FamData – Aufbau einer Unternehmensdatenbank mit Familien- und Nicht-Familienunternehmen
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Projektbeschreibung
Die Datenbank FamData hat das ifo Institut in Kooperation mit der Stiftung Familienunternehmen im Jahr 2017 konzipiert und seitdem kontinuierlich mit Daten angereichert. Ziel der Datenbank ist die Abbildung der vielfältigen Unternehmenslandschaft Deutschlands mit der Differenzierung zwischen Familienunternehmen und Nicht-Familienunternehmen. Die Daten können unter anderem Aufschluss geben: über strukturelle Veränderungen der deutschen Unternehmenslandschaft, über Auswirkungen von Regulierung, Steuern und anderen Standortfaktoren auf unterschiedliche Unternehmensformen sowie über Unterschiede in der Entscheidungsfindung und Aktivität verschiedener Unternehmenstypen und -gruppen. Dabei steht die FamData auch externen Forscher*innen für wissenschaftliche Arbeiten zur Verfügung.
Die FamData erfüllt zwei grundlegende Funktionen: Zum einen dient die Datenbank als Analyseinstrument für Fragestellungen im Forschungsbereich Familienunternehmen, zum anderen wird der Datenpool und insbesondere das integrierte Unternehmenspanel für diverse Unternehmensbefragungen im Rahmen des Projektes "Unternehmensmonitor der Stiftung Familienunternehmen“ genutzt. Dazu führt das ifo Institut in Kooperation mit der Stiftung Familienunternehmen in jährlichem Rhythmus eine umfangreiche, repräsentative Unternehmensbefragung zu aktuellen Fragestellungen durch. Die Ergebnisse ermöglichen die Analyse der ökonomischen Entwicklungen von Familienunternehmen im Vergleich zu Nicht-Familienunternehmen und werden als sogenannter „Jahresmonitor der Stiftung Familienunternehmen“ publiziert.
Folgende Jahresmonitore sind bereits erschienen
2017: Investitionsverhalten und dessen Einflussfaktoren
2018: Der internationale Steuerwettbewerb aus Unternehmenssicht
2019: Wirtschaftspolitik für eine starke Europäische Union
2020: Die Widerstandsfähigkeit der deutschen Wirtschaft in der Corona-Pandemie
2021: Herausforderungen Klimaschutz
2022: Fachkräftemangel aus Unternehmenssicht: Auswirkungen und Lösungsansätze
2023: Der Investitionsstandort Deutschland aus Sicht der Familienunternehmen
2024: Bürokratie als Wachstumsbremse: Bestandsaufnahme und Reformansätze
Ergänzend zum Jahresmonitor werden mehrmals jährlich Ad-hoc-Umfragen zu sehr aktuellen, wirtschaftspolitischen Themen wie Fragen zu den gestiegenen Energiepreisen oder zur Bundestagswahl durchgeführt. Diese „Stimmungsmonitore“ sind als kompakte Umfragen mit kurzen Laufzeiten konzipiert.
Methodik und Datenquellen
Die FamData wird aus verschiedenen Datenquellen gespeist. Ein Großteil der Strukturdaten ist aus der Datenbank Orbis entnommen und für die FamData verifiziert und ergänzt. Zudem wurde bereits zum Projektauftakt eine vom Institut für Mittelstandsforschung Mannheim und vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung ermittelte Liste der TOP500 Familienunternehmen in Deutschland in die Datenbank eingespielt und wird seitdem jährlich aktualisiert (Die-volkswirtschaftliche-Bedeutung-der-Familienunternehmen-2019_Stiftung_Familienunternehmen.pdf). Ergänzend dazu werden regelmäßig Firmen- und Individualdaten aus – überwiegend eigenen - repräsentativen Unternehmensbefragungen, Informationen aus öffentlichen Jahresabschlüssen sowie Daten aus amtlichen Statistiken genutzt.
Als Teil der FamData ist zudem im Laufe der Jahre ein stabiles Unternehmenspanel für Umfragen entstanden. Das Panel besteht aktuell mehr als 4.000 Expert*innen aus Familien- und Nicht-Familienunternehmen, die in der Regel der Geschäftsführung oder einem leitenden Personenkreis in diesem Unternehmen zugehörig sind. Sie haben sich bereit erklärt, für die regelmäßig durchgeführten Befragungen zur Verfügung zu stehen (3 - 4 Umfragen im Jahr).
Inzwischen befinden sich mehr als 13.000 Unternehmen sowie Befragungsergebnisse aus zahlreichen Primärforschungen der Stiftung Familienunternehmen in Zusammenarbeit mit dem ifo Institut in der Datenbank FamData.
FamData auch für die Forschung zugänglich
Die Stiftung Familienunternehmen strebt an, das Forschungsfeld Familienunternehmen weiter auszudehnen und stellt daher einem breiteren Forscherkreis die Datenbank zur Verfügung. Externe Forscher*innen, die aufgrund wissenschaftlicher Projekte an den Umfragedaten interessiert sind, können bei der Stiftung Familienunternehmen einen Antrag mit Angabe des Forschungszwecks stellen. Die Stiftung Familienunternehmen prüft als Eigentümerin der Daten das Anliegen. Nach Zustimmung durch die Stiftung Familienunternehmen können die Daten im LMU-ifo Economics & Business Data Center genutzt werden.
Link zum Datenangebot des EBDC
Ergebnisse des aktuellen Jahresmonitors 2024
Bürokratie als Wachstumsbremse: Bestandsaufnahme und Reformansätze
Im Rahmen des Jahresmonitors führte das ifo Institut im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen im Juni und Juli 2024 eine umfangreiche Befragung zur Bürokratiebelastung deutscher Unternehmen durch, bei der knapp 1.800 Antworten von Familien- und Nicht-Familienunternehmen gesammelt wurden. Im Ergebnis liefert der „Jahresmonitor“ detaillierte Einblicke in die bürokratischen Herausforderungen und zeigt, dass 90,8% der Unternehmen trotz politischer Initiativen zur Entlastung eine steigende Belastung feststellen.
Dabei verdeutlichen die Umfrageergebnisse die Relevanz der Digitalisierung als Schlüssel zur Reduzierung bürokratischer Lasten: Unternehmen haben explizit auf die Notwendigkeit hingewiesen, Verwaltungsprozesse umfassend zu digitalisieren. In der Umfrage gaben nur 5% der Unternehmen an, mehr als 80% ihrer bürokratischen Anforderungen digital zu bewältigen. Zusätzlich berichten nur 8,5% der Unternehmen von einer reibungslosen digitalen Abwicklung, während die Abläufe bei 51,4% der Unternehmen teilweise funktionierten und rund ein Drittel erhebliche Probleme hatte. Diese Diskrepanzen unterstreichen die Bedeutung funktionierender digitaler Verwaltungsprozesse. Die Zufriedenheit der Unternehmen mit der Zusammenarbeit mit verschiedenen Verwaltungsebenen zeigt ein gemischtes Bild. Während 42,9% der Unternehmen die Zusammenarbeit mit der Stadt- oder Gemeindeverwaltung positiv bewerten, sinkt die Zufriedenheit auf Landes- und Bundesebene hingegen deutlich. Nur 7,2% der Unternehmen äußerten sich hier zufrieden. Darüber hinaus stellt die Bürokratie eine ernsthafte Investitionshürde dar: 45,6% der Unternehmen verschoben in den letzten zwei Jahren Investitionen aufgrund bürokratischer Anforderungen und 38,5% erwarten dies für die kommenden zwei Jahre.