Aufsatz in Zeitschrift

Namibia 1992 - Trotz andauernder Rezession auch Hoffnungsschimmer

Axel J. Halbach
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1992

in: ifo Schnelldienst, 1992, 45, Nr. 24, 25-35

Seit der Unabhängigkeit Namibias sind jetzt fast zweieinhalb Jahre vergangen - Zeit genug, um eine erste Bilanz zu ziehen. Trotz der anhaltend rezessiven Wirtschaftslage (auf interne Entwicklungen ebenso zurückzuführen wie auf die schwache weltwirtschaftliche Situation, niedrige Rohstoffpreise und die instabile politische Lage in Südafrika), muß ein sehr wichtiger positiver Aspekt am Anfang stehen: Das Land ist eine Insel des Friedens im unruhigen südlichen Afrika geblieben. Wenn vom negativen Aspekt der stark angestiegenen Kriminalität abgesehen wird, hat sich für die Weißen wirtschaftlich wenig oder nichts zum Schlechteren gewendet. Andererseits hat die Arbeitlosigkeit unter den Schwarzen und damit der Drang in die vielversprechenderen mittleren Landesteile zugenommen. Bei der Frage nach den Aussichten, die hohe Arbeitslosigkeit zu reduzieren, spielt die Einwohnerzahl und deren Wachstum eine wichtige Rolle. Erste Ergebnisse der Volkszählung vom Herbst 1991 liegen vor: Zu diesem Zeitpunkt lebten in Namibia 1,4 Mill. Menschen - rund 300 000 weniger als von den Vereinten Nationen angenommen. Das durchschnittliche Bevölkerungswachstum lag im Jahrzehnt von 1981 bis 1991 bei genau 3%. Die Struktur des Bruttoinlandsprodukts hat sich trotz der wachsenden Bedeutung der Fischereiwirtschaft nicht wesentlich verändert. Der Rückgang des Bergbaus konnte durch die Zurechnung der Fischfänge in der auf 200 sm erweiterten Wirtschaftszone zum namibischen BIP ausgeglichen werden, so daß der primäre Sektor insgesamt weiterhin rund 42 bis 44% zur Wertschöpfung beiträgt; 10% entfallen auf die verarbeitenden Wirtschaftsbereiche, und auch der tertiäre Sektor blieb mit 46 bis 48% konstant. Die grundsätzliche Schwächeneigung der namibischen Wirtschaft hält jedoch seit der Unabhängigkeit an. Einige Sonderentwicklungen machten es

Schlagwörter: Namibia, Afrika, Bevölkerungsentwicklung, Export, Öffentlicher Haushalt, Rohstoffhandel, Landwirtschaft, Getreide, Bergbau, Fischindustrie