Aufsatz in Zeitschrift

Die Lage der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft im Frühjahr 1991


ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1991

in: ifo Wirtschaftskonjunktur, 1991, 43, Nr. 04, A1-A32

Im Winterhalbjahr 1990/91 stand die Weltwirtschaft im Zeichen einer ausgeprägten Konjunkturschwäche. Nachfrage und Produktion erhöhten sich in den Industrieländern insgesamt kaum noch, die Auslastung der Kapazitäten nahm zumeist ab, und die Arbeitslosigkeit begann zu steigen. In Nordamerika, Großbritannien und Schweden kam es sogar zu einer Rezession. Die zunehmende Dämpfung der Auftriebskräfte ging vor allem auf die straffere Geldpolitik zurück, mit der die Zentralbanken einer Überhitzung der Konjunktur in der Spätphase des Aufschwungs entgegengetreten waren. Hinzu kam eine Minderung der Realeinkommen in fast allen Industrieländern durch die Ölverteuerung im Spätsommer 1990. In den USA wird das Budgetdefizit, obwohl die Kosten des Golfkrieges von anderen Ländern übernommen werden, deutlich höher ausgefallen als im Vorjahr. Für das im Herbst beginnende neue Haushaltsjahr ist allerdings eine leichte Verringerung zu erwarten. Unter den anderen Industrieländern wird besonders Deutschland in diesem Jahr ein nochmals erhöhtes gesamtstaatliches Finanzierungsdefizit aufweisen, das vorwiegend durch vermehrte Ausgaben im Zusammenhang mit der deutschen Vereinigung bestimmt ist. Angesichts der konjunkturellen Schwäche dürfte die Notenbank in den USA ihre Niedrigzinspolitik tendenziell fortsetzen. In anderen Industrieländern wird die Geldpolitik nur zögernd gelockert. In Japan bleibt die Zentralbank wohl noch bemüht, den Preisauftrieb zu dämpfen und den Yen zu stärken; in Deutschland wird die Bundesbank angesichts hoher Lohnabschlüsse und der kräftigen Zunahme des Budgetdefizits ihren Kurs nicht lockern. Die Bedingungen für eine baldige Beendigung des Konjunkturabschwungs in den Industrieländern sind günstig. Der Prognose liegt im übrigen die Annahme zugrunde, daß der Ölpreis im weiter

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