Die Lage der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft im Herbst 1992

Die Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland ist in einer kritischen Situation. Im Westen hat sich die Konjunktur von Mitte vergangenen Jahres an abgeschwächt; seit einem halben Jahr geht die reale Wirtschaftsleistung sogar zurück. Im Osten ist zwar die Produktion seit Sommer 1991 tendenziell nach oben gerichtet. Aber das Wachstumstempo ist noch sehr gering und die Lage auf dem Arbeitsmarkt düster. Maßgeblich für die Stockung in Westdeutschland war zum einen, daß die flaue Konjuntur in den westlichen Industrieländern weit länger als erwartet andauerte, was den Export bremste. Im Sommerhalbjahr wirkten die nochmaligen Diskonterhöhungen, das Hin und Her um mögliche neue Abgabeerhöhungen und die Turbulenzen an den Devisenmärkten zusätzlich dämpfend. Die Investitionstätigkeit ist zurückgegangen. Die vorliegenden Indikatoren deuten nicht auf eine baldige Wende der Konjunktur hin. Ein Wiederanstieg der Produktion kann aber im Verlauf des Jahres 1992 erreicht werden, wenn sich die Konjunktur im Ausland aus der Flaute löst und im Inland die Weichen in der Wirtschaftspolitik richtig gestellt werden. Binnenwirtschaftliche Voraussetzungen für einen Aufschwung sind eine moderate Lohnpolitik, ein glaubwürdiger finanzpolitischer Konsolidierungskurs und eine angemessene Geldmengenausweitung. Die Institute plädieren hier wegen struktureller Preisniveauveränderungen in Ostdeutschland für eine Erhöhung des Geldmengenziels auf etwa 7%. Bei Erfüllung dieser Voraussetzungen dürfte es im zweiten Halbjahr 1993 zu einer konjunkturellen Erholung kommen. Im Jahresdurchschnitt wird die Zuwachsrate des westdeutschen Bruttoinlandsprodukt lediglich 0,5% betragen (1992: +1.5%). Die Zahl der Erwerbstätigen wird im Durchschnitt des Jahres 1993 voraussichtlich um 100.000 Personen abnehmen; die Zahl der Arbeitslosen dürfte erstmals seit v