Aufsatz in Zeitschrift

Die Regelmäßigkeit der Konjunkturzyklen

Victor Zarnowitz
Duncker & Humblot, Berlin, München, 1991

in: ifo Studien : Zeitschrift für empirische Wirtschaftsforschung, 1991, 37, Nr. 1, 39-89

Die historische Abfolge der Konjunkturzyklen ist, insgesamt gesehen, mit der Hypothese einer strengen Periodizität, nach der diese Fluktuation mit konstanter Phasenlänge einander folgen, nicht verträglich. Es stimmt zwar, daß sich für wichtige Volkswirtschaften über längere Zeitabschnitte eine Durchschnittsdauer der Zyklen (etwa vier Jahre für die Vereinigten Staaten, fünf Jahre für Großbritannien) ergibt, von der die meisten Zyklen nicht mehr als ein Jahr nach oben oder unten abweichen. Betrachtet man jedoch die Gesamtheit aller Zyklen, so ergeben sich in allen Ländern, absolut wie relativ gemessen, hohe Streuungsmaße. Es herrscht diesbezüglich ein starker Gegensatz zwischen den konjunkturellen und den fast streng periodischen saisonalen Schwankungen. Spektralanalysen zeigen eine starke Konzentration der Dichte bei jenen Häufigkeiten, die der durchschnittlichen Länge der Konjunkturzyklen (etwa 4,5 Jahre) entsprechen. Da diese Art der Analyse auf stationäre oder trendbereinigte Zeitreihen angewandt wird, mag die Durchschnittsdauer von Wachstumszyklen (etwa 3,5 Jahre) zum Vergleich hier besser geeignet sein. Entsprechende Spitzen der Spektraldichte finden sich auch in dieser Größenordnung. Diese Schätzungen sind jedoch von ungewisser Signifikanz, und die Analysen weisen auch auf andere Periodizitäten hin, wobei es auch einige gibt, die offensichtlich außerhalb der Spannweite nicht-saisonaler Fluktuationen liegen. Diese Beobachtungen legen nahe zu meinen, daß Konjunkturzyklen sich einer einfachen Charakterisierung widersetzen.

Schlagwörter: Konjunktur, Wachstumszyklus, Geldpolitik, Nichtlineares Modell, Statistik, Zeitreihenanalyse, Wirtschaftswachstum