Aufsatz in Zeitschrift

Wirtschaftsperspektiven 1990/91 : Hochkonjunktur in der Bundesrepublik - Umbruch in der DDR

Willi Leibfritz, Josef Gattinger, Frauke Neumann, Wolfgang Meister, Wolfgang Nierhaus, Sylvia Brander
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1990

in: ifo Wirtschaftskonjunktur, 1990, 42, Nr. 07, A1-A24

Während sich in der Bundesrepublik Deutschland der konjunkturelle Aufschwung ungebrochen fortsetzt, hat in der Deutschen Demokratischen Republik der strukturelle Umbruch (schon Monate vor der Währungsunion) begonnen. - Die Währungsunion erhöht die reale Kaufkraft in der DDR, und es gab kräftige Lohn- und Rentenerhöhungen, die durch einen Exkurs zu den Ergebnissen der ersten Lohnrunde deutlich werden. - Auch durch Investitionshemmnisse stehen bei den Direktinvestitionen die Vertriebsaktivitäten im Vordergrund. Nach einer Information des DDR-Wirtschaftsministeriums hat sich das Tempo von Existenzgründungen in letzter Zeit verstärkt. - Für 1990 und 1991 ergibt sich ein noch verhaltener Investitionsprozeß; Produktion und Beschäftigung gehen weiter zurück, und die in der DDR zu erwartende Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen wird zu einem erheblichen Teil durch die Bundesrepublik gedeckt werden. - Für die Bundesrepublik ergibt sich für 1990 ein Zuwachs des realen Bruttosozialprodukts von 4% (1991: +3-3,5%), die Beschäftigung steigt um 2,3% (1991: 2%), und die Verbraucherpreise expandieren um 2,5% (1991: 3,5%). - In der DDR bleibt der private Verbrauch Konjunkturstütze, die Einsparungen im Verteidigungshaushalt dämpfen den Staatsverbrauch. Die Baukonjunktur verliert an Tempo, aber das kräftige Wirtschaftswachstum setzt sich fort. Die Überschüsse in der Handels- und Leistungsbilanz, in denen der Handel mit der DDR nicht enthalten ist, werden sich 1990 und auch 1991 zurückbilden. - Die Perspektiven am Arbeitsmarkt bleiben günstig; der Preisauftrieb verstärkt sich. - In beiden Teilen Deutschlands gibt es einen hohen Finanzierungsbedarf der öffentlichen Haushalte. - Das Ausmaß des Zinserhöhungseffektes durch die Währungsunion läßt sich nicht exakt bestimmen, die weitere Zinsentwicklung wird wesentlich von der Preisentwicklung und Geldpolitik abhängen. - Die Wirtschaftspolitik sollte in der momen

Schlagwörter: Deutschland, Wirtschaftsprognose, DDR, Konjunktur