Aufsatz in Zeitschrift

Bundesrepublik 91 : Fortsetzung der Hochkonjunktur im Westen - Beginn der Erholungsphase im Osten

Willi Leibfritz
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1990

in: ifo Wirtschaftskonjunktur, 1990, 42, Nr. 12, A11-A20

Die Expansion des realen Welthandels schwächt sich 1991 auf 4,5% ab, nach 5,5% 1990. Die Neuabschlüsse bei den Tarifverhandlungen werden in Westdeutschland im Durchschnitt mit 6 % etwa ähnlich hoch sein wie 1990. Für Ostdeutschland werden für die Neuabschlüsse Tarifanhebungen zwischen 15 und 20% unterstellt. Es werden 1991 weder umfangreiche Steuererhöhungen durchgeführt noch Ausgabenkürzungen, die über die schon beschlossenen Maßnahmen weit hinausgehen. Die Geldpolitik steuert das Geldmengenwachstum in der Mitte des festgelegten Zielkorridors von 4 bis 6%. Die Hochkonjunktur in Westdeutschland setzt sich fort; der Investitionsanstieg schwächt sich ab; die Verbrauchskonjunktur schlägt eine ruhigere Gangart ein; der Importsog hält an. Die Verbraucherpreise steigen im kommenden Jahr um 3,5%, die Produktion um 3 - 3,5%. Die Beschäftigung und das Arbeitskräfteangebot wird stark zunehmen. Das reale Bruttosozialprodukt steigt um 2,5 - 3%. Ostdeutschland überwindet allmählich den Anpassungsschock, die Produktion bleibt, aber trotz Erholung noch unter dem Vorjahresniveau; 1991 wird es 1,3 Mill. Arbeitslose und 1,5 Mill. Kurzarbeiter geben. In der "neuen" Bundesrepublik Deutschland werden nächstes Jahr 35,9 Mill. Erwerbstätige, 3,15 Mill. Arbeitslose und 1,6 Mill. Kurzarbeiter registriert sein. Das Finanzierungssaldo des Staates wird auf -90 bis -100 Mrd. DM geschätzt, das Leistungsbilanzkonto auf +30 bis +40 Mrd. DM.

Schlagwörter: Weltwirtschaft, Deutschland, Konjunktur, Deutschland