Projekt

Regionalanalyse zu den ökonomischen Auswirkungen des Brexit auf das Bundesland Hessen

Auftraggeber: Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main
Projektlaufzeit: März 2018 - April 2018
Bearbeitender Bereich:
Projektteam: Prof. Dr. Gabriel J. Felbermayr, Dr. Robert Lehmann, Marina Steininger

Fragestellung und Ziele des Projekts

Infolge des Brexit dürfte die reale Wirtschaftsleistung pro Kopf der deutschen Volkswirtschaft, je nach unterstelltem Szenario, niedriger ausfallen als im Status quo. Hinter diesem gesamtdeutschen Durchschnittseffekt verbergen sich jedoch höchst heterogene Auswirkungen des Austritts auf die deutschen Bundesländer. Maßgeblich hierfür sind wirtschaftsstrukturelle Unterschiede, welche die Bundesländer prägen. Auf dem Bundesland Hessen liegt dabei ein besonderes Augenmerk, da in Frankfurt am Main der Großteil des deutschen Finanzsektors zu finden ist. Das vorliegende Projekt zielt nunmehr darauf ab, die Auswirkungen des Austritts Großbritanniens auf die mittel- und langfristige Wirtschafts- und Beschäftigtenentwicklung des Bundeslandes Hessen abzuschätzen. Es werden sowohl sektorale als auch regionale (z.B. Landkreise und kreisfreie Städte) Unterschiede herausgearbeitet.

Methodische Vorgehensweise

Grundlage für die Quantifizierung der Effekte auf das Bundesland Hessen bildet das ifo-Handelsmodell, welches vom ifo Zentrum für Außenwirtschaft entwickelt wurde. Das Modell lehnt sich methodisch an die sogenannte New Quantitative Trade Theory Models (NQTT-Ms) an und ist ein modernes Computational General Equilibrium (CGE)-Modell. Auf Basis hessischer Wirtschaftsdaten wird das Modell neu kalibiriert, um die Effekte auf das Bundesland quantitativ abzuschätzen.

Datenquellen

Handelsdaten (Statistisches Bundesamt)
Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (Arbeitskreis VGR der Länder)
Beschäftigungsdaten (Bundesagentur für Arbeit)

Ergebnisse

Das Bundesland Hessen und die Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main dürften von einem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union weniger stark betroffen sein als Deutschland insgesamt. Im Falle eines „harten Brexit“ wird das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Hessen um -0,17% geringer ausfallen als im Basisszenario (zum Vergleich Deutschland: -0,23%). Die Effekte für die Metropolregion fallen in ähnlicher Größenordnung zu Hessen aus. Sollte hingegen ein ambitioniertes Freihandelsabkommen vereinbart werden („weicher Brexit“), dann verringern sich die Effekte für Hessen und die Metropolregion auf -0,08% im Vergleich zur Ausgangslage (Deutschland: -0,10%).

Maßgeblich für die geringere Betroffenheit gegenüber Deutschland sind wirtschaftsstrukturelle Unterschiede der hessischen Wirtschaft. Einerseits vereint das Verarbeitende Gewerbe, jener Bereich, der am stärksten von einem Ausstieg des Vereinigten Königreichs betroffen wäre, in Hessen einen geringeren Wertschöpfungsanteil auf sich als in Deutschland insgesamt. Andererseits sind die Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister traditionell stärker in Hessen vertreten als im gesamtdeutschen Durchschnitt, da Frankfurt das Herz des deutschen Finanzsektors darstellt. Diese drei Wirtschaftsbereiche dürften aber jene sein, die durch den Brexit sogar gewinnen werden. Diese beiden wesentlichen Unterschiede führen in der Summe dazu, dass die Auswirkungen für die hessische Volkswirtschaft weniger stark ausfallen.

Publikationen zum Projekt

Es ist geplant, das Gutachten als ifo Forschungsbericht zu veröffentlichen und eine Kurzfassung der zentralen Ergebnisse im ifo Schnelldienst zu publizieren.

Kontakt
CV Foto, Robert Lehmann, ifo Institut

Dr. Robert Lehmann

Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Tel
+49(0)89/9224-1652
Fax
+49(0)89/985369
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