Aufsatz in Zeitschrift

Die geplante einheitliche europäische Währung im Urteil internationaler Unternehmen

Gernot Nerb
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1992

in: ifo Schnelldienst, 1992, 45, Nr. 24, 21-24

Die Umfrage mit dem Thema der einheitlichen europäischen Währung fand im Frühjahr 1992 statt, und es beteiligten sich knapp 500 Manager aus überwiegend multinationalen Unternehmen in über 60 Ländern daran. Insgesamt betrachtet ergab sich eine - für manchen sicher überraschend - positive Einschätzung der von einem einheitlichen Währungsraum ausgehenden möglichen wirtschaftlichen Folgen. So stimmten z.B. 92% der Befragten der These zu, daß sich hierdurch eine "Erleichterung der internationalen Kapitalströme" ergebe .Nur 5% der Befragten lehnten die entsprechende These ab. Ein Zustimmungssaldo in der Größenordnung von gut 40 Pluspunkten ergab sich bei den Thesen "Erleichtert den internationalen Handel" und "Erleichtert den Tourismus sowie generell die persönliche Mobilität". Das Gesamturteil darüber, wie sich die Beschlüsse von Maastricht auf die nationale Wirtschaft in den nächsten zehn Jahren auswirken werden, fiel insgesamt positiv aus (Saldo: +22), auch wenn die Streubreite wiederum erheblich war. Erwartungsgemäß an der Spitze lag der Wert im EG-Raum, die ungünstigsten Einschätzungen kamen aus der Schweiz, Australien und Neuseeland, Argentinien, Pakistan und einigen afrikanischen Ländern. Das mit Abstand größte Hindernis für einzelne Länder auf dem Weg in die Währungsunion wird in den hohen Defiziten der öffentlichen Haushalte gesehen. Das bereits eingangs skizzierte positive Bild von den erwarteten Wirkungen einer Währungsunion kommt in den Urteilen der europäischen Unternehmen über die mittelfristigen Auswirkungen der Einheitswährung auf das jeweilige Land zum Ausdruck: Es dominieren die Erwartungen eines verstärkten Handels mit anderen EG-Staaten. Mit gewissen Abstrichen folgen auf der Positivliste ein stärkeres wirtschaftliches Wachstum und eine Zunahme ausländischer Direktinvestitionen im jeweiligen Land.

Schlagwörter: Europa, ECU, Währungsunion, Multinationales Unternehmen