Aufsatz in Zeitschrift

Westeuropa : allmähliche Belebung der Konjunktur bei verlangsamtem Preisanstieg

Oscar-Erich Kuntze
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1992

in: ifo Wirtschaftskonjunktur, 1992, 44, Nr. 01, A1 - A

In den westeuropäischen Industrieländern ist das reale Bruttoinlandsprodukt 1991 mit lediglich gut 1% schwächer gestiegen, als zu Jahresbeginn allgemein erwartet worden war. Verschiedene Ursachen hatten zu dieser Konjunkturflaute geführt: Erstens hatte die Geldpolitik 1989, verschiedentlich bereits 1988, die Zügel angezogen, um der Beschleunigung des Preisanstiegs entgegenzuwirken. Zweitens wirkten die flaue konjunkturelle Entwicklung in Nordamerika, die Wirtschaftskrise in Osteuropa und der Sowjetunion sowie die Verlangsamung des Wachstums in anderen Weltregionen dämpfend. Drittens wurde die Wirtschaftentwicklung durch den Golfkrieg zusätzlich belastet. Für 1992 werden als weltwirtschaftlichen Rahmendaten angenommen: In den USA expandiert das reale Bruttosozialprodukt um etwa 2 %. Der durchschnittliche Einfuhrpreis für Rohöl liegt bei annähernd 20 Dollar pro Barrel. Der Wechselkurs des amerikanischen Dollar liegt im Jahresdurchschnitt innerhalb einer Bandbreite von 1,60 bis 1,80 D-Mark. Unter diesen Bedingungen erhöht sich das reale Bruttoinlandsprodukt in den westeuropäischen Industrieländern 1992 vermutlich um 1,5 bis 2%. Bei sehr geringem Überhang 1992/91 steht dahinter die Vorstellung einer sich im Verlaufe allmählich verstärkenden Belebung von Nachfrage und Produktion. Der Staatsverbrauch dürfte wiederum um knapp 2% expandieren. Die privaten Haushalte erhöhen ihre Ausgaben mit ebenfalls annährend 2% etwas lebhafter als bisher. Nur schwach dürften - mit etwa 1% - die Bruttoanlageinvestitionen wachsen. Überdurchschnittlich werden sich sowohl die Ausrüstungsinvestitionen erhöhen, bedingt durch eine lebhaftere Entwicklung vor allem in der zweiten Jahreshälfte. Von der Außenwirtschaft kommen erst im weiteren Verlauf wieder stärkere Anstöße. Sie gehen vor allem von der konjunkturellen Erholung in Nor

Schlagwörter: Westeuropa, Wirtschaftslage, Industriestaaten, Arbeitsmarkt, Leistungsbilanz, Frankreich, Italien, Großbritannien, Spanien, Niederlande