Aufsatz in Zeitschrift

Verlangsamtes Wachstum im Handel

Josef Lachner
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1992

in: ifo Wirtschaftskonjunktur, 1992, 44, Nr. 05, A1-A15

Der Wegfall der Solidaritätsabgabe zur Mitte des Jahres sowie vorgezogene Käufe aufgrund der bevorstehenden Mehrwertsteuererhöhung werden im Einzelhandel Westdeutschlands zwar wieder zu einer Umsatzbelebung führen, für das gesamte Jahr 1992 ist jedoch nur noch mit einem Umsatzplus von nominal reichlich 3% und real etwa 0,5% zu rechnen. Ausschlaggebend für das im Vergleich zu den vergangenen Jahren verlangsamte Wachstum ist hauptsächlich der Rückgang von Käufen ostdeutscher Konsumenten in westdeutschen Einzelhandel. Die zunehmende Modernisierung des Einzelhandels in den neuen Bundesländern und die daraus resultierende Erhöhung der Leistungsfähigkeit wird zu einer erhöhten Akzeptanz führen. Trotz Kaufkraftentzugs aufgrund höherer Preise für bestimmte Dienstleistungen kann im ostdeutschen Einzelhandel mit einem Umsatzplus von nominal rund 10% gerechnet werden. Im westdeutschen Großhandel, dessen Umsatzverlauf vor allem im Konsumgüterbereich während der zurückliegenden beiden Jahre erheblich von der Nachfrage ostdeutscher Käufer geprägt war, ist für das Jahr 1992 real von einem ähnlichen Umsatzergebnis wie im Vorjahr auszugehen. Der ostdeutsche Großhandel kann angesichts verbesserter konjunktureller Bedingungen mit einer spürbaren Absatzbelebung rechnen, wenn es ihm gelingt, sich weiter an die Bedürfnisse von Lieferanten und Abnehmern anzupassen.

Schlagwörter: Handel, Deutschland