis der Erfahrung des EU-Korea-Abkommens ergibt einen Wohlfahrtsgewinn von 9 Mrd. Euro für Japan, was 0,23 Prozent der japanischen Wirtschaftsleistung entspricht. Gleichzeitig können die EU-Mitgliedsstaaten einen aggregierten Wohlfahrtszuwachs von 11 Mrd. Euro erwarten. Für Europa berechnet das Simulationsmodell Wertschöpfungszuwächse im Pharma-Bereich, der Lebensmittel-, Getränke- und Tabakherstellung sowie im Automobilsektor. Gleichzeitig erlitten die Maschinenbauer Verluste. Unter den Dienstleistern würde der Großhandel am meisten gewinnen, während kleinere Verluste bei IT-Dienstleistern und der Unterhaltungsindustrie anfielen. Für Japan werden bedeutende Zuwächse in der Computer- und der Elektronikindustrie vorhergesagt, kleinere Gewinne können der Maschinenbau und ebenfalls die Automobilindustrie erwarten. Verluste hingegen konzentrieren sich auf die Pharmaindustrie und den Großhandel und – allerdings zu einem weit geringeren Ausmaß – auf die landwirtschaftlichen Sektoren und die Lebensmittelbranche. Mit Blick auf die aktuelle Entwicklung innerhalb der EU enthält die Studie auch die zusätzlichen Effekte eines Brexit-Szenarios, demzufolge das Abkommen für Japan mit einer EU ohne das Vereinigte Königreich weit weniger interessant wäre.

Publikation

Monographie (Autorenschaft)
Gabriel Felbermayr, Fukunari Kimura, Toshihiro Okubo, Marina Steininger, Erdal Yalcin
Bertelsmann Stiftung, Gütersloh, 2017

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