Projekt

Auswirkungen von Zollsenkungen und einer Öffnung der Beschaffungsmärkte auf die EU und die USA

Auftraggeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Projektlaufzeit: Juni 2018 - Oktober 2018
Bearbeitender Bereich:
Projektteam: Prof. Dr. Gabriel J. Felbermayr, Jasmin Katrin Gröschl, Marina Steininger

Fragestellung und Ziele

Die Schlagzeilen rund um das Weiße Haus und den amtierenden US-Präsidenten flachen seit Beginn seiner Amtsperiode nicht ab. Dabei stehen Protektionismus und drohende Maßnahmen zur Abkehr von freiem Handel und multilateralen Abkommen im Fokus der Medien. Diese Studie bietet einen alternativen, konstruktiven Ansatz: Anstelle von Worst-Case-Szenarien werden die potenziellen Auswirkungen handelsliberalisierender Maßnahmen zwischen der EU und den USA untersucht.

Konkret werden die Effekte einer reziproken Zollsenkung zwischen den USA und der EU auf Industrieprodukte und in einem Folgeszenario die Absenkung der Einfuhrzölle im Agrarbereich zwischen beiden Handelspartnern untersucht. Des Weiteren wird der Markt für öffentliche Beschaffung in den Blick genommen. Es werden handelskostensenkende Maßnahmen simuliert und die entstehenden Konsequenzen für Deutschland, die EU, die USA und Drittländer analysiert.

Methodische Vorgehensweise

Darstellung der bilateralen Wirtschafts-und Handelsbeziehungen der EU-Mitgliedstaaten mit den USA. Verwendung eines quantitativen Außenhandelsmodells, um Szenarien von tarifären und nichttarifären Handelskostensenkungen zu simulieren. Verwendung ökonometrischer Ergebnisse zur Schätzung langfristiger Effekte.

Datenquellen

Destatis, Eurostat, World Input Output Database, ifo-Zolldatenbank, WITS-TRAINS und IDB

Ergebnisse

Laut dieser Studie würde eine alleinige Abschaffung der Zölle zwar für Deutschland und die EU, nicht aber für die USA zu positiven Realeinkommenseffekten führen. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass die bilaterale Liberalisierung in einer multilateralen Welt nicht zwingend zu Wohlfahrtsgewinnen führt. Es kann zwar Handel zwischen der EU und den USA geschaffen werden, es kommt jedoch auch zu Handelsumlenkungen mit Drittstaaten. Zusätzlich entfallen zuvor hohe Zolleinnahmen, die die USA durch ihr hohes Handelsdefizit bei Gütern mit der EU generieren. Gleichzeitig sind keine nennenswerten Marktanteilsgewinne in der EU oder in Deutschland zu erwarten. Selbst eine Abschaffung jeglicher Importzölle erhöht die Wettbewerbsfähigkeit der US-Exporteure in Europa nicht sonderlich. Ein bilaterales transatlantisches Abkommen sollte möglichst über eine reine Zollsenkung hinausgehen, um für alle Vertragsparteien vorteilhaft zu sein. Eine ambitionierte Öffnung des amerikanischen Marktes für öffentliche Beschaffung führt hingegen zu positiven, aber dennoch kleinen Wohlfahrtsgewinnen für die USA. Die EU könnte mehr profitieren als die USA.

Die simulierten Zollsenkungen führen langfristig zu keinen drastischen Änderungen der internationalen Handelsstrukturen. Deckungsgleich mit der vorherrschenden Literatur beeinflusst vor allem die Reduktion nicht-tarifärer Handelsbarrieren, nicht aber die Abschaffung von Zöllen, den internationalen Handel.

Alle Überlegungen münden in die Erkenntnis, dass ein ausgewogenes, faires Abkommen mit messbarem gegenseitigem Vorteil nur durch einen umfassenden Verhandlungsprozess erreicht werden kann. Selbst wenn die Verhandlungen von den schwierigsten Kapiteln befreit blieben, die in der Vergangenheit zu schwierigen Kontroversen geführt haben, verbliebe dennoch ein hohes Maß an Unsicherheit über die politische Machbarkeit eines solchen Abkommens.