Projekt

Studie zur Potenzialanalyse von Regionen im Strukturwandel

Auftraggeber: Germany Trade und Invest GmbH
Projektlaufzeit: Mai 2021 - Februar 2022
Bearbeitender Bereich:
Projektteam: Prof. Dr. Joachim Ragnitz

Fragestellung und Ziele des Projekts

Die Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse und, daraus abgeleitet, der Abbau regionaler Wirtschaftskraftunterschiede, sind ein wichtiges Ziel der Wirtschaftspolitik von Bund und Ländern. Vor dem Hintergrund, dass die Exportquote der Industrie in den ostdeutschen Ländern wie auch in den meisten westdeutschen strukturschwachen Regionen deutlich unter dem Bundesdurchschnitt liegt, scheint dabei die Unterstützung einer Internationalisierung der vorhandenen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ein sinnvoller Ansatzpunkt, um die Wirtschaft in den betroffenen Regionen zu stärken.

Ziel der Studie „Potenzialanalyse der Regionen im Strukturwandel“ ist es, der Germany Trade & Invest GmbH (GTAI) belastbare Informationen zur Ausgestaltung ihrer Beratungsangebote einerseits und zur Verbesserung ihrer Aktivitäten hinsichtlich der Anwerbung von Direktinvestitionen in diesen Regionen andererseits zu geben.

Dafür sollen ein Überblick über bestehende Förderangebote für KMU in strukturschwachen Regionen erstellt und mögliche Optimierungspotenziale identifiziert werden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Identifikation wesentlicher Merkmale der strukturschwachen Regionen als Wirtschaftsstandorte, um unter anderem die Stärken und Zukunftsperspektiven strukturschwacher Regionen zu beleuchten.

Methodische Vorgehensweise

Als Bestandsaufnahme wird zunächst ein vollständiger und kompakter Überblick über bestehende Förderangebote für KMU aus den strukturschwachen Regionen erstellt. Darauf aufbauend wird eine Befragung von mindestens 50 KMU vorgenommen, um herauszufinden, inwieweit die vorhandenen Förderprogramme bekannt sind und dem Bedarf der Unternehmen entsprechen.

Außerdem werden wesentliche regionale Standortfaktoren sowie bestehender Branchenschwerpunkte/ Cluster identifiziert und kompakt dargestellt.

Datenquellen

Für die Potenzialanalyse werden verschiedene amtliche Statistiken sowie die Ergebnisse einer Befragung von KMU exportorientierter Wirtschaftszweige genutzt.  

Ergebnisse

Die in diesem Projekt erstellte Förderdatenbank umfasst 160 Förderprogramme, die die Internationalisierung von Unternehmen auf verschiedene Weise fördern sollen. In der Auswertung der Datenbank ließ sich feststellen, dass ost- und westdeutsche Bundesländer im Durchschnitt oft ähnlich gut mit Förderprogrammen ausgestattet sind, die meist in Form von Dienstleistungen oder Zuschüssen angeboten werden.  Zum Teil besteht jedoch in einzelnen Ländern ein geringes Angebot an spezifischen Förderungen, beispielsweise für den Förderbereich „Investitionen“ und in etwas geringerem Ausmaß in den Bereichen „Forschung und Innovation“ sowie „Personal und Bildung“.  Vor allem in der Fördermaßnahmenkategorie „Weiterbildung“ sollten die Fördermöglichkeiten seitens der Länder ausgeweitet werden. 

Um die Erfahrungen der Unternehmen mit der Förderpolitik bei der künftigen Ausgestaltung von Fördermaßnahmen besser berücksichtigen zu können, wurden im Rahmen dieser Studie überdies 80 kleine und mittlere Unternehmen zu Bekanntheit, Nutzung und Bedarfen an bestehenden Förderangeboten und Instrumenten der Wirtschaftsförderung befragt. Die Befragung zeigt, dass Unternehmen, die bereits Förderprogramme genutzt hatten, ihre damit verfolgten spezifischen Ziele in den allermeisten Fällen komplett oder zumindest teilweise erreichen konnten. Für Unzufriedenheit bezüglich der Förderprogramme sorgte insbesondere bürokratischer Aufwand. Der Umfrage zufolge wünschen sich die Unternehmen zusätzliche Förderung insbesondere bei der Erschließung von Auslandsmärkten.  Den Unternehmen sollte demnach ein niedrigschwelliges Informationsangebot über die Chancen auf den Auslandsmärkten unterbreitet werden.

Um die Standortbedingungen in den strukturschwachen Regionen Deutschlands (einschließlich der vom Kohleausstieg betroffenen Landkreise) besser darstellen zu können, wurde im Rahmen dieser Studie eine umfassende Regionaldatenbank erstellt.  Konzeptionell bedingt weisen die strukturschwächeren Landkreise durch eine niedrigere Wirtschaftskraft, eine ungünstigere Arbeitsmarktsituation und vielfach auch eine ungünstigere Ausstattung mit ansiedlungsrelevanten Standortfaktoren auf.  Für potenzielle Investoren aus dem In- und Ausland können diese Regionen dennoch interessant sein, weil sie gerade wegen ihrer Standortschwäche eine höhere Förderintensität aufweisen, oftmals nicht so stark unter Problemen der Bevölkerungsballung leiden und häufig auch mit Kostenvorteilen (Arbeitskosten, regionale Steuern) punkten können. Vielfach ist auch die Anbindung an überregionale Infrastrukturen positiv zu bewerten: Sei es, weil viele dieser Regionen zentral gelegen sind oder sei es, weil Deutschland auch in der Fläche ein gut ausgebautes Verkehrswegenetz aufweist.  Um potenziellen Investoren die Auswahl zu erleichtern, wurde im Rahmen dieser Arbeit ein „Gesamtindikator“ entwickelt, der eine Bewertung aller strukturschwachen Landkreise in Deutschland ermöglicht. Die beispielhaft angestellten Berechnungen zeigen, dass es auch eine ganze Reihe von strukturschwachen Landkreisen gibt, die hinsichtlich ihrer ansiedlungsrelevanten Standortfaktoren mit strukturstarken Landkreisen mithalten können.

Aufsatz in Zeitschrift
Joachim Ragnitz
ifo Institut, Dresden, 2022
ifo Dresden berichtet, 2022, 29, Nr. 4, 07-15
Aufsatz in Zeitschrift
Stefanie Knoll
ifo Institut, Dresden, 2022
ifo Dresden berichtet, 2022, 29, Nr. 3, 08-11
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Prof. Dr. Joachim Ragnitz

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