Anti-Inflationspolitik im Transformationsprozeß

Die deutsche Bevölkerung hat in diesem Jahrhundert bereits drei Währungsreformen (1923,1948,1990) erlebt. Die Reformen von 1923 und 1948 beendeten beide eine Inflation, 1923 eine offene Geldentwertung, sichtbar an Preisen und Löhnen, und 1948 eine verdeckte Geldentwertung, unterdrückt durch staatliche Reglementierung und insbesondere den Preisstop. Die Reform von 1990, hingegen, ging einher mit der Eingliederung in ein größeres funktionierendes Wirtschaftssystem. Die Währungsstabilisierung von 1923 war im Gegensatz zur Währungsreform von 1948 nicht mit besonderen Wirtschaftsreformen verbunden; das Wirtschaftsleben war bereits marktwirtschaftlich organisiert. Zu den Stabilisierungsmaßnahmen gehörte allerdings auch eine radikale Neuorientierung der staatlichen Finanzpolitik, um die Defizite der öffentlichen Haushalte zu begrenzen, auf die anhaltende Inflationsprozeße in aller Regel zurückzuführen sind. Die deutsch-deutsche Währungsunion von 1990 war die unabdingbare Voraussetzung für den angestrebten Integrationsprozeß und die Herbeiführung marktwirtschftlicher Verhältnisse. Sie betraf unmittelbar nur die Bevölkerung und Wirtschaft der ehemaligen DDR, stellte jedoch für die gesamte Bundesrepublik neue wirtschaftliche Rahmenbedingungen dar. Die Erfahrungen aus den deutschen Wirtschaftsreformen wie auch aus den Stabilisierungsversuchen in vielen anderen Ländern haben gezeigt, daß Staatshaushalt, Wechselkurs und Geldmengenwachstum die wichtigsten Elemente der Inflation bilden. Die Sanierung des Staatshaushaltes, eine realistische Festlegung des Wechselkurses und die Eliminierung des monetären Überhangs sind die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Inflationsbekämpfung. In den Ländern, die sich im Übergang zur Marktwirtschaft befinden, muß jedoch die Stabilisierung Hand in Hand mit der Strukturreform gehen, denn sie sind gleichwertige